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Özdemir vergleicht Putin mit Kolonialherrscher

BERLIN (dpa-AFX) -Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat Russlands Erwartung einer höheren Getreideernte scharf kritisiert. "Dass Russland nun durch die rechtswidrige Annexion weiter Teile der Ukraine mit einer eigenen höheren Getreideernte rechnet, ist an Zynismus nicht zu überbieten", sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). "Erst stehlen Putins Schergen skrupellos die Weizenreserven der Ukraine, jetzt nimmt er sich gleich ganze Getreideanbauflächen."

Özdemir sagte weiter: "Putins Vorgehen erinnert an längst überwundene Zeiten, in denen Kolonialherrscher fruchtbare Gebiete besetzt und ausgebeutet haben. In einem Rechtsstaat gibt es dafür nur ein Wort: kriminell. Die lächerlichen Scheinreferenden sind dafür keine Rechtfertigung."

Nach der als völkerrechtswidrig eingestuften Annexion von vier Gebieten in der Ostukraine hatte Russlands Landwirtschaftsminister Dmitri Patruschew gesagt, dass er mit einer höheren Getreideernte rechne. "Unter Berücksichtigung des dortigen Ackerlandes denke ich, dass Russland mindestens fünf Millionen Tonnen Getreide zusätzlich bunkern würde. Das dürfte auch bei anderen Kulturen der Fall sein", sagte Patruschew am Dienstag der Staatsagentur Tass zufolge.

Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche die Annexion der teils besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson bekannt gegeben. International wird dieser Schritt nicht anerkannt.

Özdemir verwies auf Erkenntnisse, wonach Russland seit Kriegsbeginn Getreide im Wert von über einer halben Milliarde Euro aus der Ukraine abtransportiert habe. Putins "doppelte Strategie" sei klar, sagte der Minister. "Geld in die eigene Staatskasse bringen und den Hunger in der Welt verschärfen, um für Destabilisierung zu sorgen."