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Die 76-jährige Vivienne Westwood reitet beim politischen Zirkus ihrer LFWM SS18 Modenschau auf den Schultern eines Models

Dame Vivienne Westwood ist eine Kämpferin. Sie ist genauso für ihren großen Einsatz für Kampagnen bekannt wie für ihre mutigen Modedesigns. Und jetzt hat die 76-Jährige – die zu ihrer SS18 Modenschau in ihren für sie typischen 15 cm hohen Plateauschuhen kam – eine Diskussion über die Umweltbelastungen durch die Modebranche angestoßen.

Westwood sprach alles an, von Fracking bis zur Rettung des Regenwaldes und hörte damit auch nicht bei der Präsentation ihrer neuesten Kollektion auf.

Die Designerin kombinierte zum zweiten Mal ihre MAN und Red Label Designs und machte damit Kleidungsstücke zu einem Aktionsplan, um die Welt zu retten.

Vier Symbole wurden eingesetzt, um Westwoods größte Ideale ihres Lebens zu symbolisieren. Ein Herz als Zeichen für Liebe (offensichtlich) und eine freie Welt, ein Diamant für Gier, ein Penis für Krieg und schließlich ein Dreieck, das für „Giganten wie Shell steht, die die Erde vergewaltigen“.

Westwoods berühmte zerzauste Schnitte waren in der extravaganten Zirkus-Show mit Tänzern, Akrobaten und einer beeindruckenden Live-Performance von Mic Righteous allgegenwärtig.

Models wurden so weiß wie Clowns geschminkt und trugen große rote Lippen, wahrscheinlich um die Botschaft zu verbreiten, dass man seinen Mund aufmachen muss, um für das zu kämpfen, woran man glaubt. Notdürftige Schuhe wurden aus Wasserflaschen kreiert – eine weitere große Gefahr für die Umwelt.

Ein Druck mit der Zahl Null sollte die Zuschauermenge zum Nachdenken über Geld anregen (und wie es von der Regierung verschwendet wird). Auf den ersten Blick sah es wie ein Tiermuster aus und man musste schon genauer hinsehen, so wie bei vielen Dingen in dieser Welt.

Tatsächlich spielte Dame Viv in dieser Saison ausführlich mit dem Thema Geld. Die Botschaft ihrer verrückten Modenschau, bei der Schauspieler Ezra Miller und ein eher verwirrt dreinblickender Dermot O’Leary in der ersten Reihe saßen, war: „Kauft nicht alles“.

Oder um es deutlicher auszudrücken: „Wenn du etwas aus meiner Kollektion kaufen willst, wähle nur eine Sache aus und kombiniere sie mit deinen anderen Sachen: Kaufe weniger, wähle mit Bedacht, trage es lange.“

Westwood geht es nicht mehr darum, Geld zu machen. Wir sind uns sicher, das war ihr ohnehin nie wichtig. Nach fast 50 Jahren im Geschäft hat die Vivienne Westwood Marke 2015 38,4 Mio. Euro eingebracht, was ihr ein nettes Sümmchen verschafft, von der sie leben kann und die ihr eine noch mächtigere Position in der Gesellschaft garantiert.

Statt sich um Verkaufszahlen zu kümmern, kuratiert die Punk-Designerin ihre Kollektionen mit Bedacht, so dass ihre eingefleischten Fans – die bei ihrer Modenschau anwesend waren – definitiv ein Kleidungsstück finden, ohne das sie einfach nicht leben können.

Das könnte zum Beispiel ein Anzug mit hellem Schottenmuster sein oder vielleicht eine schicke kurze Jacke. Vielleicht sogar ein komplett gestricktes Stück.

Westwood äußerte sich letztens ausführlicher zu ihren ethischen Grundsätzen bei der Vorschau von Zalandos Bread & Butter und sagte: „Weniger zu kaufen und sich für Qualität zu entscheiden bedeutet, dass Designer bessere Mode machen können, die nicht nur von Marketing und kommerziellen Interessen getrieben ist.“

Es ist ein Weg, von dem viele jüngere Talente inspiriert sind, so auch der charmante Charles Jeffrey.

Die DIY-Queen hat auch ihre persönlichen politischen Ansichten einfließen lassen – so ruft ein Darsteller: „Die Zukunft ist mit Corbyn“.

Westwood hatte sich im Vorfeld der Wahlen öffentlich für den Vorsitzenden der Labour-Partei ausgesprochen und sagte gegenüber „Dazed“: „Jeremy steht eindeutig für Umweltfreundlichkeit, und eine faire Verteilung des Reichtums ist ein guter Start. Von hier aus können wir eine grüne Wirtschaft aufbauen, die unsere Zukunft sichert.“

Wahrscheinlich ist sie wenig erfreut darüber, dass die Konservativen nach wie vor an der Macht sind. Aber Westwood lässt sich von niemandem aufhalten. Sie wird auch weiterhin gegen das Establishment kämpfen und Mode für ihren wahren Zweck einsetzen: Stellung zu beziehen.

Lauren Sharkey
Yahoo Style UK