Absatz-Zwang: Wenn der Business-Dresscode zu weit geht

Dresscodes dienen einer einheitlichen Präsentation des Unternehmens. Doch in manchen Ländern wird die berufliche Kleiderordnung strenger gehandhabt, als in anderen. Nicht selten treten die Vorschriften für die Mitarbeiterinnen eine Sexismus-Debatte los.

Portrait of young Caucasian businesswoman wearing high-heeled shoes walking upstairs and using digital tablet. Business concept
Manche Firmen wollen bei ihren Mitarbeiterinnen nur hohe Absätze sehen. (Symbolbild: Getty Images)

Dass einige Berufe einen konservativen Kleidungsstil pflegen, ist durchaus bekannt. Anwälte oder Angestellte von Banken sind auch in Deutschland stets schick bis elegant angezogen. Doch manche Firmen gehen bei den Bekleidungsvorschriften ihrer Mitarbeiter etwas zu weit.

Beispiel Japan: Hohe Absätze sind Pflicht

In Japan müssen viele Frauen bei der Arbeit hohe Absätze tragen. Yumi Ishikawa, eine japanische Künstlerin und Autorin wehrt sich jetzt gegen diese allgemeingültige Vorschrift und hat via Twitter eine Petition gestartet. Unter dem Hashtag #KuToo, angelehnt an #MeToo, fordert sie mehr Freiheiten für die (Business-)Füße. “Warum sollten wir Verletzungen und schmerzende Füße in Kauf nehmen, wenn Männer flache Schuhe tragen dürfen?“, schreibt Ishikawa in ihrem viralen Twitter-Post, der über 70.000 Likes sammelte. Die Künstlerin bezieht sich dabei auf ihr eigenes Erlebnis im Job, als sie sich durch das Tragen von hohen Absätzen an den Füßen verletzte und kündigen musste. Ihre Petition haben bereits rund 20.000 Frauen unterzeichnet. Ausgenommen von der Regel sind Frauen, die Jobs in den Neuen Medien haben.

Yumi Ishikawa, leader and founder of the KuToo movement, poses after a press conference in Tokyo on June 3, 2019. - A group of Japanese women on June 3 submitted a petition to the government to protest what they say is a de-facto requirement for female staff to wear high heels at work. The online campaign #KuToo, using a pun from a Japanese word "kutsu" -- that can mean either "shoes" or "pain" --  was launched by actress and freelance writer Yumi Ishikawa and quickly won support from nearly 19,000 people online. (Photo by Charly TRIBALLEAU / AFP)        (Photo credit should read CHARLY TRIBALLEAU/AFP/Getty Images)
Die Künstlerin Yumi Ishikawa startete eine Online-Petition gegen den Absatz-Zwang von japanischen Unternehmen. (Bild: Getty Images)

Beispiel Russland: Mehr Geld für mehr Bein

Noch krasser geht es in manch russischer Firma zu. Der Aluminiumhersteller Tatprof versuchte, seine Mitarbeiterinnen für einen besonders weiblichen Look zu bestechen. Getarnt als “Teambuilding-Maßnahme“ bekämen die Frauen knapp 1,70 Euro mehr Gehalt pro Tag im Monat Juni, wenn sie geschminkt und mit kurzen Röcken zur Arbeit kämen. Der Hintergrund der sexistischen Aktion: Den Männern sollte der Alltag durch mehr Bein etwas schöner gestaltet werden.

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Beispiel Norwegen: Keine flachen Schuhe über den Wolken

In Sachen Dresscode stehen auch die Fluglinien immer mal wieder in der Kritik. Kein Wunder: In kaum einem anderen Business wird so viel Wert auf die äußere Erscheinung gelegt wie bei den Flugbegleitern. In Norwegen führten die Kleidervorschriften der Billigfluglinie Norwegian Air im April zu einer regelrechten Sexismus-Debatte in den Medien. Denn die Flugbegleiterinnen durften nur Schuhe mit Absätzen über den Wolken tragen. Ausnahmen gab es nur bei einem ärztlichen Attest. Die Fluglinie dementierte die Vorwürfe und betonte, die Attestpflicht gelte nur außerhalb des Flugzeuges.

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Und in Deutschland?

Hierzulande kommt es stark auf die Firma an. Strikte Dresscodes mit Krawattenzwang gibt es vor allem in den konservativen Berufen, wie etwa die eingangs erwähnte Finanz- und Rechtsbranche. High Heels werden den Frauen aber, im Regelfall, nicht vorgeschrieben, solange das Schuhwerk elegant und präsentabel ist. Beliebt ist in vielen Berufen der sogenannte “Business casual“, eine Mischung aus leger und schick, ein Dresscode, der auch gerne in den großen Unternehmen gepflegt wird.

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