Aktie von chinesischem Immobilienriesen Evergrande stürzt ab

Die Aktie des schwer verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande ist am Montag an der Börse von Hongkong abgestürzt. Der Kurs fiel bis Handelsschluss am Montag um fast 80 Prozent. (STRINGER)
Die Aktie des schwer verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande ist am Montag an der Börse von Hongkong abgestürzt. Der Kurs fiel bis Handelsschluss am Montag um fast 80 Prozent. (STRINGER)

Die Aktie des schwer verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande ist am Montag an der Börse von Hongkong abgestürzt. Der Kurs fiel bis Handelsschluss um fast 80 Prozent. Der Handel mit Evergrande-Papieren war nach einer Pause von rund 17 Monaten am Montag erst wieder zugelassen worden, nachdem der Konzern Zahlen zu Umsatz und Gewinn veröffentlicht hatte.

Gleich zu Handelsbeginn stürzte der Kurs um fast 87 Prozent ab. Gegen Mittag war Evergrande an der Börse noch rund 590 Millionen Dollar (545 Millionen Euro) wert - 2017 hatte der Börsenwert einen Höhepunkt von mehr als 50 Milliarden Dollar erreicht. Seitdem ging es steil bergab.

2021 war bereits die Pleite des riesigen Unternehmens befürchtet worden. Im März 2022 erklärte Evergrande, der Konzern könne seinen geprüften Geschäftsbericht für 2021 nicht pünktlich vorlegen. Daraufhin wurde der Aktienhandel ausgesetzt.

Im vergangenen Monat veröffentlichte das Unternehmen endlich Zahlen: Demnach machte Evergrande in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt umgerechnet rund 100 Milliarden Euro Verlust. Die Höhe der Schulden belief sich Ende 2022 auf mehr als 300 Milliarden Euro.

Am Sonntagabend veröffentlichte Evergrande Zahlen für das erste Halbjahr 2023. Demnach konnte der Konzern seine Verluste auf umgerechnet 4,2 Milliarden Euro verringern. Die Schulden blieben allerdings hoch, bei umgerechnet rund 304 Milliarden Euro. Und die Liquidität schwindet: Evergrande verfügt nur noch über rund 515 Millionen Euro an Barmitteln - im Vergleich zu etwa etwa 1,85 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Evergrande ist das Symbol für die Krise des chinesischen Bausektors. Die Branche hatte seit Ende der 90er Jahre einen Boom verzeichnet, doch viele Unternehmer verschuldeten sich immer mehr. 2020 erließen die Behörden Maßnahmen, um die Überschuldung zu stoppen. Seitdem schaffen es große Bauträger immer wieder nicht, Projekte fertigzustellen.

Evergrande hatte im März einen Umstrukturierungsplan präsentiert. Teil davon war das Angebot an die Gläubiger, ihnen Anteile an den Tochtergesellschaften zu überlassen, etwa an der Elektroautotochter Evergrande NEV. Ein Gericht in Hongkong soll im Oktober entscheiden, ob der Konzern zerschlagen wird.

Ein am Montag geplantes Treffen mit Gläubigern wurde kurzfristig um einen Monat verschoben. Das erlaube ihnen, den Umstrukturierungsplan zu "verstehen und weiterzuentwickeln", teilte Evergrande mit. In den USA hatte der Konzern kürzlich Gläubigerschutz nach Kapitel 15 beantragt, so dass Gläubiger während der Umstrukturierung nicht an Evergrande-Vermögenswerte in den USA herankommen.

Die Führung in Peking hat in den vergangenen Wochen versucht, die Branche wieder mehr zu unterstützen. So erhalten Immobilienentwickler mittlerweile wieder mehr Kredite und Auflagen wurden gelockert.

ilo/ck