Anja Karliczek und die Ehe für alle: Wenn selbst die Bildungsministerin keine Gleichberechtigung will

Anja Karliczek hat ein Problem mit der Ehe für alle. (Bild: Etienne Laurent/Pool Photo via AP)
Anja Karliczek hat ein Problem mit der Ehe für alle. (Bild: Etienne Laurent/Pool Photo via AP)

Da hat Bildungsministerin Anja Karliczek aber einen rausgehauen. Die CDU-Politikerin hat die Ehe für alle kritisiert und sich damit Freunde auf der rechten Seite gemacht. Dabei verwies sie auf ein Problem, zu dem sie mit ihrer Haltung selbst beiträgt.

Eine Kolumne von Carlos Corbelle

“So, wie wir es gemacht haben, hat es eher für Polarisierung gesorgt”, sagte Karliczek in der n-tv-Sendung “Klamroths Konter” über die Einführung der Ehe für alle. Doch was meint sie mit der Polarisierung? Dass nicht alle damit einverstanden sind, wenn sich auch gleichgeschlechtliche Paare dafür entscheiden, den Bund der Ehe einzugehen – und das auch noch in einem demokratischen Land wie Deutschland, in dem die Würde des Menschen tatsächlich unantastbar sein sollte, ganz gleich, ob man hetero-, bi- oder homosexuell ist? Tja, damit wird man wohl leben müssen. Wär mir auch wesentlich lieber, wenn niemand mehr ein Problem mit der Ehe für alle hätte. Nur sollte sich eine freiheitliche Gesellschaft nicht davon abhalten lassen, allen Bürgern die selben Rechte zukommen zu lassen, nur weil manche der Auffassung sind, dass diese Rechte nur für ausgewählte Personenkreise (in diesem Fall Heterosexuelle) gelten sollen.

“Es geht nicht um ‘glücklich'”

Doch bei der Sorge um eine Polarisierung belässt es Karliczek nicht. Sie hätte gerne eine Langzeitstudie, die sich mit den Auswirkungen auf Kinder beschäftigt, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft aufgewachsen sind. Dabei gibt es bereits zahlreiche renommierte Studien, die attestieren, dass es Kindern solcher Familien gut geht, wie etwa der Grünen-Abgeordnete Kai Gehring der dpa zufolge betont.

Aber – und das ist das i-Tüpfelchen an der ganzen Sache: “Es geht nicht um ‘glücklich’ und um ‘gut erzogen’. Es geht um etwas grundsätzlich anderes”, sagt Karliczek. “So lange Kinder diskriminiert werden in Schulen oder in irgendeiner Weise gemobbt werden, so lange haben wir ein Problem.”

Das ist ein Problem, in der Tat. Ein Problem, zu dem sie beiträgt, indem sie ausgerechnet als Bildungsministerin das Aufwachsen bei homosexuellen Paaren pauschal verurteilt. Beifall für ihre Aussagen gab’s übrigens von der AfD. Ob sich Karliczek darüber freuen sollte, ist jedoch eine andere Frage… (Spoiler: Die Antwort lautet Nein)

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