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Bald 270 Sandstürme pro Jahr im Irak: Warum es immer schlimmer wird

Bald 270 Sandstürme pro Jahr im Irak: Warum es immer schlimmer wird

An einigen Autos oder Fenstern in Europa kleben noch Überreste des Saharastaubs, der im März 2022 an mehreren Tagen besonders heftig ausgefallen war. Doch viel extremer und häufiger sind die Sandstürme in diesem Frühjahr im Irak.

Allein seit Mitte April erlebten die Menschen im Irak neun Sand- und Staubstürme. Besonders extrem war das Phänomen ab dem 23. Mai, als mehrere Regionen durch den Sand in orangefarbenes Lich getaucht wurden. Über der Hauptstadt Bagdad schwebte eine graue Staubwolke, anstatt der üblichen Staus blieben die Straßen menschenleer. Die Flughäfen von Bagdad und Erbil wurden wegen mangelnder Sicht an den Sandsturm-Tagen geschlossen. Auch Saudi-Arabien und Kuwait waren betroffen.

Mehrere tausend Menschen im gesamten Irak mussten bei jedem der Sandstürme wegen Atemwegsbeschwerden in Krankenhäusern behandelt werden. Besonders schlimm war es für diejenigen, die unter Asthma leiden, für Patientinnen und Patienten mit Herzproblemen sowie für ältere Leute.

Bald fast jeden Tag ein Sandsturm?

Experten gehen davon aus, dass sich das Phänomen in den kommenden Jahren immer weiter verstärkt. Das irakische Umweltministerium warnt, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten durchschnittlich 272 Tage pro Jahr Sandstürmen vorkommen, die bis 2050 auf über 300 pro Jahr ansteigen könnten.

Aufgrund von schlechtem Wassermanagement und unkontrollierter Urbanisierung breitet sich die Wüstenbildung immer weiter aus. Immer weniger Bäume und andere Pflanzen bremsen die Winde.

"Es handelt sich um menschliche Übernutzung, deren Auswirkungen durch den Klimawandel verstärkt werden, sowohl was die Intensität als auch was die Häufigkeit betrifft", erklärt Jean-Luc Chotte, Vorsitzender des französischen wissenschaftlichen Komitees für Wüstenbildung im Gespräch mit France Info.

Im Irak sind 40% der Böden von Wüstenbildung betroffen. Laut UNO gehört der Staat zu den fünf Ländern der Welt, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

Hadi Mizban/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
Sandsturm in Bagdad im Irak am 23. Mai 2022 - Hadi Mizban/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.

Auch mehr Saharastaub in Europa?

Durch die steigenden Temperaturen in der Arktis werden die Temperaturunterschiede zwischen Norden und Süden auf dem europäischen Kontinent geringer. Das erleichtert dem Saharastaub den Weg aus Afrika nach Europa. Meteorologe Georg Haas erklärt in der Augsburger Allgemeinen: "Mit den häufigeren Südlagen kommt dann auch häufiger der Saharastaub zu uns nach Deutschland".

Doch in Europa gilt der Saharastaub laut Studien für die Gesundheit der Menschen als weitestgehend ungefährlich.