Beauty weltweit: Frauen aus Südkorea kämpfen für ihr "wahres Gesicht"

Unter K-Beauty versteht die Schönheitsindustrie eine aufwendige Kosmetik-Routine aus Südkorea, die bis zu zwölf Schritte beinhalten kann. Und das, bevor überhaupt Farbe ins Spiel kommt. Foto: Symbolbild / gettyimages / RUNSTUDIO
Unter K-Beauty versteht die Schönheitsindustrie eine aufwendige Kosmetik-Routine aus Südkorea, die bis zu zwölf Schritte beinhalten kann. Und das, bevor überhaupt Farbe ins Spiel kommt. Foto: Symbolbild / gettyimages / RUNSTUDIO

Ihr Kampf gegen ein eintöniges Schönheitsideal ist gleichzeitig ein Kampf für Gleichberechtigung und Natürlichkeit. Doch der Weg für Frauen aus Südkorea ist noch ein weiter. Aber eine Bewegung in den sozialen Medien macht mobil.

Südkorea spielt für die Schönheitsindustrie eine Hauptrolle. Einerseits, weil es ein gigantischer Absatzmarkt ist – Nummer acht unter den Ländern weltweit. Andererseits, weil sich die Beauty-Trends aus Südkorea vermarkten und exportieren lassen. Mit „K-Beauty“, also Schönheit aus Korea, versprechen Magazine wie “Nylon” oder “Vogue” der restlichen Welt eine ganz neue „Schönheits-Philosophie“.

Bis zu zwölf Schönheitsprodukte – bevor es mit dem Schminken losgeht

Denn das Land ist berühmt für seine besonders vielschichtige, im doppelten Sinne, Schönheitsroutine: Südkoreanerinnen legen bis zu zwölf Schönheitsprodukte auf, bevor sie überhaupt anfangen, sich zu schminken. Das Ganze mitunter zweimal täglich. Das ist nicht nur zeitraubend – die Prozedur dauert bis zu zwei Stunden – sondern auch teuer. Viele Koreanerinnen geben hunderte Dollar monatlich aus, um dem Ideal zu entsprechend.

Doch das ist nicht überraschend in einem Land, in dem es normal ist, zum Schulabschluss einen schönheitschirurgischen Eingriff vornehmen zu lassen. Das Gesellschaftsmagazin „Atlantic“ etwa schreibt, besonders beliebt sei eine Operation, bei der die Kiefer gebrochen werden, um die Kinnlinie gerade zu ziehen. Insgesamt lassen sich, prozentual an der Einwohnerzahl gemessen, die meisten Menschen überhaupt in Südkorea operieren – so berichtet es die New York Times. Alles im Namen der Schönheit.

View this post on Instagram

힘들어하는 나에게 “누군가에게 용기를 주기위해서” 라는 실체없는 대의적 명분에 매달리지말라고 친구가 조언해줬다. 누가 정말 뒷통수를 친기분이 였다 나는 은연중에 내가 용기가 될려고 발버둥 쳤나보다 이 좆같은 혐생에서 내존재가 용기조차 안된다면 포기하고싶어질까봐 더욱더 “용기”라는 단어에 목매달았던거같다. 다른사람에게 용기라도 되고싶었나보다. 잠시라도 코르셋을 다시입고싶다는 생각을 했었고 그생각에 자괴감에 빠졌었다. 하지만 빠질필요없다 이좆같이 코르셋 강요당하는 사회에서 그렇게 학습해온 내가 흔들 릴 수 있는거 아닌가 결론은 코르셋을 입지않은 불보지인데 결론을 코르셋은 절대 입을 수 없는걸로 내리면된다. 입을게 아니라는걸로 내리면된다. 나는 용기일 필요없다 오늘도 이렇게 내사진을 보며 저때의 내모습을 상기하며 인형같은삶을 안타까워할것이다. 내가 돌아가지않을려는 발악이다. 날위한것이다. 지칠땐 지칠꺼고 힘들땐 힘들꺼고 주저앉고싶으면 주저앉을꺼다. 대신 절때 후퇴하지 않겠다 절대 절대 절대 세상이 날 힘들게 하는만큼 더 내가가는 길이 옳은걸 아니깐 . 페미니즘을 접해서 알게되서 배울 수 있어서 이 부조리함을 알 수 있어 너무 다행이다. #탈코르셋#탈코#인형#디폴트#페미니즘#디폴트운동 사진 무단 도용시 법적 처벌합니다. 사진 컨택은 디엠으로 남초커뮤나 페북으로 사진 퍼갈때 컨택하고 가져가라 좃팔놈들아; 내초상권있다

A post shared by 네임드 (@ambiciosa._) on Nov 26, 2018 at 3:51am PST

In der Subway von Seoul steht geschrieben: „Du wurdest schön geboren? Das ist eine riesige Lüge.“ Die Schönheitsindustrie spielt in der Werbung eine prägende Rolle, zwar nehmen auch die Angebote für Männer zu, hauptsächlich richtet sich die Ansprache, wie die in der Subway, aber an Frauen. So gibt es in Südkorea selbst Regeln, die den „korrekten“ Hautton für Schülerinnen vorgeben. Also passen Mädchen bereits in jungen Jahren ihr Äußeres an, sonst droht ihnen eine Strafe. Das schreibt der Guardian.

Slideshow: Das geben die Stars für ihre Schönheit aus

Doch seit einiger Zeit sträubt sich Widerstand gegen die strikten Regeln der Schönheitsindustrie. Dafür versammeln sich südkoreanische Frauen hinter einem gemeinsamen Hashtag: #EscapetheCorset (etwa: „sprenge das Korsett“), er ist inspiriert von der #MeToo-Bewegung des vergangenen Sommers. Die Bewegung zielt gegen die Erwartung, die an Frauen in Südkorea gerichtet wird, immer perfekt auszusehen. Und dazu noch uniform, so wie es die Schönheitsindustrie gerne hätte.

Protest regt sich

Ideal soll sein: bleiche Haut, dazu große Augen, eine gerade Nase, schmale Beine, kirschrote Lippen, ein kleines Gesicht und eine Körperproportionen von neun-zu-eins. Der Körper soll neunmal so lang sein, wie das Gesicht. Gegen diese Regeln rebellieren südkoreanischen Frauen. Um auszubrechen, zerbrechen sie Schönheitsideale – und das nicht im übertragenen Sinn: Sie zerstören ihre Schönheitsprodukte, zerbrechen Lippenstifte, zerbröseln Make-Up oder pressen Cremes und Puder aus Tuben. Sie veröffentlichen Bilder von den Überresten auf den sozialen Medien. Ihr Ziel: Auch andere Frauen zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen.

Die Frauen von „Escape the Corset“ wollen aber nicht beim Make-Up aufhören, sie demonstrieren mit ihrer Natürlichkeit für mehr Freiheit, für mehr Gleichberechtigung. Das gilt auch für die Bezahlung oder das gesellschaftliche Ansehen. Denn die Maßgabe: „Perfektes Äußeres führt zum Erfolg“ ist nur ein Ausdruck der zutiefst patriarchalisch geprägten Gesellschaft – denn er gilt nur für Frauen.

Der Weg ist noch weit…

Wie weit der Weg ist, zeigt das Beispiel von Lim Hyeon-ju, einer Nachrichtensprecherin des Senders MBC. Sie trug vergangenes Jahr als erste Frau während der Sendung eine Lesebrille. Was für Männer im südkoreanischen Fernsehen normal ist, entspricht nicht dem Schönheitsideal einer Frau. Und dabei haben Frauen in Südkorea noch weitaus größere Herausforderungen vor sich: Sexuelle Übergriffe oder illegales Filmen, beides zählt für viele Frauen zum Alltag.

Umso wichtiger ist, dass die Bewegung Anführerinnen hat. Eine davon ist Bae Eun-jeong, sie wurde unter dem Namen Lina Bae auf Youtube zum Star. Die 22-jährige Frau sagte im Gespräch mit der New York Times: „Mir wurde klar, dass etwas gehörig schiefläuft. Ich wollte ein Video veröffentlichen, das zeigt, es ist OK, sich selbst nicht zu maskieren.“

Also drehte sie ein Video: Ihr Gesicht füllt darin den ganzen Bildschirm aus, während sie sich schminkt. Grundierung, Eyeliner, falsche Wimpern. Dann wischt sie alles weg und sagt: „Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, wie dich andere sehen. Du bist besonders und schön, genauso, wie du bist.“ Das Video wurde mittlerweile sieben Millionen Mal angeklickt.

Frauentag in Berlin: Reicht das?

Viele Fans danken Eun-jeong für die Unterstützung und die Inspiration. Sie hätten sich sonst nie getraut, ihr „wahres Gesicht“ in der Öffentlichkeit zu zeigen. Gleichzeitig reagierten aber auch viele mit Hass – selbst Morddrohungen erhielt Eun-jeong. Das zeigt, jeder Schritt für mehr Freiheit, muss hart erkämpft werden. #Escapethecorset aber weist den Weg.

VIDEO: Immer weniger Südkoreaner essen Hunde