Belästigungs-Skandal um die Schwedische Akademie betrifft auch Kronzprinzessin Victoria

Die Schwedische Akademie ist dem Schwedischen Hof unterstellt: An ihrer jährlichen Versammlung (im Bild im Jahr 2013) nimmt auch die Schwedische Königsfamilie teil. (Bild: AP Photo/TT News Agency/Jonas Ekstromer)
Die Schwedische Akademie ist dem Schwedischen Hof unterstellt: An ihrer jährlichen Versammlung (im Bild im Jahr 2013) nimmt auch die Schwedische Königsfamilie teil. (Bild: AP Photo/TT News Agency/Jonas Ekstromer)

Nach Vorwürfen der Korruption und sexuellen Belästigung an der Schwedischen Akademie platzt nun die nächste Bombe: Angeblich ist auch Kronprinzessin Victoria unter den Opfern.

Eigentlich handelt es sich um eine altehrwürdige und einflussreiche Institution. Gegründet im Jahr 1876 von König Gustav III steckt die Schwedische Akademie aber seit Wochen in einem Korruptions- und Belästigungsskandal, der soeben noch interessanter wurde. Denn laut der Tageszeitung ‚Svenska Dagbladet’ wurde auch die schwedische Kronprinzessin Victoria zum Opfer des Belästigers.

Der Vorfall habe sich 2016 direkt am schwedischen Hof ereignet, dem die Schwedische Akademie untergestellt ist. Der mutmaßliche Täter namens Jean-Claude Arnault soll der Tochter von König Karl-Gustaf und Königin Silvia an den Po gefaßt und damit laut Zeugenaussagen “einen eindeutigen sexuellen Akt” getätigt haben.

Im Herbst 2017 waren erstmals Vorwürfe gegen den Mann laut geworden: insgesamt 18 Frauen warfen Jean-Claude Arnault damals sexuelle Belästigung und in einem Fall auch Vergewaltigung vor. Er ist der Ehemann der Lyrikerin Katarina Frostenson, die ein Mitglied des Gremiums der Schwedischen Akademie ist, also jenem mächtigen Kreis, der die Vergabe des Literaturnobelpreises entscheidet. Sie soll auch Zuschüsse der Akademie an ihren Ehemann mitgenehmigt haben, ohne sich, wie das eigentlich notwendig wäre, für befangen zu erklären. Am Kulturverein Forum, der so gefördert wurde, soll sie obendrein beteiligt gewesen sein, was ihr nun auch Ermittlungen wegen des Bruchs von Transparenzregeln einbrachte.

Als Verleiher des Literaturnobelpreises ist die Schwedische Akademie weltberühmt. Auf dem Bild gibt Sara Danius, bis vor kurzem Vorsitzende der Akademie, den Gewinner 2016 bekannt: Bob Dylan. (Bild: AP Photo/Jonas Ekstromer /TT)
Als Verleiher des Literaturnobelpreises ist die Schwedische Akademie weltberühmt. Auf dem Bild gibt Sara Danius, bis vor kurzem Vorsitzende der Akademie, den Gewinner 2016 bekannt: Bob Dylan. (Bild: AP Photo/Jonas Ekstromer /TT)

Der sich ausweitende Skandal hat bereits zum Rückzug einiger Mitglieder des Gremiums geführt. Der Grund: Der Umgang der Akademie mit den Vorwürfen entsprach nicht ihren Erwartungen. Derzeit sind gar nur 10 von ursprünglich 18 Mitgliedern noch aktiv. Auch die Vorsitzende, Sara Danius, musste ihren Platz räumen. Nun wird sogar darüber diskutiert, die Vergabe des Preises um ein Jahr zu verschieben, bis die Vorfälle geklärt sind. Seit 1901 wird der Literaturnobelpreis vergeben. Nur sieben Mal setzte man die Vergabe aus, zuletzt in den Jahren 1940 bis 1943.

Korruption und sexuelle Belästigung sind neue Vorwürfe für die Schwedische Akademie, deren Ansehen in der Öffentlichkeit schwer gelitten hat. Vor einer Woche nahm sie zu den Vorwürfen Stellung: Ja, es habe Fälle von Korruption gegeben, und auch zu sexuellen Übergriffen erheblichen Maßes sei es gekommen. Auch die Behörde für Wirtschaftsdelikte ermittle bereits.

Der Skandal erinnert an den Fall Harvey Weinstein, der die #metoo-Debatte erstmals ins Rollen gebracht hatte. Auch der Täter aus dem Umfeld der Schwedischen Akademie soll Frauen, die sich gewehrt haben, damit gedroht, dass sie keine Arbeit mehr finden würde. Die Schriftstellerin Elise Karlsson, die zu den 18 Frauen gehört, die Vorwürfe erheben, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP außerdem, Arnault habe absichtlich nach “jungen und verletzlichen” Opfern gesucht, gegenüber denen er sich durch sein Netzwerk aus Verlegern, Produzenten und Regisseuren in einer mächtigen Position befand. Erst 2015 war ihm ein königlicher Orden verliehen worden: Das bedauerte nun die Schwedische Kulturministerin Alica Bah Kuhnke vor kurzem öffentlich.

Die Verwicklung der Kronprinzessin könnte den Fall nun noch interessanter machen: Denn laut königlichem Dekret ist es König Karl Gustav vorbehalten, die Statuten der Akademie zu verändern.