Better Life: Das kann jeder gegen Lebensmittelverschwendung tun

Wenn Unmengen Lebensmittel direkt aus dem Verkaufsregal in die Tonne wandern, kann das unterschiedliche Gründe haben. Klar ist: Jeder Einzelne kann gegen die Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel vorgehen.

Karton mit frischem Gemüse
Wieder zu viel eingekauft? Wer keine Lebensmittel verschwenden will, achtet nicht nur auf durchdachte Einkaufs- und Mahlzeitenplanung, sondern gibt Übriges auch einfach an Mitstreiter*innen ab. (Symbolbild: Getty Images)

Kopfsalat mit vereinzelten braunen Stellen. Ungeöffnete Brotaufstriche, deren Mindesthaltbarkeitsdatum gerade überschritten ist. Eine Box voller Eier, von denen zwei bereits einen Knacks haben. Klingt nach einem ganz normalen Kühlschrankinhalt – könnte aber auch der Blick in eine der riesigen Abfalltonnen sein, wie wir sie an den Hintereingängen von Supermärkten kennen. "Food Waste", zu deutsch Lebensmittelverschwendung, ist real. Und kommt überall auf der Welt – oder besser gesagt: in fast allen Industrienationen – vor.

Infografik: Das Ausmaß der weltweiten Lebensmittelverschwendung | Statista
Infografik: Das Ausmaß der weltweiten Lebensmittelverschwendung | Statista

Angefangen von den USA, in denen ein Video mit vollen Einkaufswägen viral ging, deren Inhalt schnurstracks in die Tonne wanderte. Über China, das als bevölkerungsreichstes Land der Welt mit 91 Millionen Tonnen verschwendeten Lebensmitteln pro Jahr sämtliche Food-Waste-Listen anführt. Bis nach Europa, wo ebenfalls schockierende 58 Millionen Tonnen an Lebensmitteln in den Müll wanderten, obwohl sie – vielleicht – noch essbar gewesen wären. Das zeigt auch ein Post auf der Plattform X, der einen Blick in eine Supermarkttonne zeigt und das Schweizer Unternehmen fragt: "Wie wollt ihr dieses Problem endlich ein für allemal lösen?"

Dieser Frage gehen auch wir nach: Was lässt sich gegen Lebensmittelverschwendung tun - und warum gibt es sie überhaupt?

Während in den USA häufig mangelnde oder auch mangelhafte Kühlmöglichsysteme dafür verantwortlich gemacht werden, dass Frischware in den Müll wandern muss, nennt die Europäische Kommission eine ganze Reihe an Gründen, die dafür sorgen, dass Lebensmittel verloren gehen oder verschwendet werden – vom "landwirtschaftlichen Betrieb, bei der Verarbeitung und Herstellung, in Geschäften, in Restaurants und Kantinen und im Haushalt".

Zu den Faktoren, die zur Lebensmittelverschwendung beitragen, gehören demnach unter anderem auch Fragen der Lagerverwaltung sowie unzureichende Lagerung/Transport auf allen Stufen der Lebensmittelkette, aber auch Überproduktion, falsche Etikettierungen, schwer zu entleerende Verpackungen, standardisierte Portionsgrößen in Restaurants sowie unzureichende Planung des Einkaufs beim Einzelnen. "All diesen Problemen liegt ein allgemeiner Mangel an Bewusstsein [...] für das schiere Ausmaß des Problems, die möglichen Lösungen und die Vorteile, die sich aus der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ergeben, zugrunde", heißt es auf der Website der Europäischen Kommission.

"Allgemeiner Mangel an Bewusstsein für das schiere Ausmaß des Problems"

In Deutschland werden jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen – 59 Prozent davon in Privathaushalten. Dabei kann jeder Einzelne etwas dafür tun, dass schrumpelige Äpfel, Bäckerbrot von gestern und Käsepackungen mit verschmiertem Etikett nicht vorschnell im Müll landen. Und so geht's:

  • Immer nach Plan einkaufen: Wer Mahlzeiten und Einkäufe für die Woche vorplant und die Mengen genau kalkuliert, wird weniger wegwerfen.

  • Lieber häufiger einkaufen und dafür weniger: Drei Produkte von zweien sind immer noch zu teuer, wenn man nur eines davon isst.

  • Niemals hungrig einkaufen gehen! So lassen sich Impulskäufe, die zu einem "zu viel" an Lebensmitteln führen, vermeiden.

  • Immer auch Haltbares zu Hause haben wie Nudeln, Reis, Tiefkühlgemüse, damit panische Last-Minute-Einkäufe vor Ladenschluss auch mal ausfallen können. Letzteres lässt sich auch portioniert aus dem Kühler nehmen, so dass nicht mal Reste übrigbleiben.

  • Nicht nur auf den Preis und/ oder die Ästhetik des Gemüses achten: Auch krumme Bananen schmecken gut – und statt viel billiges lieber auf teureres, nachhaltiges Gemüse setzen. Sparen lässt sich dennoch mit Discounter-Aktionen wie "Keiner ist perfekt" oder "Krumme Dinger", bei denen ansonsten aussortierte Frischware zu guten Preisen angeboten wird. Übrigens: Saisonales und regionales Gemüse hält sich in der Regel länger!

Extra-Tipp: Auch bei haltbaren Lebensmitteln lässt sich Verschwendung beim Einkauf vermeiden – indem man zum Beispiel bei Anbietern wie Motatos bestellt. Das Berliner Start-up kauft einwandfreie Lebensmittel mit beispielsweise falschen Etikettierungen, veralteten Verpackungen und kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum direkt vom Hersteller und verkauft sie bis zu 80 Prozent günstiger weiter. So lassen sich Reis, Bohnen in Dosen und Gummibärchen in der Großpackung vor der Tonne retten – und man spart auch noch dabei.

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  • Bedeutung von Mindesthaltbarkeits- und Verfallsdaten kennen. Wer weiß, wann ein Lebensmittel schlecht ist (und wann nicht), muss weniger wegwerfen.

  • Lebensmittel adäquat lagern – im richtigen Fach im Kühlschrank beziehungsweise gut verschlossen im Vorratsschrank. Dazu gehört auch, Gemüse und Obst aus der Plastikverpackung zu befreien – hier entsteht nur unnötiges Kondenswasser, das zu Schimmel führen kann. Äpfel und Tomaten gehören übrigens getrennt von anderen Obst- und Gemüsesorten aufbewahrt, da sie Obst und Gemüse in ihrer direkten Umgebung schneller reifen (also auch verderben!) lassen. Noch mehr Tipps nachlesen in diesem Artikel der Verbraucherzentrale zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln.

  • Wissen, was im Kühlschrank ist: Gut einsehbare "Iss mich"-Kiste anlegen, in der sich Lebensmittel befinden, die bald bis sehr bald verbraucht werden sollten. Wer weiß, vielleicht ergibt sich hier ja auch eine Idee für ein neues Gericht?

Extra-Tipp: Ein bestimmtes Lebensmittel wurde beim Einkauf vergessen? Dann nicht gleich wieder zum Einkaufen spurten, sondern in Foodsharing- und Fair-Teiler-Gruppen nachfragen: Vielleicht fährt jemand gerade in den Urlaub und hat noch Frühlingszwiebeln oder frische Zucchini über.

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Frau kocht Marmelade ein
Zu viele Erdbeeren gekauft oder geerntet? In Form von Erdbeermarmelade lassen sie sich haltbar machen. (Bild: Getty Images)
  • Mögliche Reste und Überbleibsel in die Mahlzeitenplanung einkalkulieren: Aus den Kartoffeln vom Vortag lassen sich tolle Bratkartoffeln zaubern, rohe Gemüsereste sind eine tolle Basis für eine Gemüsebrühe. Übrigens: Mit Apps wie Restegourmet lässt sich auf Basis vorhandener Zutaten nach möglichen Gerichten suchen.

  • (Ein-)Kochen lernen: Aus Äpfeln mit Druckstellen lässt sich tolles Apfelmus zubereiten, und reife Birnen können in Zucker, Wasser und Zitronensaft haltbar gemacht werden.

  • Einfrieren nicht vergessen! Butter-Reste, Sahne, Brötchen und sogar Kräuter und Gewürze lassen sich bestens einfrieren – natürlich bevor sie schlecht werden. Irgendwann freut sich dein Curry über so gut wie frischen Koriander und den Rest Kokosmilch aus dem Tiefkühler!

Was ist Foodsharing? Alles, was du über die Initiative gegen Lebensmittelverschwendung wissen musst

Extra-Tipp: Öfter mal jemanden zum Essen einladen, wenn man weiß, dass man zu viel gekocht hat – oder das Extrastück Kuchen vom Nachmittagskaffee in der Lebensmittelretter-Community anbieten. Sorgt für weniger Lebensmittelverschwendung – und mehr Freunde unter Nachbar*innen!

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