Better Life: Feuerwerk-Alternativen - Umweltfreundlichere Böller und Knaller
Stundenlanges Anstehen für die Stars von Silvester: Feuerwerk und Böller. Doch die Freude währt nur bis zum nächsten Morgen – schließlich gehört zum traditionellen Vertreiben der bösen Geister an Silvester auch jede Menge Müll auf den Straßen. Umweltverbände sprechen sich schon lange für "Böllerverbote" aus. Für alle, die nicht auf Knaller und Co. verzichten wollen, gibt es hier umweltfreundlichere Alternativen.
Neben der Frage, welche guten Vorsätze man sich vornehmen möchte, um sie dann nach wenigen Tagen wieder zu brechen, stellt sich an Silvester noch eine weitere: Feuerwerk und Böller, ja oder nein?
Knapp zwei Drittel der Deutschen befürworten eine deutliche Einschränkung oder sogar ein generelles Verbot von Silvester-Feuerwerk – so zeigt es eine repräsentative Umfrage der Meinungsforschungsagentur pollytix, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Auch eine Umfrage in der #NDRfragt-Community zeigt, dass eine Mehrheit von 60 Prozent der befragten Mitglieder ein "komplettes Böllerverbot" befürwortet. Die Gründe für das Verbot: Klimaschutz, weniger Verletzte in Krankenhäusern und eine ruhigere Nacht zum Wohle der Tiere.
Laut einer Auswertung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ist durch das Verkaufsverbot von Pyrotechnik während der Corona-Pandemie (Silvester 2020/2021), die Zahl der "durch Feuerwerk Verletzten in den Krankenhäusern um rund zwei Drittel gesunken".
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Eine weitere unmittelbare Folge der Silvester-Feuerwerke und Böller ist die Freisetzung von Feinstaub. Jährlich werden nach Angaben des Umweltbundesamts "rund 2.050 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern frei gesetzt" – der größte Anteil der Feuerwerke findet in der Silvesternacht statt.
Um das mal in Relation zu setzen: Diese Menge entspricht knapp einem Prozent der gesamten Feinstaubmenge, die in Deutschland freigesetzt wird. Als Feinstaub (PM10) wird der Staub bezeichnet, dessen Korngröße kleiner als zehn Mikrometer ist.
Hohe Feinstaub-Konzentrationen können laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz negative gesundheitliche Folgen für den menschlichen Organismus verursachen – so können unter anderem Atemwegs-, Herz- und Kreislauferkrankungen hervorgerufen werden.
Feuerwerk: Eine Tradition geboren nach dem zweiten Weltkrieg
Für viele gehören ein Feuerwerk oder lautstarke Böller aber zur Silvester-Tradition dazu – schließlich soll der Lärm angeblich böse Geister und mit etwas Glück auch alle Toten, die man mit dem Krach vielleicht weckt, direkt wieder vertreiben. Im Mittelalter wurde zu diesem Zweck auf Rasseln, Trommeln und Trompeten zurückgegriffen. Der Ursprung des Feuerwerks soll in China liegen – zumindest wird dort darauf bestanden, dass der Mönch Li Tian das Schwarzpulver entdeckt hat.
Und ohne Schwarzpulver kein Feuerwerk. Bereits um das Jahr 1000 soll das chinesische Neujahrsfest mit explodierenden Bambusstäben gefeiert worden sein. Der Kulturwissenschaftler Manuel Trummer erklärt gegenüber Deutschlandfunk Kultur, dass das Feuerwerk ansich aber eine Erfindung der Neuzeit sei.
So sollen Feuerwerke "im höfischen Bereich" zu "besonderen Anlässen" wie zum Beispiel "Hochzeiten oder Hoffesten" eingesetzt worden sein. Das Feuerwerk als Statussymbol, um zu zeigen, was man sich alles leisten kann. Man wollte, laut dem Kulturwissenschaftler, "seinem Publikum und sich selbst ein Spektakel bieten".
Eines der größten dieser Spektakel hat 1770 der französische König Ludwig der XV. im Park von Versailles geliefert: und das mit farbigen Lichteffekten und unter anderem 20.000 Raketen. In Deutschland entstand die Tradition der Silvesterfeuerwerke und Böller laut Trummer "nach dem Zweiten Weltkrieg" und "nach dem Wirtschaftswunder".
Und wirtschaftlich zahlen sich Feuerwerk und Co. auf jeden Fall aus: Von Januar bis September 2022 wurden laut dem Statistischen Bundesamt rund 5.700 Tonnen Feuerwerkskörper nach Deutschland importiert. Laut dem Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) haben Menschen in Deutschland 2022 für Silvester-Raketen, Böller und Knaller 180 Millionen Euro ausgegeben.
Um Feuerwerk nachhaltiger zu gestalten wird in der Praxis an zwei Stellschrauben gefeilt: Den verwendeten Chemikalien und dem Plastikanteil. Auch leiseres Feuerwerk mit weniger Knalleffekten gibt es bereits zu kaufen.
Denn komplett verzichten wollen viele auf den Spaß an Silvester nicht. Einen schönen Abend kann man aber sicherlich auch ohne Feuerwerk verbringen und mit einfachen Mitteln ein stimmungsvolles Ambiente und jede Menge Krach erzeugen. Denn ein wenig Lärm und jede Menge bunte Farben gehören schließlich zu Silvester wie das "Amen" und theatralische Chorgesänge zur Kirche.
Statt Feuerwerk: Wunderkerzen und Lagerfeuer
Eine Alternative zum Feuerwerk bilden Wunderkerzen – denn diese werden wie wir alle wissen auch abgebrannt und sorgen für festliche Stimmung. Natürlich kann man jetzt schon den ein oder den anderen Helmut um die Ecke quaken hören, dass Wunderkerzen auch Müll verursachen.
Das ist natürlich absolut richtig – vollständig Müll frei geht es auch bei den Alternativen nicht. Aber immerhin spart man sich den Feinstaub und verringert die Anzahl der Verletzten in den Krankenhäusern in der Silvesternacht. Das wird auch Helmut einsehen müssen.
Verwenden sollte man die Wunderkerzen am besten draußen, denn sie verbrennen zu Stickstoffoxiden, die laut Umweltbundesamt "in kleinen Räumen und bei größerer Kerzenzahl gesundheitlich bedenkliche Werte erreichen können". Wer Wunderkerzen aus gesundheitlichen Gründen meiden will, kann auch auf Leuchtstäbe oder Knicklichter zurückgreifen.
Für alle mit Garten, könnte sich auch ein Lagerfeuer anbieten: Schließlich soll ja die Kombination aus Licht, Feuer und Lärm die Geister vertreiben. Selbstgemachte Lampions oder Laternen können gleichzeitig für einen mystisch-schönen Silvester-Vibe sorgen. Lärm macht das Feuer jetzt zwar nicht, aber vielleicht kombiniert man dieses einfach mit unserer Böller-Alternative, dem Knallbonbon.
Statt Böller: Knallbonbons und Konfettikanonen
Als Erfinder des Knallbonbons gilt der englische Konditor Tim Smith. Als sogenannte "Christmas cracker" verkaufte Smith 1847 die ersten Knallbonbons. Woher der Name kommt, ist ziemlich offensichtlich: Es handelt sich um eine spezielle Verpackung aus Pappe, die beim Öffnen knallt und kleine Geschenke enthält.
In Großbritannien gehören Knallbonbons zur weihnachtlichen Tradition dazu – also warum diese nicht an Silvester auch in Deutschland fortsetzen und damit ordentlich Krach machen? Im Inneren der Bonbons können nicht nur kleine Geschenke Platz finden, sondern auch Konfetti.
Auf das hat zwar im Haus oder der Wohnung niemand Lust, weil man bis an sein Lebensende damit beschäftigt ist, Konfetti aus Sofaritzen zu entfernen, aber hey: Einmal an Silvester kann man das schon machen.
Wer so richtig auf Konfetti steht, kann zum Jahreswechsel auch auf eine Konfetti-Kanone zurückgreifen und damit das neue Jahr effektvoll einleiten. Auch sie sorgt für ordentlich Krach und kann alternativ mit Glitzer (gibt's auch in biologisch abbaubarer Version) oder Lametta befüllt werden.
Wem es jetzt wirklich nur ums Lärm machen geht, kann das aber auch ohne Knallbonbons und Konfetti-Kanonen: Denn Topfdeckel hat sicherlich jeder*jede zuhause, im Idealfall auch eine Trillerpfeife oder Gegenstände, die sich als Trommel umfunktionieren lassen.
Hat im Mittelalter ja auch funktioniert, wieso also nicht auf Altbewährtes zurückgreifen. Vielleicht liegt auch noch irgendwo eine Trompete herum, in die man auch noch kraftvoll pusten kann!
10 Fakten: Die verrücktesten Silvestertraditionen weltweit
Wer das Böllern nicht sein lassen kann, sollte zumindest auf folgendes achten: Erstens sollte das Feuerwerk in Deutschland hergestellt worden sein, zweitens eine CE-Kennzeichnung aufweisen und drittens geräuscharm sein. Für zukünftige Silvester wird an jeder Menge Alternativen gearbeitet.
So wurde zum Beispiel in Pforzheim das Jahr 2022 mit einer Drohnen-Show eingeleitet. Diese leuchteten in bunten Farben und diversen Formationen am Himmel. Dieses Jahr wird es keine Show geben, da bereits eine Rakete 50 Drohnen vom Himmel fegen kann.
Aber wer weiß: Sollte es jemals zu einem weiteren Verkaufsverbot kommen, können sich vielleicht auch andere Städte an einer Drohnen-Show erfreuen – untermalt von schiefen Trompetenklängen und dem sanften aufeinander schlagen von Topfdeckeln!
Im Video: Böllerverbot an Silvester: Mehrheit der Deutschen dafür