Ich bin ein Boomer, der die Welt bereist: Ich tausche lieber Häuser mit Fremden, als in Airbnbs zu wohnen
Dieser Aufsatz basiert auf einem Gespräch mit Dorine Olive, einer 60-jährigen, halbpensionierten Software-Vertriebsmitarbeiterin aus Orlando, die im Rahmen von Haustauschprogrammen um die Welt reist. Er wurde aus Gründen der Länge und Klarheit überarbeitet.
Kurz vor der COVID-19 erkrankte ich an Eierstockkrebs und mir wurde klar, dass ich mehr vom Leben will.
Da ich in einer Militärfamilie aufgewachsen bin, habe ich an vielen verschiedenen Orten auf der Welt gelebt. Ich bin zudem schon immer gerne gereist, und der Kauf eines Tickets für eine Weltreise war ein Traum von mir. Geträumt, getan.
Ich habe mich für Star Alliance als Anbieter für die Reise entschieden. Hier darf man maximal 16 Segmente fliegen. Mein Mann und ich flogen acht Ziele an: Kroatien, Ungarn, Türkei, Uganda, Malaysia, Singapur, Indonesien und Australien.
Wir beschlossen, uns ein Business Class-Ticket zu gönnen, da wir viele Übernachtungen vorhatten. Das waren insgesamt 12.700 US-Dollar (ungefähr 11.701 Euro) pro Ticket.
Ich habe Freunde, die ein Business Class-Ticket nur für die Reise nach Kroatien und zurückgekauft haben. Sie haben 5000 US-Dollar (4606 Euro) für nur einen Platz bezahlt - wir bekommen immerhin acht Ziele.
Heute leben wir wie Nomaden. Und ich muss zugeben: Das ist eine Menge Arbeit. Gleichzeit macht es mir Spaß, denn ich liebe es, Dinge zu planen.
Wir sparen Geld, wenn wir in fremden Häusern wohnen
Für alle unsere Übernachtungen geben wir kein Geld aus. Wir zahlen lediglich einen Mitgliedsbeitrag bei Home Exchange. Eine App, in der wir mit anderen Nutzern die Häuser tauschen können.
(Anm. d. Red.: Home Exchange erhebt eine Mitgliedsgebühr von 220 US-Dollar (circa 202 Euro) pro Jahr und mehr und verifiziert die Nutzer mit einem Ausweis und einem Adressnachweis, wie auf der Website zu lesen ist).
In der App gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann entweder einen gleichzeitigen Tausch vornehmen. Heißt: Ihr schlaft im Haus der anderen Nutzer und sie in eurem. Oder ihr verwendet GuestPoints. Heißt: Legt ihr euer Profil bei Home Exchange an und gebt eure Daten in das System ein, spuckt Algorithmus eine Anzahl von Punkte aus, die euer Zuhause wert ist. Diese Punkte könnt ihr für Buchungen nutzen.
Unser Haus ist etwa 296 Punkte pro Nacht wert. Das ist ein höherwertiges Haus, was die Punkte angeht.
Wenn jemand zu euch kommt und bei euch übernachtet, erhaltet ihr Punkte. In den zwei Jahren, in denen wir mit der Vermittlung begonnen haben, haben wir nun 41 Tauschaktionen hinter uns.
Ich habe den Eindruck, dass Leute, die ein Haus austauschen, eher die Welt bereisen und offen sind, andere Menschen zu treffen. Sie sind einfach weltoffener und vertrauenswürdiger.
Wir haben durch den Haustausch langfristige Freunde gefunden
Vor einem Jahr kam ein netter 77-jähriger Mann aus Frankreich über einen Haustausch zu uns nach Hause. Sein 99-jähriger Vater lag in unserer Stadt im Hospiz, und er wollte sich von ihm verabschieden. Wir haben uns in ihn verliebt.
Sein Traum war es, ein Motorrad zu fahren. Er hatte noch nie auf einem gesessen. Also haben wir ihn zu einer Motorradfahrt mitgenommen.
Letzte Nacht haben wir bei einem Ehepaar in einer sehr charmanten kleinen Stadt in der Türkei übernachtet. Ihr Haus war ein echtes Schmuckstück. Er ist Türke und sie kommt aus Ohio, und sie sind schon sehr lange verheiratet.
Zu manchen Menschen hat man einfach eine besondere Beziehung, und so war es auch bei diesem Paar.
Sie besitzen auch ein Haus in New York. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir sie nächstes Jahr in New York besuchen werden - denn die Reise für dieses Jahr ist bereits ausgebucht.
Fremde in sein Haus zu lassen, klingt beängstigend, ist es aber nicht
Die meisten unserer Freunde halten uns für verrückt, weil wir das tun.
Sie fragen: "Was macht ihr denn mit euren privaten Sachen oder eurem Besitz? Oder habt ihr keine Angst, dass jemand etwas kaputt macht?"
Darüber haben wir uns natürlich auch Sorgen gemacht, als wir mit Home Exchange angefangen haben. Wenn man es dann ein paar Mal gemacht hat, stellt man jedoch fest: "Ach, du meine Güte. Worüber habe ich mir nur Sorgen gemacht?"
Niemand schaut in die Angelegenheiten von anderen. Du bist da, um ihre Wohnung genauso zu respektieren wie die von dir.
Ich bedaure nur, dass ich das nicht schon vor zehn oder 15 Jahren entdeckt habe.
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