"Brandgefährlich": Wer ist Nathanael Liminski, der in NRW Schulminister werden soll?

"Brandgefährlich": Wer ist Nathanael Liminski, der in NRW Schulminister werden soll?

Nach mehr als drei Jahrzehnten als politische Gegner bilden in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland Nordrhein-Westfalen CDU und Grüne eine Koalition. Dass es dabei nicht ganz reibungslos werden würde, war voraussehbar. Nach der Vorstellung des Koalitionsvertrags stimmten die Christdemokraten an diesem Wochenende schnell für das Papier - nur vier Gegenstimmen gab es.

Anders war das bei den Grünen, wo eine ganz Weile länger diskutiert wurde und die Grüne Jugend das Bündnis kritisierte. Am Ende stand zwar eine klare Mehrheit der Mitglieder:innen auf dem Parteitag in Bielefeld für den Vertrag, eine Personalie, die wenig später publik wurde, dürfte bei manchen aber Zweifel an der Entscheidung aufkommen lassen.

NRW-Staatskanzleichef Nathanael Liminski von der CDU soll im Gespräch für das Amt des Schulministers sein. Der 36-jährige "katholische Schatten" hinter dem gescheiterten CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet gilt selbst unter Gleichgesinnten als Hardliner: So hat er sich in der Vergangenheit öffentlich gegen Schwangerschaftsabbrüche ausgesprochen, in Talkshows die Meinung vertreten, Sex sollte es vor der Ehe nicht geben und unter anderem gesagt, manche Homosexuelle täten ihm leid.

"Brandgefährlich"

Im Netz lösten die Gerüchte um die Amtsvergabe an Liminski eine intensive Debatte aus. "Dass #Liminski auch nur im Gespräch ist für ein Ministeramt in NRW, muss uns maximal beunruhigen. Gebauer war eine Zumutung, Liminski hingegen ist brandgefährlich", schreibt Gleichstellungs-Berater Robert Franken.

Journalistin Annika Brockschmidt wehrte den Vorwurf von Grünen-Politiker von Notz ab, Liminski werde aufgrund seiner Religion diskriminiert: "Niemand wirft Liminski vor katholisch zu sein. Es geht darum, dass er der Religiösen Rechten zugeordnet werden kann und Positionen vertritt/Äußerungen getätigt hat, die ihn für ein solches Amt in einer Demokratie ungeeignet machen."

In einem bei Twitter aufgetauchten Auftritt des Erzkonservativen beim Forum Deutscher Katholiken sagte er, in Deutschland sei es "leichter, ein unter dem Schutz von Artikel 1 GG stehendes Kind abzutreiben, als einen unter Naturschutz stehenden Baum zu fällen."

Im Jahr 2007diskutierte er als 22-Jähriger bei Sandra Maischberger über Sexualmoral und gab selber zu, noch keinen Sex gehabt zu haben.

Als er im Jahr 2021 an der Seite von Armin Laschet auftritt, warnt der nordrhein-westfälische Landesverband von SPDqueer vor dem "homophoben"  Berater des CDU-Bundesparteichefs. Vor allem eine Aussage gegenüber dem Spiegel aus dem Jahr 2007 fiel auf, als Liminski sagte: "Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid. Der Staat muss schon aus reiner Selbsterhaltung die natürliche Form der Ehe und Familie fördern."

Einige Jahre später, im August 2021, klang es dagegen, als hätte er mittlerweile eine gemäßigtere Einstellung: "In homosexuellen Partnerschaften werden Werte gelebt, die wichtig sind für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt", so Liminski bei einer Veranstaltung der Lesben und Schwulen in der Union (LSU).

Das Konservative in die Krippe gelegt

Als achter von zehn Kindern wuchs Nathanael Liminski in Sankt Augustin bei Bonn auf, der Vater ein bekannter konservativer Publizist und Journalist, Mitglied der umstrittenen katholischen Gemeinschaft Opus Dei. Als Redner trat er unter anderem auf Demonstrationen gegen Homophobie auf - auch bei Veranstaltungen der AfD tauchte der mittlerweile verstorbene Jürgen Liminski auf.

2005  - mit gerade einmal 20 Jahren - gründete der Sohn die innerkirchliche Initiative "Generation Benedikt" (heute Initiative Pontifex), ein Mediennetzwerk, das konservative Überzeugungen junger Katholiken bewirbt.

In Bonn studierte Liminski Geschichte, Politikwissenschaft und Staatsrechtslehre und schrieb währenddessen unter anderem für die rechtskonservative Seite Freie Welt, die der AfD nahesteht. In den USA machte er bei einem als Abtreibungsgegner bekannten erzreligiösen evangelikalen Republikanischen Kongressabgeordneten ein Praktikum.

Bei den Christdemokraten machte er eine steile Karriere: Er schrieb Reden für Roland Koch, arbeitete unter Karl-Theodor zu Guttenberg und später Thomas de Maizière im Verteidigungsministerium. Als Berater Armin Laschets konnte Liminski besonders glänzen: Er soll das "Mastermind" hinter dem CDU-Hoffnungsträger gewesen sein, gilt als gut vernetzt, intelligent, redegewandt.

Privat soll er sich in seine damals noch mit einem anderen Mann verheiratete Frau verliebt haben. Auch ihr gemeinsames erstes von vier Kindern kam noch vor der Hochzeit zur Welt. In einem Zeit-Interview bedauerte Liminski seine "sehr forschen" Aussagen als junger Mann: "So würde ich das heute nicht mehr machen, weil ich den Wert des gesellschaftlichen Konsenses – gerade zu schwierigen politischen Fragen – inzwischen viel mehr schätzen gelernt habe."

Ob Liminski tatsächlich Bildungsminister von NRW wird, dürfte im Laufe der Woche bekanntwerden. Auf seinem unregelmäßig genutzten Twitter-Account freut sich der Konservative über das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in den Bereichen "Klima, Energie, Sicherheit, Zusammenhalt, Digitalisierung und vieles mehr". Bildung nennt er nicht gesondert...