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Der "China-Flieger" C919 von Comac kommt dieses Jahr doch nicht — Boeing und Airbus können aufatmen

Soll nun später zugelassen werden als gedacht: Der C919 des chinesischen Herstellers "Comac".
Soll nun später zugelassen werden als gedacht: Der C919 des chinesischen Herstellers "Comac".

Die C919 von Comac kommt doch nicht. Zumindest nicht in diesem Jahr. Das berichtete das Online-Portal aeroTELEGRAPH am Montag. Zuvor hatte die Commercial Aircraft Corporation of China angekündigt, noch bis Ende 2021 die Zertifizierung zu erreichen. Der C919 ist das erste vollständig in der Volksrepublik entwickelte Passagierflugzeug. Nun soll die erste Maschine 2022 ausgeliefert werden.

Von Beginn an verzögerten technische Probleme die Fertigstellung der C919. Der erste Flug war für 2016 geplant, konnte aber erst ein Jahr später durchgeführt werden. Ebenso musste Comac die Zulassung der Maschine in der Vergangenheit bereits auf 2021 verschieben, fünf Jahre später als ursprünglich angekündigt. Noch Ende dieses Jahres hätte die China Eastern-Tochter OTT Airlines ihre erste C919 ausgeliefert bekommen sollen. Jetzt ist klar, dass auch dieser Termin nicht eingehalten werden kann.

Fehlende Testreihen und verschärfte Expertenkontrollen sind mögliche Gründe für die Verzögerung

Grund dafür sind fehlende Testreihen. Das berichtete nicht Comac, sondern die chinesische Luftfahrtbehörde Civil Aviation Administration of China CAAC. Wie Yang Zhenmei, die Chefin der Zulassungsabteilung, der Nachrichtenagentur Sina mitteilte, wurden bislang nur 1694 Tests bei 34 Testreihen durchgeführt. Für die Zulassung notwendig jedoch seien 3273 Tests bei 276 Testreihen. Ausschlagend könnten zudem verschärfte Expertenkontrollen der USA sein, die Ende 2020 vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump angeordnet wurden. Comac hatte dadurch mit Verspätungen von Zulieferern und fehlenden Ersatzteilen zu kämpfen.

"Die Fortsetzung des Zertifizierungsprozesses bis 2022 bedeutet, dass sich auch die Auslieferung der C919 bis mindestens nächstes Jahr verzögern wird", sagte Comacs C919-Chefingenieur Wu Guanghui gegenüber Sina. Um weitere Verspätungen zu verhindern, habe sowohl die CAAC als auch Comac nun das Personal aufgestockt. Dabei sind geringe Verzögerungen bei komplexen Luft- und Raumfahrtprogrammen keine Seltenheit. Die erneute Verspätung addiert jedoch zu einem besonders langsamen Fortschritt, der eine potenzielle Blamage für China bedeuten kann.

Kurzes Aufatmen für Airbus und Boeing

Was ein großes Problem für den chinesischen Produzenten darstellt, lässt Boeing und Airbus aufatmen. Comacs neuer Kurz- und Mittelstreckenflieger wird bereits jetzt weltweit als ernstzunehmende Konkurrenz zu den Modellen A320 Neo und 737 Max der führenden Luft- und Raumfahrtkonzerne gehandelt. Bereits 815 Bestellungen soll Comac bislang aufweisen. Ein Großteil davon stammt zwar aus China selbst, jedoch sind auch das 815 Bestellungen, die sonst vielleicht auf das Konto von Airbus und Boeing gegangen wären.

Ryanair-Chef Michael O‘Leary verkündete bereits vor zehn Jahren öffentlichkeitswirksam, dass er an einer Zusammenarbeit mit Comac interessiert sei. Erst im September dieses Jahres hatte O’Leary die Verhandlungen mit Boeing über eine Großbestellung für Boeing-Flugzeuge des Typs 737 MAX platzen lassen.

af