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Christopher Street Day: Woher kommt er und was bedeutet er?

Die LGBTI-Gemeinde feiert auf der ganzen Welt jedes Jahr mit Paraden und Umzügen den Christopher Street Day. Aufgrund der Coronakrise werden in diesem Jahr zwar die meisten Feiern abgesagt, doch die Organisatoren finden kreative Alternativen.

Bunt, schrill, laut und fröhlich: Weltweit feiern Millionen Schwule, Lesben, Transsexuelle und deren Unterstützer und Freunde jedes Jahr in den Sommermonaten zwischen Juni und August den Christopher Street Day. Auch in vielen deutschen Städten glich die Parade einer riesigen Party-Veranstaltung.

CSD in Zeiten von Corona

In diesem Jahr ist allerdings alles anders: Die Coronakrise zwingt auch die Organisatoren, sich Alternativen zu den Paraden zu überlegen. So demonstrierten am 20. Juni in Oldenburg mehr als tausend Teilnehmer per Fahrrad gegen Diskriminierung und Unterdrückung. Andere Städte wie Hannover oder Karlsruhe lassen den Aktionstag digital per Livestream stattfinden oder verschieben ihn auf einen späteren Zeitpunkt.

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Am 27. Juni 2020 gibt es außerdem ein weltweites Event: Mit Global Pride findet nach Angaben der Veranstalter die "weltweit größte LGBTI+-Feier aller Zeiten" statt. 24 Stunden lang werden Inhalte von Pride-Organisationen, Aktivisten, zivilgesellschaftlichen Gruppen, Politikern und führenden Persönlichkeiten aus der ganzen Welt gezeigt. Der Stream wird weltweit verfügbar sein.

Doch wo hat die Protestveranstaltung für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen, hierzulande CSD genannt, eigentlich seinen Ursprung?

Stonewall-Aufstand in der Christopher Street

Gehen wir zurück ins New York der 1960er-Jahre, wo es immer wieder gewalttätige Polizeirazzien in Kneipen mit homosexuellem und transsexuellem Publikum gab. Von der Gewalt und den Misshandlungen der Polizisten waren vor allem Menschen lateinamerikanischer Herkunft und Afroamerikaner betroffen.

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Doch in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 sollte Schluss sein mit der Ungerechtigkeit und Intoleranz: In der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village begann der sogenannte Stonewall-Aufstand. Tagelange Straßenschlachten zwischen Dragqueens, Transsexuellen und Polizisten folgten, um der Diskriminierung und Ausgrenzung ein Ende zu setzen.

CSD oder Gay Pride?

Genau ein Jahr später wurde mit einem Straßenumzug an diesen Aufstand erinnert. Daraus entstand eine internationale Tradition: Jedes Jahr finden im Sommer weltweit in vielen Städten Demonstrationen für die Rechte der Schwulen und Lesben statt. Die Proteste werden von spektakulären Regenbogenparaden und mehrtägigen Events begleitet. Das Datum für die Veranstaltungen variiert von Stadt zu Stadt. Der erste CSD in Europa fand 1978 in der Schweiz statt, in Deutschland ein Jahr später in Bremen, Berlin und Köln.

Übrigens wird die Bezeichnung Christopher Street Day nur im deutschsprachigen Raum verwendet, überall anders in der Welt ist der Name Gay Pride üblich. Die größten Umzüge in Deutschland fanden bisher im Juli in Berlin und Köln statt. Dort glich der CSD einem Karnevalsumzug: 2002 lockte er mit 1,2 Millionen Beteiligten mehr Besucher in die Stadt als der Rosenmontagszug.

Auch noch über 50 Jahre nach den Ereignissen in der Christopher Street sind Demonstrationen für mehr Toleranz für Homosexuelle genauso wichtig wie damals. Schwulenfeindliche Gegendemonstranten bedrohen vor allem in Osteuropa die friedlichen Paraden der LGBT-Szene.

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