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Colette: Eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war

Ein unkonventionelles Ehepaar: Willy (Dominic West) und Colette (Keira Knightley). (Bild: DCM Film Distribution)
Ein unkonventionelles Ehepaar: Willy (Dominic West) und Colette (Keira Knightley). (Bild: DCM Film Distribution)

Sie mag bei uns ein wenig in Vergessenheit geraten sein, die als Colette bekannte Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette. Dank des Biopics mit Keira Knightley, der derzeit in den deutschen Kinos läuft, rückt die französische Künstlerin aber auch hier wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Zu Recht: Denn diese Frau war ihrer Zeit weit voraus.

Eine Kolumne von Carlos Corbelle

Während im TV wieder lauter Frauen zu sehen sind, die sich Woche für Woche beim “Bachelor” anbiedern, begegnet uns im Kino eine Frau, die vermutlich ihren Fernseher vollkotzen würde, wenn sie das mitansehen müsste. Dabei stand auch Colette zunächst im Schatten eines Mannes. Die Schriftstellerin verfasste ab dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Reihe autobiografisch gefärbter Romane, mit denen sie immer größere Erfolge feierte, aber keine Anerkennung dafür bekam, weil sich ihr Ehemann Henry Gauthier-Villars unter dem Pseudonym Willy als Autor der Werke ausgab.

Der aktuelle, nach seiner Titelheldin benannte Film “Colette” erzählt vom Spannungsverhältnis dieser unkonventionellen Ehe, die schließlich geschieden wird. Er erzählt auch davon, wie sich Colette zunehmend von ihrem Mann emanzipiert, Liebesbeziehungen mit anderen Frauen beginnt und ihrem Gatten am Ende endgültig den Rücken zukehrt. Wo das vielschichtige, mit Keira Knightley und Dominic West glänzend besetzte Biopic endet, begann die eigentliche Erfolgsstory von Colette, die in der Folge die verdiente öffentliche Anerkennung erhielt und zu einer der renommiertesten Schriftstellerinnen Frankreichs avancierte.

So sah die wahre Colette aus. (Bild: ddp images / United Archives)
So sah die wahre Colette aus. (Bild: ddp images / United Archives)

Worüber wir noch heute diskutieren

Colette war eine Künstlerin, die weibliche Figuren in den Fokus ihres Werks rückte, eine Frau, die auf gesellschaftliche Konventionen pfiff und mit ihrem Erfolg wegweisend für kommende Autorinnen war. Seitdem hat sich einiges getan – und doch diskutieren wir auch heute noch (auch im Bereich der Kulturindustrie) über Gender Pay Gap und den Mangel an weiblichen Superheldinnen im Kino, müssen auch heute noch LGBTQ-Rechte in vielen Teilen der Welt erstritten werden, während Leute wie Donald Trump bereits Erreichtes wieder rückgängig machen wollen, indem sie etwa an der systematischen Einschränkung von Transgender-Rechten arbeiten.

Da trifft es sich derzeit ganz gut, dass mit Colette eine Person der Vergangenheit im gegenwärtigen Kino zur Heldin wird, um uns daran zu erinnern, in welche Richtung es in Zukunft gehen sollte.

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