Gewalt in Corona-Zeiten: BBC-Moderatorin setzt mit Telefonnummer auf der Hand ein Zeichen

Das grassierende Coronavirus dominiert die weltweiten Nachrichtensendungen seit Wochen. Doch das Problem der häuslichen Gewalt, das im Zusammenhang mit der Pandemie immer größer wird, lag der BBC-News-Moderatorin Victoria Derbyshire so am Herzen, dass sie zu einer besonderen Maßnahme griff.

Die Moderatorin Victoria Derbyshire machte in ihrer Nachrichtensendung auf ein Problem aufmerksam, mit dem während der Quarantäne-Zeit viele Menschen zu kämpfen haben. (Bild: Getty Images)
Die Moderatorin Victoria Derbyshire machte in ihrer Nachrichtensendung auf ein Problem aufmerksam, mit dem während der Quarantäne-Zeit viele Menschen zu kämpfen haben. (Bild: Getty Images)

Seitdem in Großbritannien im Zuge der Corona-Pandemie Ausgangsbeschränkungen erlassen wurden, erreichten die Hotline der britischen Wohltätigkeitsorganisation Refuge 25 Prozent mehr Anrufe als sonst von Menschen, die zuhause von ihrem Partner oder ihren Eltern Gewalt erfahren. Laut der Organisation haben sich auch die Zugriffe auf die Website in den vergangenen sieben Tagen um 150 Prozent gesteigert.

Häusliche Gewalt in Zeiten des Coronavirus: Hier gibt es wichtige Kontakte für den Fall von Gewalt

Eine Nummer, die Leben retten kann

Während ihrer Moderation der ”BBC News“ sagte die Moderatorin Victoria Derbyshire: ”Schon vor dem Auftreten des Coronavirus wurden jede Woche zwei Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.“ Schockierend genug, doch in der jetzigen Situation habe sich die Gefahr für potenzielle Opfer deutlich erhöht. ”Einige Menschen werden nun mit einem Gewalttäter zuhause festsitzen und es ist wichtiger denn je, dass sie die Notfallnummer kennen, unter der sie in gewalttätigen oder beängstigenden Situationen Hilfe bekommen können“, so Derbyshire.

Bundesfamilienministerin Giffey: Mehr häusliche Gewalt vor allem in Städten

Während sie das sagte, hielt sie die Nummer, die sie auf ihrer Hand notiert hatte, gut sichtbar in die Kamera. Gegenüber ”The Independent“ sagte sie später, sie hätte sie sich dort notiert, um sie auf Twitter zu posten, und dann nicht wieder abgewaschen:

In den sozialen Medien erntete die Aktion viel Lob. Unter anderem schrieb Tommy Corbyn, Sohn des Talkmasters Jeremy Corbyn: ”Der Lockdown ist für uns alle hart genug, aber stelle dir vor, du musst das mit jemandem durchstehen, der dich in Angst und Schrecken versetzt“.

Weltweit nimmt Gewalt in den eigenen vier Wänden zu

Auch der UNO-Generalsekretär António Guterres hat bereits auf die ”schreckliche Zunahme“ von häuslicher Gewalt im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hingewiesen. Laut Bundesfamilienministerin Franziska Giffey ist das Konfliktpotenzial vor allem in Städten, wo Menschen auf engem Rau zusammenlebten, gestiegen. Daneben haben auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Kinderschutzbund vor einer Zunahme unentdeckter Gewalt gegen Kinder gewarnt. Kinder könnten sich nun keine Hilfe mehr in Kitas, Schulen oder Sportvereinen holen und auch persönliche Kontakte zwischen Jugendämtern und Familien fänden derzeit kaum noch statt.

Hier gibt es Hilfe

Hilfesuchende Kinder und Jugendliche können sich an die deutschlandweite kostenfreie Nummer 116 111 wenden, deren Berater bei Bedarf Kontakt zu Hilfsangeboten vor Ort vermitteln. Für Frauen, die Gewalt erfahren, gibt es das Hilfetelefon 08000/116016.

Da es für Betroffene schon schwierig sein kann, überhaupt ungestört ein Telefonat zu führen, gibt es zum Beispiel in Spanien ein Codewort, unter dem Frauen in Apotheken einen Notruf absetzen können. Solche Maßnahmen fordert auch der UNO-Generalsekretär für alle Länder.