Darum sollte man das Handy von der Toilette verbannen

Das Handy kann schnell zur Bakterienfalle werden, wenn man es auf dem Klo benutzt. (Symbolbild: Getty Images)
Das Handy kann schnell zur Bakterienfalle werden, wenn man es auf dem Klo benutzt. (Symbolbild: Getty Images)

Schnell eine Mail lesen oder einfach nur durch Social Media scrollen – fast jeder hat wahrscheinlich schon einmal das Smartphone auf der Toilette benutzt. Der Smartphone-Check auf dem stillen Örtchen birgt allerdings vor allem eines: gesundheitliche Risiken.

Eine Umfrage des britischen Unternehmens Money Saving Heros hat herausgefunden, dass 61 Prozent der Männer und rund 37 Prozent der Frauen auf der Toilette zu ihrem Handy greifen. Bei einer weiteren Untersuchung haben 40 Prozent zugegeben, auch im Badezimmer auf der Arbeit nicht auf ihren digitalen Helfer verzichten zu können – nur 20 Prozent von ihnen machen allerdings danach ihr Handy sauber. Und das macht es zur absoluten Keimschleuder.

Wenn das Handy zur Keimfalle wird

Wie Untersuchungen von Initial Washroom Hygiene ergeben haben, kann die Oberfläche des Smartphones Krankheitserreger besonders gut aufnehmen. Die britischen Spezialisten für Sauberkeit in Badezimmern haben für ihre Forschungen Handys abgewischt. Das erschreckende Ergebnis: Die Keimwerte waren extrem hoch! Der durchschnittliche Wert lag bei 1479 Einheiten. Zum Vergleich: Über 500 Einheiten deuten auf einen hohen Verschmutzungsgrad hin, 200 bis 500 ist der normale Bereich und unter 200 bedeutet, dass es ein niedriger Verschmutzungsgrad ist.

Dr. Colm Moore, der technische Leiter von Initial Washroom Hygiene, hatte dafür eine Erklärung: “Unsere Telefone sind ein übliches Reservoir für potenziell schädliche Krankheitserreger und Bakterien und wir wissen, dass Menschen sie beim Besuch des Badezimmers benutzen.” Dies sei besonders alarmierend, wenn man bedenke, dass bis zu 80 Prozent aller Infektionen durch Berührungen übertragen werden. “Wenn Menschen also ihre Telefone benutzen und es während eines Anrufs in die Nähe ihres Mundes bringen, erhöhen sie möglicherweise die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung”, so Moore.

Abszesse, Lebensmittelvergiftungen und Sepsis

Wer sein Handy auf der Toilette benutzt, riskiert laut der Experten, dass Coliforme – einschließlich E. coli, welches Durchfallerkrankungen verursachen kann – Enterokokken und andere Krankheitserreger auf das Smartphone gelangen können, die fäkalen Ursprung haben. Dafür reiche es sogar schon aus, das Telefon in der Hand zu haben, wenn man das Klo betritt und es verlässt – besonders, wenn die Hände nach dem Toilettengang nicht gewaschen werden. Man muss also nicht mal mit dem Handy auf dem stillen Örtchen sitzen, um sich anschließend mit seinem Handy den Krankheitserregern auszusetzen.

Selbst wenn das Handy nur im Badezimmer benutzt wird, kann es schnell zur Keimschleuder werden. (Symbolbild: Getty Images)
Selbst wenn das Handy nur im Badezimmer benutzt wird, kann es schnell zur Keimschleuder werden. (Symbolbild: Getty Images)

Während viele Krankheitserreger, die die Forscher auf den Smartphones nachweisen konnten, verhältnismäßig harmlos sind, können andere aber auch zu schweren gesundheitlichen Beschwerden führen.

Frühere Untersuchungen haben bereits ergeben, dass vor allem Staphylokokken – der am häufigsten vorkommende Stamm ist Staphylococcus aureus – auf Handys zu finden sind. Diese Bakterien führen meist zu Hautinfektionen, dazu zählen auch Abszesse, aber auch zu Atemwegsinfektionen wie Sinusitis und Lebensmittelvergiftungen. Aber auch andere Stämme, die zu Meningitis, Sepsis und Harnwegsinfektionen führen können, können auf Telefonbildschirmen überleben.

Ist ein handyfreies Klo die Lösung?

Aber was kann man tun, um sich vor den Krankheitserregern zu schützen? Für Soren Kenner, dem Co-Autor von “OFFLINE”, gibt es nur einen Schritt, um Bakterien und Co. den Kampf anzusagen: eine handyfreie Toilette. “Nehmen Sie Ihr Telefon nicht mit aufs Klo, nicht nur wegen des Hygienefaktors, sondern auch, weil Sie keine Gewohnheit daraus machen möchten, das Klo mit einer reinen Social-Media-Nutzung gleichzustellen”, erklärte Kenner. Wenn man dies zulasse, könne es passieren, dass man immer mehr Zeit auf der Toilette verbringt – als eine Art Flucht. Deshalb geht der Autor noch weiter: “Wenn Sie eine bessere Beziehung zu Ihrem Telefon herstellen möchten, deaktivieren Sie die Benachrichtigungen und halten Sie es weg vom Klo, raus aus dem Schlafzimmer, nehmen Sie es nicht mit in Meetings und nutzen Sie es nicht am Esstisch.”

Für wen handyfreie Zonen nicht infrage kommen, kann mit Hygiene den Keimen entgegenwirken. “Händehygiene ist von entscheidender Bedeutung”, erklärt Dr. Colm Moore.
“Denken Sie darüber nach, wie oft Sie Ihr Telefon täglich berühren. Jedes Mal, wenn Sie das tun, können Sie möglicherweise mikrobielle Aktivität sammeln und verbreiten. Das regelmäßige Waschen der Hände ist einer der mächtigsten Schritte, die der Mensch unternehmen kann, um die Ausbreitung von Bakterien und Krankheiten zu verhindern”, so Moore.

Mit regelmäßigem Händewaschen kann man die Gefahr von Krankheitserregern eindämmen. (Symbolbild: Getty Images)
Mit regelmäßigem Händewaschen kann man die Gefahr von Krankheitserregern eindämmen. (Symbolbild: Getty Images)

Sein Rat für ein keimfreieres Leben: “Wir empfehlen, die Hände mindestens fünfmal am Tag zu waschen und jedes Mal, wenn Sie die Toilette benutzen. Und natürlich hilft es, Ihr Telefon regelmäßig mit einem antibakteriellen Tuch zu reinigen.”

Weitere Gefahren auf dem stillen Örtchen

Während die Theorie, nach welcher das zu lange Sitzen auf dem Klo durch endloses Scrollen auf Social Media und Co. unnötigen Druck auf das Rektum ausübe und dadurch zu Hämorrhoiden führen könne, unter Experten umstritten ist, warnt Dr. Kevin Barrett vor anderen Risiken. Der Allgemeinmediziner und Vorsitzende der Primary Care Society für Gastroenterologie macht stattdessen darauf aufmerksam, dass das Verharren auf dem stillen Örtchen zu einer Verringerung der Durchblutung in den Beinen führen kann – was in extremen Fällen zu einer Entwicklung einer Venenthrombose führen kann. Barrett warnt ebenfalls ausdrücklich vor Fäkalien auf dem Smartphone.