Dating-Trend Eclipsing: Wenn man aus Liebe plötzlich die eigene Persönlichkeit aufgibt
Jaja, wir wissen schon, das mit den ganzen Dating-Trends kann man langsam nicht mehr hören. Hier ghostet jemand, dort gibt's eine Red Flag und von der nächsten Person lernt man auch noch, wie beschissen eigentlich Gaslighting ist. Einen Menschen auf eine gesunde Art und Weise kennenzulernen und mit ihm dann auch noch eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen, ist gar nicht so leicht. Viele Menschen versuchen deshalb, sich gerade in der Anfangsphase zu verstellen, um potenziell guten Partner*innen zu gefallen. Keine gute Idee. Eclipsing, wie sich der nächste Dating-Trend nennt, führt nämlich dazu, dass man die eigene Persönlichkeit in Partnerschaften irgendwann ganz aufgibt und zur anderen Person wird. Nein, danke.
Beim Dating-Trend Eclipsing will man der anderen Person gefallen
Es ist ein völlig nachvollziehbares und menschliches Bedürfnis, anderen Menschen gefallen zu wollen. Vor allem, wenn man es endlich mal geschafft hat, sich über Dating-Apps eine Person zu angeln, bei der man keine Fluchtimpulse verspürt oder mehr Red Flags zusammenbekommt als Tinder-Matches. Wenn man so jemanden schon mal trifft, dann will man sich auch im besten Licht präsentieren und gut verkaufen, logisch. Schwierig wird's nur, wenn man anfängt, der anderen Person so sehr gefallen zu wollen, dass man die eigene Persönlichkeit hinten überfallen lässt – und die bei einer potenziellen Partnerschaft immer weiter verliert. Dann spricht man vom Dating-Trend Eclipsing, der nicht nur ein Affront an die eigene Persönlichkeit ist, sondern auch der Beziehung nicht guttut.
Eclipsing ist die Übernahme der anderen Persönlichkeit
Das Wort Eclipsing stammt eigentlich aus der Astronomie, bei der ein Himmelskörper bei einer Sonnen- oder Mondfinsternis von einem anderen überdeckt wird. Ähnlich kann man sich dieses Phänomen auch in der Dating-Welt vorstellen. Dabei übernehmen Personen Interessen, Hobbys oder sogar die Persönlichkeitsmerkmale der (potenziellen) Partner*innen, oft bis zu einem Punkt, an dem ihre eigenen Vorlieben und Identitäten in den Hintergrund treten. Ist die eine Person zum Beispiel sportlich und legt großen Wert auf Bewegung, schließt man sich diesem Mindset an, auch wenn man bis dato eigentlich ein richtiger Sportmuffel war. Man beginnt sich für Dinge zu interessieren, die vorher keine Rolle im eigenen Leben spielten, nur weil die andere Person sie mag. Ziel ist es, durch die Gemeinsamkeiten eine engere Bindung aufzubauen und die Beziehung funktionsfähig machen. Doch dadurch bewirkt man langfristig das Gegenteil.
Der Dating-Trend Eclipsing funktioniert, tut aber nicht gut
Gemeinsamkeiten schweißen zusammen. Trifft man eine Person, die wie durch ein Wunder genau die gleichen Interessen und Hobbys zuhaben scheint, wie man selbst, fühlt man sich ihr direkt verbunden. Auch in einer späteren Partnerschaft geht man mit Eclipsing vielen Konflikten aus dem Weg. Schließlich interessiert man sich ja für die gleichen Dinge und teilt dieselben Meinungen. Also ja, der Dating-Trend funktioniert. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es auch gut ist, in der Beziehung zu einer Person zu werden. Zumal diese Angleichung nur einseitiger Natur ist und die betroffene Person dabei ihre eigene Persönlichkeit völlig aufgibt. Man verliert zunehmend die eigene Identität und entwickelt eine emotionale Abhängigkeit von den Partner*innen, denen man sich angleicht. Für die scheint das im ersten Moment wie ein Jackpot zu sein, aber nur weil Eclipsing kurzfristig funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass davon auch die Beziehung profitiert. Die besteht ja bekanntlich aus zwei Personen, die – zumindest bei einer gesunden Partnerschaft – Kompromisse finden und aufeinander eingehen müssen. Eine Beziehung, die nur auf den Interessen einer Person aufgebaut ist, ist nicht gesund, nicht auf Augenhöhe und deshalb auch langfristig zum Scheitern verurteilt.
Gemeinsamkeiten ja, Eclipsing nein
Lassen Sie uns eine Sache klarstellen: Natürlich ist es nicht verkehrt, Gemeinsamkeiten zu haben. Bei einer Partnerschaft gehört es auch dazu, neue Dinge, die der anderen Partei gefallen, auszuprobieren und sie vielleicht sogar zu adaptieren. Davon lebt eine Beziehung ja auch. Nach mehreren Jahren Zusammensein passiert es ohnehin zwangsläufig, dass man eine gemeinsame Routine entwickelt und Eigenschaften der Partner*innen übernimmt. Das ist normal und hat nichts mit Eclipsing zu tun. Der Dating-Trend tritt nur ein, wenn die Angleichung vollumfassend und einseitig ist, also wenn eine Person ihre eigene Persönlichkeit völlig über Bord wirft und alles gut findet, was die andere Partei macht. Ab und an sind Diskussionen, vielleicht sogar Streitereien wichtig, um die Beziehung auf ein neues Level zu heben. Immer alles zusammen machen und bei allem dieselbe Meinung zu haben, ist ja auch langweilig. Vor allem, wenn das auf Kosten der eigenen Persönlichkeit geht.