Den Hund anzuschreien, verursacht dauerhafte Schäden

Es gibt einen Grund, weshalb der Singsang „Good Boy!“ (dt. Guter Hund) deinen Hund fröhlich macht – und das hat nichts damit zu tun, dass es nach diesem Satz häufig ein Leckerli gibt. Mehrere Studien haben ergeben, dass Hunde nicht nur Gesichtsausdrücke erkennen, sondern sogar die menschliche Sprache verstehen können – und das hat für Menschen Vor- und Nachteile.

Denn sie verstehen, wenn du ihnen etwas Nettes sagst. Das bedeutet aber auch, dass sie genauso in der Lage sind, Beschimpfungen zu verstehen. Und laut einer neuen Studie schadet Letzteres ihnen sogar.

Die Studie wurde letzten Monat in Journal BioRxiv veröffentlicht. Die Forscher fanden Beweise dafür, dass das Training von Hunden mit negativen Aussagen das Wohlergehen der Tiere gefährden. Demnach lösen sie langfristigen Stress aus und verringern ihre allgemeinen kognitiven Fähigkeiten.

Eine neue Studie aus Portugal fand Beweise dafür, dass das Trainieren von Hunden mit negativen Befehlen zu langfristigem Stress führen kann. (Foto: Getty Images).
Eine neue Studie aus Portugal fand Beweise dafür, dass das Trainieren von Hunden mit negativen Befehlen zu langfristigem Stress führen kann. (Foto: Getty Images).

Für die neue Studie analysierten Forscher das Wohlergehen von 92 unterschiedlichen Hunden in sieben unterschiedlichen Trainingseinrichtungen in Portugal – sowohl über einen kurzen als auch einen längeren Zeitraum. Schäferhunde waren die am häufigsten vertretene Rasse, gefolgt von Pinschern, Schnauzern, Terriern, Fährtenhunden, Retrievern und Wasserhunden. Über die Hälfte der Hunde waren Rüden und nur knapp ein Drittel war kastriert.

Die Hunde wurden in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt, je nachdem, wie die Besitzer sie erzogen hatten. Die „aversive“ Gruppe bestand aus Hunden, die mit Dingen wie Würgehalsbändern, Sprüh-Korrekturen und drohendem Verhalten (Anschreien des Hundes) erzogen wurden. Die „Belohnungs“-Gruppe bestand aus Hunden, die mit positiver Verstärkung wie Leckerlis trainiert wurden.

Test gehen über drei Jahre

Im Laufe von drei Jahren führten die Forscher verschiedene Tests mit den Hunden durch – vor und nach den Trainingseinheiten – um ihren Stress zu messen. Die Tests wurden sowohl persönlich, als auch mit Hilfe von Videos durchgeführt. Sie umfassten unter anderem die Untersuchung von Speichelproben (um den Cortisolspiegel zu messen), stressbedingte Verhaltensweisen (wie Lippenlecken) und die Einschätzung des allgemeinen Verhaltens des Hundes.

An einem Punkt der Studie wurden den Hunden nach einem Monat des Trainings zwei verschiedene Futternäpfe vorgesetzt: einer mit einer Wurst und einer ohne. Die Forscher bemerkten, dass Hunde, die mit negativen Befehlen trainiert wurden, sich den Näpfen sehr viel langsamer näherten, als die Hunde, die mit positiven Befehlen trainiert wurden. Dies deutete auf einen “allgemeinen Pessimismus“ in dieser Gruppe hin.

Die Folgen für die Hunde

Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass Hunde, die einschüchterndem Verhalten und Befehlen ausgesetzt waren, langfristig eher gestresst waren. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es Begleithunden, die mit aversiven Methoden trainiert wurden, schlechter ging als Begleithunden, die mit belohnungsbasierten Methoden trainiert wurden, sowohl auf kurz- als auch auf langfristiger Basis“, schlossen die Forscher.

„Insbesondere Hunde, die Schulen mit aversiven Methoden besuchen, zeigten während des Trainings mehr stressbedingte Verhaltensweisen und Körperhaltungen [und] hatten nach dem Training höhere Cortisolwerte.“

Die Forscher sagen, es sei die erste „umfassende und systematische“ Studie, um zu messen, wie das Training das Wohlergehen eines Hundes beeinflusst. Und angesichts der Reaktionen darauf wird es wohl nicht die letzte sein.

Abby Haglage