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Deutsche Bank unter Erwartungen - Handels-Strähne endet

(Bloomberg) -- Die Deutsche Bank AG kündigt für das laufende Jahr steigenden Ertrag und Gewinn an, nachdem sie im letzten Quartal des Turnaround-Plans von Konzernchef Christian Sewing die Erwartungen des Marktes nicht ganz erfüllen konnte.

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Vorsteuergewinn und Erträge des vierten Quartals blieben hinter den Schätzungen der Analysten zurück, da Sewings erfolgsgewohnte Bondhändler zum ersten Mal seit zehn Quartalen hinter ihren Kollegen von der Wall Street zurückblieben.

Finanzvorstand James von Moltke zufolge läuft das Handelsgeschäft jedoch weiterhin gut. In den letzten Jahren hatte es sich zur Säule des Aufschwungs der Deutschen Bank entwickelt.

“Ein wenig von dem überschäumenden Handelsgeschäft” sei zum Jahresende verschwunden, sagte von Moltke in einem Interview auf Bloomberg TV. Er ergänzte: “Wir sehen das nicht als Signal” für 2023 und sind eigentlich “sehr zufrieden” mit der Performance.

Die Ergebnisse schließen einen vierjährigen Konzernumbau ab, in dem Sewing Tausende von Arbeitsplätzen abbaute und die Bank auf ihre Kernkompetenzen zurechtschnitt. Dabei stützte er sich stark auf die Erträge aus dem Handelsgeschäft. Mit dem Abflauen der Börsenrally und den steigenden Zinsen hat Sewing den Schwerpunkt für die kommenden Jahre auf die Unternehmens- und die Privatbank gelegt.

Die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, die größte Ertragsquelle des Frankfurter Platzhirschen, stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 27%, womit der Zuwachs knapp unter dem Durchschnitt von 28% blieb, den die fünf größten US-Investmentbanken vorgelegt hatten. Dieser Anstieg reichte jedoch nicht aus, um den satten Einbruch um 71% im Beratungsgeschäft zu kompensieren. Für die Investmentbank stand unterm Strich ein Ertragsrückgang von 12%.

“Insgesamt ist dies nicht das spektakulärste operative Ergebnis”, sagte Analyst Thomas Hallett von KBW zu den Zahlen.

Die Aktien der Deutschen Bank fielen um bis zu 5,3%, machten aber später etwas Boden gut und standen um 12:19 Uhr in Frankfurt mit 2% im Minus.

Obwohl die Deutsche Bank bei den meisten Kennziffern die Erwartungen enttäuschte, war der Gewinn für das Gesamtjahr der höchste seit vor der Finanzkrise 2007. Das Institut übertraf auch das 8%-Ziel von Sewing für die Eigenkapitalrendite nach Steuern mit 9,4% deutlich. Der Bankchef hatte an diesem Ziel festgehalten, während er im Laufe seines Umbauprogramms verschiedene andere aufgegeben hatte.

Im laufenden Jahr erwartet die Bank Erträge von 28 bis 29 Milliarden Euro, was als leichte Anhebung des bisherigen Ausblicks von “mehr als 28 Milliarden” gesehen werden kann. Begründet wird das mit den gestiegenen Zinsen.

Für dieses Jahr “erwarten wir, dass unsere Erträge wieder steigen und unsere Kreditrisikovorsorge angesichts der sich verbessernden Wirtschaftsaussichten stabil bleibt”, so Sewing in einem Schreiben an die Mitarbeiter der Bank. “Und wir streben an, die Ausgaben bis 2022 konstant zu halten, auch wenn uns das in einem inflationären Umfeld zu noch mehr Ehrgeiz bei den Kosten zwingt.”

Anders als Konkurrenten wie UniCredit und UBS kündigte die Deutsche Bank keine großen Ausschüttungen oder Aktienrückkäufe an. Sie begründete dies mit regulatorischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Sewing sagte nur, er sei “optimistisch”, dass es in diesem Jahr zu Rückkäufen kommen werde, wolle aber noch einige Monate abwarten, bevor er eine Entscheidung treffe.

Die höheren Zinssätze haben bereits zu einem Anstieg des Zinsüberschusses bei Firmen- und Privatkunden geführt, Geschäftsbereiche, denen Sewing in seiner Strategie von Anfang an Priorität eingeräumt hatte. Die Erträge der Unternehmensbank stiegen um 30%, während die Privatkundenbank einen Zuwachs von 23% verzeichnete.

Die Kreditrisikovorsorge wird in diesem Jahr voraussichtlich stabil bleiben und nicht wie zuvor erwartet ansteigen. Dies ist vor allem auf eine Verbesserung der Energieversorgung in Deutschland zurückzuführen.

Überschrift des Artikels im Original:Deutsche Bank Misses Estimates as Traders’ Winning Streak Snaps

(Neu: Kursreaktion aktualisiert, Einschätzung eines Analysten.)

©2023 Bloomberg L.P.