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Die Geschichte einer Farbe: "Think Pink“ oder "Pink stinks“?

Pink ist mehr als nur ein Farbton, Pink ist ein Lebensgefühl – und definitiv mehr als die verrückte Schwester von Rosa! Warum die Farbe so umstritten ist, wer sie prägte – und wie es kommen konnte, dass die einstige Jungsfarbe über die Jahre zum typisch weiblichen Stereotyp wurde.

Pink war früher eigentlich eine Jungenfarbe (Symbolbild: Getty Images)
Pink war früher eigentlich eine Jungenfarbe (Symbolbild: Getty Images)

Sie ist und bleibt eine der verrufensten Farben unserer Generation – aber auch eine der knalligsten! Kaum eine Farbe steht so sehr für geschlechtsspezifische Stereotype, für das leidige “typisch Mädchen“ – kaum eine Farbe wurde aber auch so missverstanden. Oh, Pink, was sollen wir nur von dir halten?

Pink – Geschichte einer Farbe (oder gleich zwei?)

Moment mal, worüber sprechen wir denn eigentlich, wenn von Pink die Rede ist: von dem knalligen Purpur oder dem lieblichen Rosa? Im Englischen umschreibt der Begriff “pink“ beide Farbtöne – wobei das Wort selbst auch für die Gartennelke steht. Wie das kommt? Das im Mittelenglischen gebräuchliche Wort “pinken“ heißt so viel wie “zerschlitzen“ und bezieht sich auf die zerfransten Ränder der Nelkenblüte.

Als Blumenname ist das so modern wirkende Pink übrigens schon seit dem 16. Jahrhundert etabliert, als Farbton seit dem späten 17. Jahrhundert. Die legendäre Designerin Elsa Schiaparelli schließlich sorgte dafür, dass mit dem Begriff Pink vor allem der starke Purpurton assoziiert wird – sie etablierte “Shocking Pink“ als ihr Markenzeichen.

Das “kleine Rot“ war ursprünglich eine typische Farbe für Jungs

Pinkfarbener Lippenstift, rosa Kleidchen – das Verständnis von Pink bzw. Rosa als typisch mädchenhafte Farbe ist nicht neu, doch wenige wissen, dass ursprünglich eigentlich das Gegenteil der Fall war: Rosa wurde als das “kleine Rot“ verstanden – und Rot stand als Farbe von Blut und Krieg traditionell für männliche Kraft und Stärke. Das “kleine Rot“ war für die kleinen Männer, also Jungen gedacht, während Blau, heutige Jungsfarbe, traditionell eher für Mädchen passend schien, da der Farbton mit der Jungfrau Maria assoziiert wurde.

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Heute tragen Mädchen überwiegend pinkfarbene Sachen (Symbolbild: Getty Images)
Heute tragen Mädchen überwiegend pinkfarbene Sachen (Symbolbild: Getty Images)

Die Sozialwissenschaftlerin Eva Heller zählte in ihrem Buch “Wie Farben wirken“ Gemälde von der Renaissance bis zu einem von Königin Victoria auf, bei denen die Zuordnung sehr klar ist: Das Jesuskind und andere Buben tragen Rosa, die Mädchen Hellblau. Das “Ladies’ Home Journal“ schrieb dazu 1918: “Die allgemein akzeptierte Regel ist Rosa für Jungen und Blau für die Mädchen. Der Grund dafür ist, dass Rosa als eine entschlossenere und kräftigere Farbe besser zu Jungen passt, während Blau, weil es delikater und anmutiger ist, bei Mädchen hübscher aussieht.”

Auch im Time Magazine wurden noch 1927 Empfehlungen von Kaufhäusern für “geschlechtsangemessene Farben“ veröffentlicht – darunter Rosa für Jungs und Blau für Mädchen.

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Wie kam es zum Farbentausch?

Noch in der Zeit zwischen den Weltkriegen war die Farbverteilung sehr klar – doch dann kamen neue Färbemethoden, das klassische Weiß als Babyfarbe wich Pastelltönen, die Erinnerung an die religiöse Symbolik der Farben verblasste. Und Blaumänner und Matrosenkleidung sorgten dafür, dass Blau plötzlich mehr mit Männern assoziiert wurde. Besonders in Deutschland wandelte sich in dieser Zeit auch die Bedeutung der Farbe Rosa: Homosexuelle mussten in den Konzentrationslagern den “rosa Winkel“ auf der linken Brust tragen. Seit den 1950er Jahren schließlich sind Pink und Rosa stark weiblich konnotiert – eine Assoziation, die sich bis heute gehalten hat.

Mal mehr oder weniger streng, am Ende jedoch allgemeingültig – denn solange rosa Männerhemden immer noch mit leichtem Augenzucken registriert werden, gilt wohl leider immer noch: Rosa ist für Mädchen bestimmt, Blau für Jungs. Glücklicherweise erhalten sämtlich genderspezifischen Stereotype bereits seit Jahren Gegenwind, sei es durch Initiativen wie die englische “Pink Stinks“-Bewegung oder auch durch kleinere Fortbildungsteams wie die deutsche “Rosa-Hellblau-Falle“.

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Einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt es aber doch

Der eine mag Rosa, die andere kann es nicht ausstehen: Das könnte an verschiedenen Geschmäckern liegen oder aber daran, dass Frauen Rosa (und auch Pink) anders sehen als Männer! Ein Forscherteam rund um Professor Israel Abramov von der City University erforschte die Verarbeitung von Seheindrücken im Gehirn der beiden Geschlechter und fand heraus: Männer nehmen gemischte Farben etwas bläulicher wahr als Frauen.

Rosa nehmen Frauen anders wahr als Männer (Symbolbild: Getty Images)
Rosa nehmen Frauen anders wahr als Männer (Symbolbild: Getty Images)

Frauen erscheint die Welt also etwas wärmer – natürlich nicht, weil sie alles durch eine rosarote Brille betrachten, sondern weil sie weniger Neuronen im Sehzentrum besitzen als Männer, deren Testosteron im Sehzentrum besonders leicht andocken kann. Diese unterschiedliche Sehweise bewirkt auch, dass die Augen der Männer mehr auf feine Details und schnelle Bewegungsreize reagieren, während die Frauen bei der Unterscheidung von Farben vorne liegen. Und das sicher nicht nur bei der Unterscheidung von Rosa und Pink!

Typisch männlich oder weiblich – oder vielleicht einfach ganz egal?

Ob shocking pink oder liebliches Rosa, ob Hemden, Krawatten, Kleider oder Strampelanzüge: Historisch gesehen steht es in Sachen Gender-Zuordnung unentschieden! Die beste Voraussetzung, um dem wunderbaren Purpurpink und dem softpastelligen Rosa einen Neustart zu verschaffen: Beide Nuancen, Rosa wie auch Pink, entstehen durch die Verbindung von Weiß und Rot, von männlichen und weiblichen Elementen.

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Sie stehen für Frische, für das Leben und die Schönheit. Sie mit einem Geschlecht zu verbinden, ist schlichtweg unnötig – schließlich kann man die Farbe auch einfach für ein Lebensgefühl stehen lassen. “She looks like she’s in the Pink“ sagen die Amerikaner, was so viel heißt wie: “Sie sieht aus wie das blühende Leben.“ Für ein besseres Lebensgefühl kann eine Farbe doch gar nicht stehen!

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