Die Lügen der Lebensmittelindustrie: Das steckt hinter Umfruchtung

Ein Müsliriegel mit Kirschen? Zumindest denkt das der Verbraucher. Oft steckt etwas anderes in dem Produkt. (Bild: Getty Images
Ein Müsliriegel mit Kirschen? Zumindest denkt das der Verbraucher. Oft steckt etwas anderes in dem Produkt. (Bild: Getty Images

Der Konkurrenzkampf im Supermarkt ist gnadenlos. Um ihre Produkte möglichst billig zu produzieren, greifen die Hersteller tief in die Trickkiste – so auch bei der sogenannten Umfruchtung. Doch was steckt dahinter?

Der Begriff klingt leicht befremdlich – ist aber leicht erklärt: Wenn beispielsweise im Kirsch-Müsli-Riegel gar keine Kirschen drinstecken, dann heißt das in der Fachsprache „Umfruchtung“.

So funktioniert die Umfruchtung

Und diese Masche ist ganz schön dreist: Das teure Obst wird bei der Produktion einfach durch billigere Äpfel oder Rosinen ausgetauscht. Um die Optik und Konsistenz zu imitieren, werden beispielsweise die Äpfel so lange in Wasser eingelegt, bis sie jeglichen Geschmack verloren haben. Anschließend werden die Äpfel mit Rote-Beete-Konzentrat eingefärbt und bekommen mit etwas Kirschsirup eine neue Geschmacksrichtung eingehaucht.

Verbraucher können aber prüfen, ob sie wirklich ein Produkt mit Kirschen vor sich haben oder nicht: Ein Blick auf die Zutatenliste sorgt für Aufklärung: Stehen keine Kirschen auf der Liste, oder werden sie erst ganz zum Schluss aufgeführt – was bedeuten kann, dass minimale Mengen eingearbeitet wurden – dann handelt es sich eindeutig um Umfruchtung.

Wenn billige Aromen Qualität vortäuschen

Ähnliche Maschen gibt es zum Beispiel bei Joghurt. Ein Ananas-Joghurt hat in der Regel von einer echten Ananas nur homöopathische Mengen gesehen. Damit der Joghurt aber schmeckt, müssen die Lebensmitteltechniker Aromen hinzufügen. Das kann beispielsweise auch ein Stoff sein, der aus billigem Weißkohl hergestellt wird, wie die Reporter des „Südwestrundfunk“ herausgefunden haben. Da es sich dabei um ein natürliches Aroma handelt, darf der Joghurt mit dem Zusatz „ohne künstliche Aromen“ beworben werden.

Wer einen Fruchtjoghurt kauft, darf nicht immer mit frischen Früchten im Produkt rechnen. (Bild: Getty Images)
Wer einen Fruchtjoghurt kauft, darf nicht immer mit frischen Früchten im Produkt rechnen. (Bild: Getty Images)

Sirup statt Saft

Und die Liste ist noch länger: Ein Großteil der Säfte im Supermarktregal besteht gar nicht aus frischen Früchten. Häufig wird einfach nur ein Konzentrat mit Wasser und Zucker gestreckt. Auch die aufgedruckten Bilder und Bezeichnungen können in die Irre führe. Ein von Foodwatch getesteter „Guave Maracuja“-Saft besteht beispielsweise nur zu einem Prozent aus Maracujasaft, ein getesteter Kirschsaft nur aus 35 Prozent Kirschen – der Rest ist Wasser. Die entscheidende Information steht auf der Rückseite: Während „Saft“ aus 100 Prozent Frucht bestehen muss, darf ein „Nektar“ mit bis zu 75 Prozent Wasser und Zucker verdünnt werden. Getränke, die nur einen Fruchtanteil von 6 bis 30 Prozent enthalten, müssen als “Fruchtsaftgetränk” deklariert werden.

Versteckter Zucker

So konsumieren viele Verbraucher, ohne es zu wissen, viel mehr Zucker, als gesund ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in ihrer aktuellen Richtlinie, nicht mehr als sechs Teelöffel Zucker pro Tag zu sich zunehmen. Die sind schnell erreicht, wenn man bedenkt, dass in nahezu allen verarbeiteten Lebensmitteln Zucker enthalten ist. Einen ersten Hinweis, wie viel Zucker enthalten ist, gibt ein erster Blick auf die Inhaltsstoffe. Je weiter vorne Zucker steht, desto höher ist sein Anteil im Vergleich zu den restlichen Zutaten. Doch was viele nicht wissen: Es gibt 70 Arten von Zucker. So können noch Zuckerarten wie Dextrose, Glukose, Fruktose oder Fruktose-Glukose-Sirup in der Liste verbergen.