Mit diesem Vermögen gehören Sie zu den reichsten Deutschen

Eine neue Studie zeigt, ab wann man zu den Wohlhabendsten in Deutschland zählt. Das Ergebnis dürfte viele überraschen. Viel Vermögen ist dafür nicht notwendig.

Euro Geldscheine und die deutsche Flagge
Um in Deutschland zur reichen Hälfte zu gehören, muss man gar nicht so viel Geld besitzen. (Symbolbild: Getty Images)

Reich sind immer die anderen. Diese Fehlwahrnehmung herrscht bei vielen Bundesbürgern vor. Das bekannteste Beispiel ist Friedrich Merz. Der CDU-Politiker bezeichnete sich trotz eines Millioneneinkommens nicht als reich, sondern zähle damit lediglich zur "oberen Mittelschicht".

Man benötigt gar nicht so viel, um als reich zu gelten

Doch vermögend ist nicht nur Merz, sondern viel mehr Deutsche, als sie selbst glauben. Wer über ein Nettovermögen von 477.200 Euro verfügt, gehört zu den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Wer also ein halbwegs ordentliches Haus in guter Wohnlage abbezahlt hat, darf sich schon zu den Reichen im Land zählen.

Und wer die relativ überschaubare Summe von 67.000 Euro gespart hat, gehört bereits zur reichsten Hälfte der Deutschen. Dies geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die Daten des Statistischen Bundesamts auswertete.

Bericht: Lidl-Gründer weiter reichster Deutscher

Oft herrscht das Klischee vor, zu den oberen zehn Prozent zählten nur Superreiche, etwa Eigentümer großer Unternehmen, Spitzenmanager oder Sportler. Sich selbst zählen jedoch die wenigsten zu den Gutbetuchten. Umfragen zeigen, dass kaum einer der vermögendsten Haushalte sich in diese Kategorie einordnet. Die IW-Studie räumt mit diesen Vorurteilen auf. Studienautorin Judith Niehues sagt: "Die oberen zehn Prozent bestehen keineswegs nur aus Millionären."

Immobilienbesitzer sparen mehr

Förderlich für den Wohlstand ist laut der Studie vor allem die Beziehungskonstellation, in der man lebt: Singles und Alleinerziehende, die 20.000 Euro auf der hohen Kante gespart haben, liegen genau in der Mitte der Vermögensverteilung. Bei zusammenlebenden Paaren ist das erst ab 151.000 Euro der Fall. "Paare entschließen sich wahrscheinlich eher dazu, ein Haus zu kaufen, zumal wenn sie auch noch Kinder haben", sagt Niehues.

Zwar ist Immobilienbesitz nicht immer gleichbedeutend mit einem steigenden Wert der Immobilie und damit einem höheren Vermögen. Viele Studien haben jedoch gezeigt, dass Immobilienbesitzer mehr sparen, weil sie ihre Kredite abbezahlen müssen. Sie sind bei den Ausgaben also oft schlicht disziplinierter als andere – und mehren auf diese Weise ihr Vermögen.

Superreiche werden in Coronakrise noch reicher – auch in Deutschland

Allerdings: In Deutschland ist die Wohneigentumsquote relativ gering, unter den Ländern der Industrieländerorganisation OECD ist sie die zweitniedrigste. Die "reichen Deutschen" sind, wenn es um Finanzvermögen geht, international eher Mittelmaß. So rangiert Deutschland laut Eurostat gerade mal auf dem zwölften Rang, noch hinter Ländern wie Malta, Portugal oder Spanien.

Die geringe Wohneigentumsquote ist auch ein Grund dafür, warum die Vermögen innerhalb Deutschlands sehr ungleich verteilt sind. So benötigt ein Haushalt in etwa den siebenfachen Betrag des Medianvermögens, also des Vermögens genau in der Mitte der Vermögensverteilung, um es ins oberste Zehntel zu schaffen.

Mit steigendem Alter sinkt die Vermögensungleichheit

Zum Vergleich: Bei der Einkommensverteilung befindet sich die Grenze zu den oberen zehn Prozent nur in etwa beim doppelten Einkommen. Am größten ist die Vermögensspanne unter den Jüngsten. Hier braucht es das 14-Fache des Medianvermögens, um zu den obersten zehn Prozent aufzuschließen, da der Median bei lediglich 5.000 Euro liegt.

Vermögend: Zahl der Millionäre in Deutschland gestiegen

Mit steigendem Alter sinkt die Vermögensungleichheit etwas. Wer zur Gruppe der 55- bis 59-Jährigen zählt, muss zwar 625.000 Euro besitzen, um es ins oberste Zehntel seiner Altersgruppe zu schaffen. Trotz der höheren Summe ist dies allerdings dann nur noch das Fünffache des Medianvermögens. "Mit steigendem Alter nehmen die relativen Unterschiede ab, da die Anzahl der Haushalte zunimmt, die bereits ein gewisses Vermögen aufbauen konnten", sagt Niehues.

VIDEO: Oxfam: Frauen arbeiten täglich 12 Milliarden Stunden ohne Lohn