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Dieser Weihnachtspyjama sorgt für einen Shitstorm

Dieser Pyjama von “Boohoo.com” sorgt gerade für viel Aufregung im Netz. (Bild: Boohoo.com)
Dieser Pyjama von “Boohoo.com” sorgt gerade für viel Aufregung im Netz. (Bild: Boohoo.com)

Im Sortiment des britischen Online-Modehändlers “Boohoo.com” findet sich neben vielen gemütlichen Weihnachtsoutfits für die besinnlichste Zeit des Jahres auch ein Schlafanzug. Dieser sorgt mit einem fragwürdigen Aufdruck für jede Menge Aufregung im Netz. Der Grund: Twitter-User bemängeln, dass sich der Online-Shop über Menschen mit Zwangsstörungen lustig macht.

Auf dem weihnachtlichen Pyjama ist in großen Buchstaben “Obsessive Christmas Disorder” zu lesen. OCD (Obsessive-Compulsive Disorder) ist eine Zwangsstörung oder Zwangserkrankung und gehört zu den psychischen Störungen. Für viele Twitter-User geht “Boohoo.com” mit diesem Aufdruck zu weit. Im Netz finden sich unzählige Posts, in dem die verärgerten Nutzer ihrem Ärger darüber Luft machen.

“Hey @boohoo, was ist das mit diesen Pyjamas? OCD ist eine echte, anerkannte geistige Krankheit, die Leben beeinflusst und sie zerstören kann. Das ist nichts, worüber man Witze machen sollte. Ich weiß, dass es niemals Pyjamas mit Witzen über Depressionen, bipolaren Störungen, Magersucht etc. geben würde #OCDUK @OCDUK”

“Uh, @boohoo. Warum glaubt ihr, dass es akzeptabel ist, psychische Erkrankungen wie diese zu trivialisieren? OCD macht keinen Spaß oder ist etwas, worüber man einen Witz machen kann. Es ist ernst und kann sehr lähmend sein.”

Die Verantwortlichen entschuldigen sich

Wie “Metro UK” berichtete, habe OCD-UK, die britische Organisation, die sich für die Erkrankten einsetzt, gefordert, dass “Boohoo.com” den Pyjama sofort aus dem Sortiment nehmen soll. Wie ein Sprecher des Modeunternehmens kurz darauf im Interview mit Yahoo erklärte, sei es nie die Absicht gewesen, jemanden zu beleidigen. “Wir haben Schritte eingeleitet, um die Teams über diese Krankheit aufzuklären und das Bewusstsein des Unternehmens zu stärken, um sicherzustellen, dass dies nicht noch einmal passiert”, versuchte sich der Sprecher weiter zu entschuldigen.

Auch TK Maxx unter Beschuss

“Boohoo.com” ist nicht der einzige Shop, der sich solchen Vorwürfen stellen musste. Auch TK Maxx nahm mehrere Weihnachtsartikel aus dem Sortiment, weil Produkte mit der gleichen Aufschrift die Kunden verärgert hatten.

“#OCDUK Ich weiß nicht, ob ich zu empfindlich bin, aber das hier im #TKMaxx_uk hat mich heute verärgert #ocd”

Das bedeutet es, mit OCD zu leben

OCD betreffe Männer und Frauen gleichermaßen und trete normalerweise am Ende des Jugendalters auf, könne aber dennoch in jedem Alter beginnen, wie Abie Taylor-Spencer, TMS-Technikerin an der psychiatrischen Klinik Smart TMS, erklärt. “Obsessive-Compulsive Disorder ist ein psychisch und krankheitsbedingter Angstzustand, der sich bei einer schweren Erkrankung behindernd auswirken kann”, so Taylor-Spencer.

Die Hauptsymptome lassen sich laut Taylor-Spencer in zwei Bereiche einteilen: Obsessionen und Zwang. Erstere seien “unkontrollierbare Gedanken, Bilder, Sorgen oder Triebe, die jemand wiederholt erlebt und intensive Not auslösen können”. Die Gedanken seien schwer zu ignorieren und treten oft auf, was zu “extremen Ängsten und Besorgnis” führen kann, was zur Folge hat, dass Betroffene im Alltag nicht funktionieren können. Zwänge hingegen seien “sich wiederholende und zeitaufwendige Verhaltensweisen, die eine Person ausübt, um die durch die obsessiven Gedanken verursachte Angst zu lindern”, so Taylor-Spencer. Dazu zählen beispielsweise zwanghaftes Waschen, Reinigen oder das Anordnen von Dingen.

Eine Zwangsstörung kann sich in vielen Formen äußern. (Symbolbild: Getty Images)
Eine Zwangsstörung kann sich in vielen Formen äußern. (Symbolbild: Getty Images)

Die Symptome können bei den Betroffenen stark variieren. “Als Beispiel: Menschen mit einer schweren OCD können ihre Symptome als störend empfinden, wohingegen diejenigen mit leichter OCD keinen besonderen Einfluss auf ihr Leben spüren”, sagt Taylor-Spencer. Diese Betroffenen könnten demnach auch ohne eine Behandlung ein halbwegs normales Leben führen – bei Betroffenen mit mittelschwerer oder schwerer OCD sei dies aber unwahrscheinlich.

Die Ursachen von OCD

“Die Erkrankung kann durch eine Kombination von genetischen, neurologischen, Verhaltens-, kognitiven und Umweltfaktoren ausgelöst werden”, erklärt Taylor-Spencer. Vorerkrankungen in der Familie können außerdem die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich eine OCD entwickle.