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Was ist dran am Mythos des erfolgreichen Gründers, der sein Studium abbrach?

Steve Jobs brach das Studium ab und gründete dann Apple. Auch andere erfolgreiche Tech-Firmen wurden von Studienabbrechern gestartet.
Steve Jobs brach das Studium ab und gründete dann Apple. Auch andere erfolgreiche Tech-Firmen wurden von Studienabbrechern gestartet.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Super Founders" von Ali Tamaseb. Erschienen ist das Werk im Finanzbuchverlag.

Nach nur zwei Jahren an der University of Cincinnati wurde Chris Wanstrath das Studium zu langweilig. Er war auf dem Weg zu einem Englischabschluss, verbrachte allerdings mehr Zeit mit dem Codieren als mit Seminaren und Vorlesungen. Wanstrath liebte Videospiele, und ein paar Collegekurse zur Computerprogrammierung lieferten ihm das nötige Handwerkszeug, um sie selbst zu codieren. Im zweiten Studienjahr war er schon ziemlich gut geworden. "Ich war nie einer von denen, die glauben, dass
man einen Studienabschluss brauche. Ich glaubte immer, man brauche Fähigkeiten", sagte er später.
Wenn er sich selbst beibringen konnte, wie man programmiert, wozu brauchte er dann ein Studium?

Einige Jahre nach seinem Studienabbruch, also 2008, startete Wanstrath Github, einen netzbasierten Dienst zur Versionsverwaltung für Projekte der Softwareentwicklung. Microsoft akquirierte das Unternehmen 2018 für 7,5 Milliarden US-Dollar.

Bekannte Gründer, die ihr Studium abgebrochen haben wie Bill Gates oder Jan Koum

Wanstraths fehlender akademischer Titel stand dem Erfolg Githubs niemals im Weg, vor allem nicht dessen Akquisition: Die beiden Microsoft-Gründer, Bill Gates und Paul Allen, waren ebenfalls Studienabbrecher.

Der Topos des begabten Studienabbrechers ist wohlbekannt. James Park, der Gründer von Fitbit, brach sein Studium in Harvard ab. Michael Dell verließ die University of Texas nach dem ersten Studienjahr und gründete danach Dell Technologies. Matt Mullenweg (Gründer von Wordpress), Evan Spiegel (von Snapchat) und Jan Koum (von Whatsapp) sind ebenfalls Studienabbrecher.

Wenn man sich jedoch die Daten ansieht, stellt man fest, dass die meisten Gründer von Milliarden-Dollar-Unternehmen keine Studienabbrecher waren. Es ist bei Gründern dieser Unternehmen sogar äußerst üblich, einen Bachelor zu haben (36 Prozent) oder sogar auch noch zusätzlich einen MBA (22 Prozent).

Etwa ein Drittel haben andere höhere Bildungsabschlüsse, etwa einen Master, einen Abschluss in Medizin oder Jura oder einen Doktortitel (PhD). In manchen Bereichen wie Biotechnologie oder Gesundheitswesen kommt ein höherer Bildungsabschluss häufiger vor. In allen Bereichen jedoch sind Studienabbrecher seltener als Gründer mit Doktortitel.

Bei CxOs ist ein höherer Bildungsgrad etwas wahrscheinlicher. Nach einem Bachelor verfügten die meisten CxOs normalerweise über einen Master (18 Prozent) oder einen Doktortitel (zwölf Prozent).

Gründer mit Studienabschluss sind genauso erfolgreich

Als ich die Daten der Gründer von Milliarden-Dollar-Unternehmen mit denen der Zufallsgruppe von wagniskapitalfinanzierten Unternehmen verglich, fand ich keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Bildungsgrads. Gründer mit besonderen Studienabschlüssen waren nicht erfolgreicher als die anderen (inklusive der Studienabbrecher, bei denen die Wahrscheinlichkeit weder höher noch niedriger war, ein Milliarden-Dollar-Unternehmen zu gründen). Nicht überraschend ist, dass sowohl die Zufallsgruppe der Gründer wagniskapitalfinanzierter Unternehmen als auch die Gruppe der Gründer von Milliarden-Dollar-Startups einen sehr viel höheren Prozentanteil an höheren Abschlüssen aufwiesen als die allgemeine US-Bevölkerung.

Für manche Gründer hat ein höherer Bildungsgrad den Vorteil, dass sie dadurch einen komplizierten Markt oder ein hochtechnisches Produkt besser verstehen können. Wie etwa Konstantinos Alataris, der das Nevro, ein Unternehmen für Medizinprodukte, gründete. Alataris machte nach seinem Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik einen Master in Elektronik und Kommunikationstechnik. Dann erwarb er einen Doktortitel in Biotechnologie. Während er daran arbeitete, machte er auch noch den MBA-Abschluss. Die meisten Gründer verfügen nicht über so viele akademische Titel. Doch bei einem Unternehmen wie Nevro, das Geräte für elektrische Stimulation herstellt, um so chronische Schmerzen zu behandeln, konnte Alataris durch sein fundiertes Wissen in Biotechnologie und neurologischen Modellierungen die Probleme viel besser verstehen, für die sein Unternehmen Lösungen bieten will.

Bei anderen scheint ein Studium gar keinen großen Unterschied zu machen. Lyndon Rive startete sein erstes Unternehmen direkt nach der Highschool in Pretoria, Südafrika. Rive gründete danach SolarCity, ein Unternehmen, das Solarstromanlagen konzipiert, installiert und finanziert. Es wurde 2016 für 2,6 Milliarden Dollar von Tesla übernommen.