E-Reader oder Bücher aus Papier: Was hat die bessere Umweltbilanz?

Wer gerne liest und umweltbewusst ist, stellt sich irgendwann die Frage: Sind eigentlich gedruckte Bücher oder E-Reader ökologischer? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

E-Reader sind aufgrund ihrer <span>speziellen Bildschirmtechnologie</span> attraktiver für das digitale Lesen als Smartphones und Tablet-PCs. (Bild: Getty Images)
E-Reader sind aufgrund ihrer speziellen Bildschirmtechnologie attraktiver für das digitale Lesen als Smartphones und Tablet-PCs. (Bild: Getty Images)

Das Buch aus Papier gibt es seit Jahrhunderten, doch auch die modernen E-Book-Lesegeräte sind aus der Literaturwelt nicht mehr wegzudenken. Wie umweltschädlich sind die besonders wegen ihrer Haptik und Optik beliebten klassischen Bücher? Und wie schneidet der leichte, platzsparende und bereits ab etwa 60 Euro erhältliche elektronische Konkurrent in puncto Nachhaltigkeit ab? Ein Vergleich.

Im Fokus: Das gedruckte Buch

Für Bücher aus Papier werden Bäume gefällt. Neben der Abholzung von wichtigen Wäldern ist bei der Herstellung und beim Vertrieb von gedruckten Büchern der enorme Energie- und sonstige Materialverbrauch negativ für die Ökobilanz. Es werden riesige Wassermengen benötigt und eine Unmenge an Chemikalien eingesetzt, die die Umwelt verschmutzen. Zudem müssen LKWs oder Flugzeuge die Werke transportieren.

Was für Bücher aus Papier spricht ist, dass sie lange halten und gelesen werden können. Werden sie weitergeschenkt oder in Bibliotheken mehreren Leuten zur Verfügung gestellt, verbessert sich die ökologische Bewertung der gedruckten Romane, Krimis und Sachbücher. Am Ende eines Bücherlebens sollte der Band nicht im normalen Hausmüll landen, sondern in die Papiertonne gegeben werden, damit das Papier recycelt werden kann. Apropos: Die noch viel zu seltene Verwendung von Recycling-Papier macht Bücher ebenfalls „grüner“.

Im Vergleich: Der E-Reader

Der Absatz von E-Readern hatte in Deutschland 2013 seinen Höhepunkt und ist in zwei Jahren um etwa die Hälfte gesunken: von 1,1 Millionen im Jahr 2013 auf rund 570.000 im Jahr 2015 (Quelle: Statista).

Ein E-Reader hat in der Herstellung einen äußerst umweltbelastenden Energie- und Rohstoffverbrauch. Bei der Produktion eines gedruckten Buches wird mindestens 1 Kilo CO2 freigesetzt, während der durchschnittliche Reader einen CO2-Ausstoß von 8 bis 10 Kilo verursacht. Die Hardware-Geräte aus Edelmetallen werden oft in Asien hergestellt und haben einen weiten Transportweg nach Europa, was die Umwelt zusätzlich belastet. Auch die Lebenszeit von E-Book-Lesegeräten ist mit zwei bis drei Jahren im Vergleich zum konventionellen Buch kurz.

Im Gebrauch ist das elektronische Buch laut Freiburger Öko-Institut dafür besonders energiesparend, auch wenn der Akku des E-Readers regelmäßig aufgeladen werden muss. Geräte mit sogenannten „eInk“-Bildschirmen haben keine Hintergrundbeleuchtung und verbrauchen nur beim Weiterblättern Strom.

Die Menge macht’s: Ab diesem Bücher-Konsum lohnt ein E-Reader

Außerdem liegt der ökologische Vorteil des E-Readers darin, dass er Platz für eine riesengroße digitale Bibliothek an Büchern bereithält. Je mehr Bücher der Besitzer lädt, desto besser die Umweltbilanz der digitalen Variante. Ab zehn Büchern pro Jahr ist der E-Reader umweltfreundlicher als das klassische Buch. „Wer neben Büchern noch Zeitungen auf seinem E-Book-Reader liest, schützt Klima und Wälder nachhaltig“, so Andreas Manhart, ein Experte für umweltfreundliche elektronische Produkte am Freiburger Öko-Institut.

Besonders wichtig für eine positive Umweltbilanz ist neben der Mindestmenge an gelesenen Büchern das richtige Recycling. Wie alle Elektrogeräte gehört der E-Reader fachgerecht entsorgt: Er muss beim Händler zurückgeben oder zum Wertstoffhof gebracht werden, damit die Rohstoffe wiedergewonnen und weiterverwendet werden können. Verbraucherinnen und Verbraucher sind laut Elektro- und Elektronikgerätegesetz sogar zur umweltverträglichen Entsorgung verpflichtet. Ebenso müssen laut “ElektroG” die Hersteller ihre Altgeräte zurücknehmen.

Fazit

In der Herstellung sind beide Arten umweltbelastend – der E-Reader fast zehn Mal mehr als das gedruckte Buch. Einen großen Einfluss auf die Umweltbilanz hat der Leser letzten Endes mit der Menge an Büchern, die er konsumiert (zehn plus spricht für den E-Reader). Auch die umweltgerechte Entsorgung beziehungsweise Verlängerung der Lebensdauer durch Weiterschenken liegt in den Händen des Besitzers – egal ob es sich um das elektronische Lesegerät oder das Buch aus Papier handelt.