Echtes Talent oder Vitamin B? Jetzt kommen die "Nepo Babies"

Zurzeit sprechen alle von den so genannten "Nepo Babies". "Nepo" ist die Kurzform von Nepotism, auf Deutsch auch Vetternwirtschaft oder Vitamin B genannt. Die Betroffenen tragen bereits einen großen Namen, der ihnen Tür und Tor im Showbusiness öffnet. Nepo Babies, so die Kritik, bekommen Chancen, die andere gar nicht erst erhalten, ungeachtet ihres Talents. Hailey Bieber versuchte jetzt, sich…

…über sich selbst lustig zu machen, indem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift Nepo Baby trug. Schließlich stammt sie aus einem berühmten Schauspiel-Clan — ihr Vater ist Stephen Baldwin, ihr Onkel Alec Baldwin. Ihr Mann ist Justin Bieber. Kein Wunder, dass sie sich die Model-Jobs aussuchen kann. Doch nicht jeder fand das lustig, vor allem nicht diejenigen, die hart für ihre Chance arbeiten müssen.

Immer wieder müssen sich die Nepo Babies fragen lassen: Haben sie durch Talent überzeugt, oder tut jemand Mama und Papa einen Gefallen? Schauspielerin Lily-Rose Depp ist die Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis. Sie hat gleich zwei berühmte Eltern, die ihr bei der Karriere sicher nicht im Weg gestanden haben. Auf Instagram jammerte sie kürzlich, dass sie trotz des Fußes in der Tür hart arbeiten musste. Dass andere ohne Fuß in der Tür gar nicht erst die Chance bekommen, hart zu arbeiten, ließ sie dabei außer Acht.

Sie ist nicht die Einzige, die versucht, sich aus dem Schatten ihrer Eltern zu befreien und gleichzeitig von ihnen zu profitieren. Die Namen Will und Jada Pinkett Smith zum Beispiel haben sich sicher nicht als Nachteil für ihren Sohn Jaden oder ihre Tochter Willow erwiesen. Aber es sind nicht nur die ganz großen Namen der Leinwand, die ihren Kids auf die Karriereleiter helfen. Der Nachwuchs von Hollywood-Insidern…

…wie Aaron Spelling, der als Produzent für Erfolgsserien wie 'Drei Engel für Charlie' und 'Beverly Hills, 90210' verantwortlich war, profitierte von Papas Ruhm. Schon vor 30 Jahren musste seine Tochter Tori Spelling sich sagen lassen, dass sie ohne Papa kaum einen Fuß auf den Boden bekommen hätte. Das nimmt die mittlerweile 49-Jährige mit Humor, es zeigt…

…aber auch, dass Nepotismus nicht so neu ist, wie manch einer behauptet. Gwyneth Paltrow ist schon seit vielen Jahren im Geschäft, und die Tatsache, dass ihr Vater Bruce ein Erfolgsproduzent und ihre Mutter Blythe Danner eine ebenso erfolgreiche Schauspielerin war, kann nur gut für sie gewesen sein.

Zoë Kravitz will sich keine Schuldgefühle einreden lassen, wie sie kürzlich in einem Interview mit "GQ' klarstellte. "Es ist ganz normal, dass Leute ins Familiengeschäft einsteigen", so die Tochter von Rockstar Lenny Kravitz und Schauspielerin Lisa Bonet.

Dennoch fragen sich viele bei Stars wie Lily Collins (Phil Collins' Tochter) oder Dakota Johnson (die Tochter von Don Johnson und Melanie Griffiths), ob ihr Talent im schwer messbaren Bereich wirklich jemandem aufgefallen wäre, hätten sie keine großen Nachnamen.

Sein Name wird wahrscheinlich eines Tages im Lexikon neben dem Begriff Nepo Babies stehen: Mit 23 Jahren hat Brooklyn Beckham bereits mehrere Karrieren in Angriff genommen, die dank seines großen Namens zumindest immer wieder Schlagzeilen machen - wenn auch selten solche, die voller Lob sind. In einem Alter, in dem manche erst ihre Lehre beenden, hat der Sohn von…

… David und Victoria Beckham schon Berufe wie Fußballer, Autor, Fotograf und Model auf seinem Lebenslauf stehen. Zurzeit versucht er sich als Koch. Multitalent oder ziellos? Das interessiert vermutlich nicht, denn er kann sich im Gegensatz zu Normalsterblichen eine jahrelange Suche nach sinnstiftenden Beschäftigungen leisten.

Lily Allen bestreitet gar nicht erst, dass ihr Vater, der Schauspieler Keith Allen, ihr einen leichteren Start ins Show-Leben garantierte. Doch die Nepo Babies im Entertainment-Bereich seien nicht das Problem, so die Sängerin. Das Phänomen gebe es schließlich auch im wahren Leben, und dort wirkt es sich durch die Anhäufung vererbten Vermögens und das Ausspielen von Beziehungen auf jedermanns Alltag aus.

Ein guter Punkt, denn nirgendwo ist das Prinzip von Nepo Babies älter und deutlicher als in der Monarchie — dort muss man schließlich außer geboren werden gar nichts für seinen Status tun.