Eifersucht & Co: Können wir uns von einem Beziehungstrauma befreien?

Frisch verliebt – und dann holen einen negative Erinnerungen ein. Wird mich der*die Neue auch wieder schlecht behandeln, belügen oder betrügen? Enttäuschungen aus früheren, insbesondere langen Beziehungen projizieren wir allzu oft auch auf eine neue Partnerschaft. Wie es zu schaffen ist, sich davon frei zu machen, dafür gibt es einige psychologische Tipps.

Altlasten können neue Beziehungen schwer belasten. (Bild: Getty Images)
Altlasten können neue Beziehungen schwer belasten. (Bild: Getty Images)

Eine Liebesbeziehung kann uns sehr stark prägen und auch unser zukünftiges Verhalten beeinflussen – eine Partnerschaft, die über zehn Jahre dauert, prägt uns sogar ähnlich tiefgreifend wie die elterliche Erziehung, so die These des Diplom-Psychologen Christian Hemschemeier. Der Experte, der viel Erfahrung mit Paaren in Krisensituationen hat, führte gegenüber dem Nachrichtenportal RND aus, was die Konsequenzen dieser Prägung bedeuten können. Hat man nämlich schlechte Erfahrungen gemacht, so scheint es erstmal sehr schwer, diese abzuschütteln – wie einen Klotz am Bein schleppen wir die Enttäuschungen mit und stehen uns selbst und womöglich einem Neuanfang damit im Weg.

Beziehung: Emotionale Unterstützung vs. praktische Hilfe

Vieles wirkt noch über das Ende einer Beziehung hinaus

Verlustängste bei Betrogenen, ein damit verbundener Kontrollzwang oder auch das Gefühl, ständig kleingehalten zu werden, zählen laut Hemschmeier zu den Belastungen, die man potentiell in eine folgende Beziehung trägt – alte Sorgen und Zweifel holen einen ein, sobald man sich gerade neu auf jemanden eingelassen hat und eigentlich auf Wolke Sieben schwebte. Allein eine unbeantwortete Textnachricht kann folglich schon zu großer Verunsicherung führen: Wiederholt sich jetzt das gleiche Spiel...?

Insbesondere das Phänomen des sogenannten „Future Faking“ führt laut dem Psychologen zu tiefgreifenden Prägungen: Falsche Versprechungen, beispielsweise zu heiraten oder zusammenzuziehen, könnten Konsequenzen nach sich ziehen, wenn dabei einfach mit den Hoffnungen gespielt würde. Die Verbitterung, wenn das Versprochene nie eingelöst wurde, wirkt dann also unter Umständen auch noch über das Ende einer Beziehung hinaus: Auch in der folgenden Partnerschaft werden wir womöglich argwöhnisch, und der*die Auserwählte kommt uns bei Liebesbekundungen und gemeinsamen Plänen plötzlich unglaubwürdig vor. Zweifel in das eigene Urteilsvermögen und die eigene Person inklusive.

Ein Tagebuch und gute Freunde können helfen

Sich unvoreingenommen auf jemand Neuen einzulassen, erfordert also ein gewisses Maß an Überwindung – und zuerst einmal, dass wir uns der alten Muster bewusstwerden. Die Erkenntnis, welche Probleme in einer zurückliegenden Beziehung geherrscht haben und wie wir diese auf die neue Partnerschaft übertragen, sei der wichtigste Schlüssel, so Psychologe Hemschemeier. Ein Tagebuch könne eine gute Art und Weise sein, darüber zu reflektieren. Auch der Rat von guten Freund*innen mag helfen, sofern diese einen schon lange kennen und ehrlich die Meinung sagen.

Der Entschluss, gegen einen sich immer fortsetzenden Teufelskreis anzukämpfen, sollte ganz bewusst und in Ruhe gefällt werden. Panik ist nicht der beste Ratgeber. Ein Streitthema verfliegt ganz oft innerhalb eines Tages, und dann ist der Kopf wieder frei, um klar zu denken...

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