Energieeffizienzklassen für Häuser
Beim Bau oder Kauf eines Hauses wird man es zwangsläufig mit seiner Energieeffizienzklasse zu tun bekommen. Sie gibt wichtige Auskünfte darüber, ob vorgeschriebene energetische Grenzwerte eingehalten werden. Aber was bedeuten die einzelnen Klassen eigentlich?
Das Wichtigste in Kürze
Anhand der Energieeffizienzklasse können Sie den Energieverbrauch eines Hauses ablesen.
Die Energieeffizienzklassen teilen Gebäude auf einer Skala von A+ bis H ein.
Welche Energieeffizienzklasse ein Haus hat, lässt sich auf dem Energieausweis ablesen.
Für eine energetische Sanierung bieten KfW und BAFA diverse Förderprogramme an.
Grundlage der Energieeffizienzklassen
Wie viel Energie verbraucht ein Gebäude im Verhältnis zur Fläche? Diese Information soll Hauskäufern, Mietern oder Bauherren dabei helfen, die Energiekosten und die Umweltbelastung eines Gebäudes besser einzuschätzen. Möglich macht es die Einteilung von Häusern in Energieeffizienzklassen, wodurch eine Bewertung des energetischen Zustands von Gebäuden möglich wird. Rechtlich ist dies hauptsächlich in § 86 GEG (Gebäudeenergiegesetz) geregelt. Das Gesetz hat 2020 die Energieeinsparverordnung (EnEV) abgelöst.
Welche Effizienzklasse ein Haus erreicht, ist im Energieausweis zu finden. Es ist ein wichtiges Dokument für Hausbesitzer und wird entweder auf Basis des Endenergiebedarfs oder des tatsächlichen Energieverbrauchs des Gebäudes erstellt. Er gibt zudem Hinweise auf mögliche Maßnahmen zur Sanierung und die Verbesserung der Energieeffizienz.
Welche Energieeffizienzklassen gibt es?
Den Energieausweis gibt es bereits seit 2014. Er teilt Wohngebäude in neun unterschiedliche Effizienzklassen ein: von A+ bis H. Neubauten erreichen in der Regel die Klassen A+, A oder B – und damit eine der drei besten Einstufungen, also mit dem niedrigsten Verbrauch an Energie. Je weiter hinten im Alphabet die Energieeffizienzklasse steht, desto schlechter ist der energetische Zustand. Nachfolgend ein Überblick über alle Klasse und was sie bedeuten:
Energieeffizienzklasse | Endenergiebedarf pro Jahr | Energiekosten pro Jahr und Wohnfläche in Quadratmetern | Interpretation |
A+ | 0 bis 30 kWh/m² | 3 Euro/m² | Häuser mit dieser Klasse haben nahezu keine Energieverluste und setzen oft auf Passivhausstandards, Effizienzhaus 40 oder sogar Null-Energie-Häuser. |
A | 30 bis 50 kWh/m² | 7 Euro/m² | Neuwertige Häuser wie Effizienzhaus 55, die gut gedämmt sind und moderne Technologien (wie Wärmepumpen oder Solarenergie) nutzen. |
B | 50 bis 75 kWh/m² | 12 Euro/m² | Effiziente Neubauten wie Effizienzhaus 70 oder sanierte Altbauten mit moderner Dämmung und Heizungssystemen. |
C | 75 bis 100 kWh/m² | 16 Euro/m² | Effizienzhaus 85 oder übliche Altbauten, die möglicherweise teilsaniert wurden, aber noch nicht auf dem neuesten Stand der Technik sind. |
D | 100 bis 130 kWh/m² | 21 Euro/m² | Ältere Gebäude, die eine Sanierung benötigen, um energetisch auf dem neuesten Stand zu sein. |
E | 130 bis 160 kWh/m² | 27 Euro/m² | Ältere unsanierte Häuser mit schlechter Dämmung und ineffizienter Heizung. |
F | 160 bis 200 kWh/m² | 34 Euro/m² | Sanierungsbedürftige Gebäude mit erheblichen Energieverlusten durch Wände, Fenster und Dach. |
G | 200 bis 250 kWh/m² | 42 Euro/m² | Stark sanierungsbedürftige Häuser, oft mit veralteter Heizung und keiner oder nur minimaler Dämmung. |
H | Über 250 kWh/m² | Ab 50 Euro/m² | Gebäude, die energetisch in einem sehr schlechten Zustand sind und unbedingt saniert werden sollten, um Energieverluste zu minimieren. |
Wie wird die Energieeffizienzklasse ermittelt?
Um die Energieeffizienzklasse eines Hauses zu bestimmen, spielt der Endenergiebedarf eine große Rolle und gibt an, wie viel Energie in Kilowattstunden jährlich für die Heizung, Lüftung und Warmwasser benötigt. Der Endenergiebedarf kann auf zwei Arten berechnet werden: bedarfsorientiert und verbrauchsorientiert.
Die bedarfsorientierte Berechnung basiert auf dem berechneten Energiebedarf einer Immobilie. Sie berücksichtigt theoretisch den Zustand des Gebäudes und seiner Technik, unabhängig vom individuellen Nutzungsverhalten – also Dämmung, Fenstern und Haustüren sowie einer Heizungsanlage, die optimal auf das Haus abgestimmt ist. Die Berechnung übernimmt ein Experte wie ein Energieberater anhand von Gebäudedaten unter Berücksichtigung von standardisierten Rahmenbedingungen zu Klima, Nutzerverhalten und Raumtemperatur. Hausbesitzer erhalten dann einen Bedarfsausweis.
Bei der verbrauchsorientierten Ermittlung wird die Energieeffizienzklasse auf Grundlage des tatsächlichen Energieverbrauchs der Bewohner in den vergangenen Jahren berechnet. Hier wird der gemessene Verbrauch (Strom, Gas, Öl usw.) als Grundlage verwendet. Diese Methode ist einfacher und schneller durchzuführen als die bedarfsorientierte Berechnung. Hierfür werden Heizkosten- und Verbrauchsabrechnungen verwendet. Der sogenannte Verbrauchsausweis gibt Auskunft über das individuelle Heiz- oder auch Lüftungsverhalten der Bewohner.
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Die Energieeffizienzklasse und der Effizenzhaus-Standard beziehen sich auf einen unterschiedlichen Energiebedarf. Während die Klassen zur Energieeffizienz den Endenergieverbrauch berücksichtigen, verwenden die Standards der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) den Primärenergiebedarf. In diesem ist auch der Energieaufwand für die Lieferung der Energie zum Haus enthalten.
Bedeutung der Energieeffizienzklasse für Hausbesitzer
Für Immobilienbesitzer sind die Energieklassen besonders wichtig, da sie nicht nur die energetische Qualität des Gebäudes widerspiegeln, sondern auch weitreichende finanzielle, ökologische und rechtliche Konsequenzen haben können. Ein Haus mit einer guten Energieeffizienzklasse ist für Käufer und Mieter attraktiver, da sie nicht nur niedrigere Betriebskosten, sondern auch eine bessere Umweltbilanz bieten. Dies kann den Wert eines Hauses auf dem Immobilienmarkt steigern und es schneller verkäuflich machen. Ferner sinken bei einer guten Effizienzklasse die Energiekosten für Wärme.
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Ein Energieausweis muss immer erstellt werden, wenn ein Haus neu gebaut, verkauft, vermietet oder verpachtet wird – eine Ausnahme davon sind Gebäude unter Denkmalschutz.
Praktische Tipps zur Verbesserung der Energieeffizienz
Mit einer energetischen Sanierung können Hausbesitzer ihre Immobilie energieeffizienter gestalten. Für solche Maßnahmen bietet die KfW oder das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Förderprogramme an, wenn bestimmte Mindestanforderungen erfüllt werden. Beispielsweise fördert die KfW die Sanierung und den Kauf eines frisch sanierten Effizienzhauses mit bis zu 150.000 Euro. Liegt bereits ein Energieausweis vor, können Sie daraus Empfehlungen ablesen, wie Sie den energetischen Standard optimieren können.
In manchen Fällen reicht es bereits aus, die oberste Geschossdecke zu dämmen. Dies führt aber meist nur zu einer geringen Verbesserung. Eine Fassaden- oder Dachdämmung sowie ein Fensteraustausch bieten sich für Besitzer von energetisch schlechten Gebäuden an. Auch der Austausch des Heizungssystems verbessert die Energieeffizienz. Holen Sie sich Hilfe und Rat von einem Energieberater, der einen individuellen Sanierungsfahrplan für Sie erstellen kann.