Esstörung: Teenagerin aß jahrelang nur Croissants
Eine Teenagerin, die sich ein Jahrzehnt lang überwiegend von Croissants ernährt hat, ist endlich dabei, ihre Essstörung zu überwinden.
Ciarra Franco (13) hatte große Angst davor, neue Lebensmittel zu probieren, nachdem sie als Kleinkind fast erstickt war. Ihre Mutter Angela brauchte viele Jahre, um sie dazu zu bringen, verschiedene Dinge zu essen.
Franco aus Gravesend im englischen Kent weigerte sich, in der Schule zu essen und fühlte sich nur mit einem Croissant in ihrer Brotdose wohl. Ab und zu durfte es auch mal anderes französisches Gebäck sein.
Sie aß seit Schulbeginn jeden Tag das Gleiche.
Doch zum Glück konnte sie ihre Essgewohnheiten nun erweitern, nachdem ihre Familie sich an einen Hypnotherapeuten gewandt hatte, der auf die Behandlung von Kindern mit selektiven Essstörungen spezialisiert ist.
Die Unterstützung, die sie erhielt, veränderte schließlich Francos Leben. Zum ersten Mal konnte Franco ein Croissant mit verschiedenen Füllungen wie Schokolade genießen und probierte neue Lebensmittel wie chinesisches Essen und Früchte wie Ananas.
Ernährungsumstellung dank Hypnotherapie
Francos Geschichte wird anlässlich der Woche zur Sensibilisierung für Essstörungen geteilt, die dieses Jahr vom 27. Februar bis zum 5. März stattfindet, und soll das Bewusstsein für die vermeidende/restriktive Essstörung (ARFID) schärfen.
Laut Beat, einer gemeinnützigen Organisation für Essstörungen, ist ARFID eine Erkrankung, bei der jemand bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelarten meidet, die Aufnahme von Nahrungsmitteln in Bezug auf die Gesamtmenge einschränkt oder beides tut.
Dies kann verschiedene Gründe haben, z. B. eine Überempfindlichkeit gegenüber Geschmack, Konsistenz, Geruch oder Aussehen bestimmter Lebensmittel oder die Tatsache, dass man nur Dinge mit einer bestimmten Temperatur essen kann. Möglicherweise haben Betroffene auch eine belastende Erfahrung mit Lebensmitteln gemacht, wie z. B. Ersticken (ähnlich wie bei Franco), Erbrechen oder starke Bauchschmerzen.
Dies kann dazu führen, dass die Betroffenen nur das essen, was sie für „sicher“ halten, da sie Angst davor haben, was nach dem Essen passieren könnte.
„Nach ihrer Geburt verbrachte Franco wegen Bronchitis und Lungenproblemen viel Zeit der ersten zwei Lebensjahre im Krankenhaus“, erklärt ihre Mutter.
„Mit zwei Jahren blieb ihr eine Süßigkeit im Hals stecken.“
„Ich denke also, dass das immer ein unterbewusster Faktor war, warum sie solche Probleme hatte, neues Essen zu probieren.“
Ihr eingeschränktes Essverhalten hat ihrer Familie immer Sorgen bereitet und sie wollten es unbedingt verstehen und ihr helfen.
„Ciarra hat immer versucht, neues Essen zu probieren, aber es ist, als habe sie eine mentale Blockade, sich eine Gabel in den Mund zu stecken“, erklärt Angela.
Jahrelang fast nur Croissants und Nudeln ohne Soße
„Wir haben sie nie dazu gezwungen, neue Dinge zu probieren und wenn sie deshalb gestresst oder aufgebracht ist, sagen wir ihr immer, dass es okay ist und sie sich nicht zwingen muss.“
Es gab noch einige andere Lebensmittel, mit denen Franco zurechtkam, aber Croissants waren das, was sie überwiegend aß.
„Seit sie zwei Jahre alt ist, ist eines der einzigen Dinge, die sie ständig gegessen hat, Croissants zum Mittagessen und Nudeln ohne Soße zum Abendessen“, so ihre Mutter weiter.
„Gelegentlich probierte sie auch Cerealien wie Cornflakes und gesalzene Chips, aber solange ich mich erinnern kann, hat sie jeden Tag ein Croissant zu Mittag gegessen.
„Ab und zu hat sie auch ein Pain au chocolat oder eine Brioche probiert, aber sie bevorzugte Croissants.“
Angela hatte immer das Gefühl, dass es tief sitzende Gründe für die Essstörung ihrer Tochter gab.
„Wir wussten immer, dass sie nicht nur mäkelig beim Essen war, aber es war immer sehr schlimm für sie, wenn wir essen gegangen sind oder uns etwas geholt haben, das sie nicht essen konnte“, sagt sie.
Franco wurde von Medizinern als „wählerische Esserin“ bezeichnet, die behaupteten: „Sie wird essen, wenn sie es will.“
„Sie sagten alle, sie sei nur sehr wählerisch oder habe Probleme mit dem Magen“, fügt Angela hinzu.
„Als Eltern will man doch nur, dass sein Kind isst und dass es sich mit dem, was es isst, wohlfühlt.“
„Die Leute verstehen nicht, dass es sich um eine Krankheit handelt und nicht nur um eine Laune.“
Angela beschloss schließlich, sich an den Hypnotherapeuten David Kilmurry zu wenden, nachdem sie in einer regionalen Zeitung einen Artikel über einen ähnlichen Fall gelesen hatte, bei dem er geholfen hatte.
Mit Hypnose zum Erfolg
Nach nur sechs Wochen mit ihm, in denen Franco vor Mahlzeiten entspannende Audiodateien hörte, eine Tabelle für Erfolge benutzte und ihre Ängste vor dem Essen zum Ausdruck brachte, kann sie jetzt endlich mit ihrer Familie Essen zum Mitnehmen genießen.
Kilmurry erklärt: „ARFID hatte bei Ciarra zu sozialer Ausgrenzung geführt und ihre Liebe zum Turnen stand auf der Kippe, weil die minderwertige, zuckerhaltige Nahrung sie ermüdete und sie sich auf einige wenige beigefarbene Lebensmittel beschränkte.“
„Nach der ersten Hypnose aß Ciarra ohne zu zögern eine Reihe bunter Früchte, Gemüsesorten und Salate und bewertete sie alle sehr hoch“, fügt Kilmurry hinzu.
Das setzte sich fort und Mutter Angela beschwerte sich scherzhaft, dass Ciarra sie um Haus und Hof aß, wobei chinesisches Essen zu ihrem neuen Lieblingsessen wurde.
Francos Verbesserung bedeutet, dass die ganze Familie zum ersten Mal seit zehn Jahren zusammensitzen und eine gemeinsame Mahlzeit genießen kann.
Neue Lieblingsspeisen, aber das Croissant muss weiter dabei sein
„Seit ihrer Hypnosetherapie hat sie so viele neue Lebensmittel ausprobiert und obwohl sie noch einen weiten Weg vor sich hat, hat sich ihr Geschmackssinn drastisch verändert“, sagt Angela.
„Einige ihrer Lieblingsspeisen sind jetzt Hähnchen süßsauer, Bratkartoffeln mit Gewürzen und sogar Ananas.“
„Sie probiert immer noch jeden Tag neue Dinge aus, das ist eine erstaunliche Leistung!“
Sie macht zwar täglich Fortschritte bei ihrer Genesung, aber im Moment fühlt sie sich mit Croissants in ihrer Brotdose noch am wohlsten.“
Wo du Hilfe bekommst
Wenn du dich sorgst, dass du oder ein Familienmitglied unter ARFID leidet, sprich mit deinem Hausarzt. Weitere Informationen findest du bei der BZgA oder bei deiner Krankenkasse.
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