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EZB liefert neuen Ausblick auf Zinspfad: Der Tag mit Bloomberg

(Bloomberg) -- Wenn die Europäische Zentralbank heute das Ergebnis ihrer geldpolitischen Sitzung bekannt gibt, wird der Fokus vor allem auf dem Ausblick auf die nächste Runde liegen. Dieses Mal ist ein 50-Basispunkte-Schritt so gut wie sicher, doch ob im März ein weiterer folgt — wie von Christine Lagarde in Aussicht gestellt — wurde zuletzt stärker debattiert.

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Falken wie der Niederländer Klaas Knot und seine Kollegen aus dem Baltikum haben dies angesichts der weiterhin hohen Teuerungsraten befürwortet. Doch angesichts fallender Energiekosten haben sich einige auch für größere Vorsicht ausgesprochen. Neue Daten, die gestern verkündet wurden, werden die Debatte kaum beruhigen. Während sich die Inflation zum dritten Mal in Folge verlangsamte, verharrte die Kernrate auf ihrem Allzeithoch von 5,2%. Das liefert beiden Seiten passende Argumente.

Auch die Konjunktur zeichnet kein klares Bild. Wachstum von 0,1% im vierten Quartal bedeutet, dass die Rezession, die die EZB im Dezember noch vorhersagte, womöglich abgesagt ist. Allerdings ist der Ausblick alles andere als rosig, und der private Konsum leidet spürbar unter den steigenden Lebenshaltungskosten. Die 26 Notenbanker im Rat haben jedenfalls viel zu besprechen.

AKTUELLE MELDUNGEN:

  • Die Händler der Deutschen Bank sind im Schlussquartal 2022 unter den Erwartungen geblieben und konnten ihre Serie von Marktanteilsgewinnen nicht fortsetzen. Der Konzerngewinn war trotzdem der höchste seit 2007.

  • Der Fondsmanager der Bank, die DWS Group, erlitt im vergangenen Jahr Abflüsse in Höhe von fast 20 Milliarden Euro.

  • Roche warnt im Jahresausblick vor Rückgängen bei Umsatz und Gewinn, da die Nachfrage nach Corona-Tests abgesackt ist. ABB indessen rechnet mit nachlassendem Umsatzwachstum.

  • Die Fed hat die US-Leitzinsen erwartungsgemäß um 25 Basispunkte angehoben. Jerome Powell kündigte noch “einige” weitere Zinserhöhungen an, bevor in der Straffungskampagne eine Pause eingelegt werden dürfte.

  • Die Krise um den Konzern des indischen Tycoons Gautam Adani spitzt sich zu. Die Kapitalerhöhung wurde in letzter Minute abgesagt, da den Investoren herbe Verluste drohen würden. Der Börsenabsturz der Adani-Unternehmen geht heute weiter.

  • Die Credit Suisse will dem Vernehmen nach ihr Wertpapier- und Wealthgeschäft auf dem chinesischen Festland behalten, das Team in Hongkong jedoch der Credit Suisse First Boston angliedern. Indessen hat der Vize-Präsident des Investmentbankings in Asien der Bank den Rücken gekehrt.

  • Die OMV prüft informierten Kreisen zufolge den Verkauf eines Teils ihres internationalen Öl- und Gasportfolios und sondiert bereits das Interesse potenzieller Käufer.

  • Airbus und Qatar Airways haben ihren langjährigen Streit über abblätternde Farbe am A350 beigelegt.

ANALYSEN:

  • Michael Burry, der sein Image als Finanzmarkt-Kassandra pflegt, twitterte am Dienstag “Sell” - doch die Märkte taten angesichts der Fed-Zinsentscheidung das Gegenteil und die Aktienkurse legten zu.

AKTIENMÄRKTE | Die Börsen in Asien bewegen sich am Donnerstag wenig, wobei die Kurse in Tokio leicht anziehen während sie in China etwas nachgeben. Die Krise des Imperiums von Gautam Adani spitzt sich mit einem weiteren Kursabsturz zu. An der Wall Street schloss der S&P 500 gut 1% im Plus angesichts der Anmerkung von Fed-Chef Powell, dass ein disinflationärer Prozess eingesetzt habe. Für den Handelsstart in Europa signalisieren die Futures einen freundlichen Handelsstart. Die Impulse aus der Berichtssaison sind zahlreich.

RENTENMÄRKTE | Europas Staatsanleihemärkte machten am Mittwoch einen Schritt zur Seite angesichts der anstehenden Zinsentscheidungen beiderseits des Atlantiks. US-Treasuries waren nach dem Fed-Entscheid gesucht. Heute steht die Frage im Fokus, wie EZB und Bank of England in ihrer Geldpolitik weiter verfahren werden. Den Primärmarkt zapfen heute Spanien und Frankreich an.

ROHSTOFFMÄRKTE | Die Preise am Ölmarkt erholen sich am Donnerstag etwas vom Preisrutsch des Vortages. Die WTI-Notierung war am Mittwoch mehr als 3% abgesackt angesichts der Nachricht, dass die US-Rohölbestände weiter gestiegen sind. Der Goldmarkt tritt auf der Stelle. Am Mittwoch hatte sich Bullion um rund 1% verteuert, da sich der Zinseröhungszyklus der Fed dem Ende zu nähern scheint.

TERMINE AM DONNERSTAG

  • Quartalszahlen Europa: Nordea Bank, Banco Santander, Deutsche Bank, DWS, Siemens Healthineers, Siltronic, OMV, ING, ABB, Roche Holding, Julius Bär, Infineon Technologies, Anglo American, BT, Shell, Ferrari

  • Konjunkturdaten Deutschland: Handelsbilanz, Auftragseingang Maschinen- und Anlagenbau

  • Quartalszahlen USA: Honeywell, Merck & Co, Intercontinental Exchange (vorbörslich); Amazon.com, Qualcomm, Alphabet, Starbucks, Ford, Apple (nachbörslich)

  • 13:00 Bank of England, Ergebnis der Sitzung des geldpolitischen Rats

  • 14:15 EZB, Ergebnis der Ratssitzung, gefolgt von PK mit Präsidentin Lagarde (14:45)

  • Konjunkturdaten USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, Produktivität ex Agrar, Auftragseingang Industrie

  • 14:30 Bundeskanzler Scholz, Statement mit BioNTech-Chef Sahin nach Unternehmensbesuch in Marburg

  • 19:30 EZB-Präsidentin Lagarde, Rede bei Verleihung der Franco-German Business Awards

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