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Feministische High Fashion: Hilfreich oder heuchlerisch?

Labels und Designer haben den Feminismus für sich entdeckt. (Bild: Getty Images)
Labels und Designer haben den Feminismus für sich entdeckt. (Bild: Getty Images)

Mit Statement-Shirts wie „We Should All Be Feminists” oder “The Future Is Female” feiern Top-Designer und Modelabels den Feminismus. Damit möchte nun also ausgerechnet eine Branche für Gleichberechtigung kämpfen, die täglich unrealistische Schönheitsideale hochhält und Frauen auf ihre Konfektionsgröße reduziert!

Feministische Statements sind der neue Trend auf den Runways und das kommt nicht von ungefähr. Unter anderem frauenfeindliche und sexistische Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump haben einen enormen Gegenwind ausgelöst und wieder einmal gezeigt, dass Gleichberechtigung keine Selbstverständlichkeit ist. Da ist es kein Wunder, dass auch die Mode jetzt ein Zeichen setzt.

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Mit Statement-Shirts wie “We Should All Be Feminists” (Dior) und “I Want To Marry A Feminist“ (Dorothee Schumacher) möchten Designer und High-Fashion-Labels angeblich für Gleichberechtigung kämpfen. Doch ist es nicht heuchlerisch, dass gerade eine Branche, die überschminkte Frauen mit unrealistischen Maßen zu Stilikonen für viele junge Mädchen erhebt, jetzt einen auf Moralapostel macht?

Modetrend Feminismus: Heuchelei oder wichtiges Statement?

Auf der ganzen Welt hungern junge Mädchen, um sich ihrem vermeintlichen Traumkörper anzunähern. Zeitschriften zeigen uns, was wir kaufen, wie wir uns schminken müssen und wie weit wir tatsächlich von unseren Idealen entfernt sind. Und obwohl in Deutschland derzeit vier von zehn Frauen übergewichtig sind, gibt es keine Kampagne, kein Werbefoto, keine Motivation von seitens der High Fashion-Labels, sich so zu lieben, wie man nun mal ist.

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Hilfe finden Frauen mit Konfektionsgrößen jenseits der 36 dann lediglich in zahlreichen Diät-Specials renommierter Magazine. Und jetzt setzen gerade die Schöpfer dieser unrealistischen Bilder auf feministische Mode? Echt jetzt?

Mode wird immer einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben

Doch auf der anderen Seite ist es immer noch besser ein T-Shirt zu tragen, auf dem “Believe In Your Female Energy” steht als eines, das den Namen „Monsterbumserin“ oder “Dirty Bitch Yeah” trägt! Denn genau das ist die Marketingstrategie des Modelabels „Naketano“. Dieses setzt auf einen gegensätzlichen Kurs und polarisiert mit sexistischen Kollektionsnamen. Und was ist der Zweck dieser Geschmacklosigkeiten? Firmen, die nicht allzu viel Geld für Werbung ausgeben wollen, setzen häufig auf aggressive Marketingstrategien, um Aufsehen zu erregen. Und es scheint zu funktionieren: Die Ware wird gekauft – auch von Frauen.

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Die Diskussionen im Netz über die Vertretbarkeit der Strategie ist groß und spaltet die Meinungen, aber grundsätzlich wird deutlich: Viele Käuferinnen scheinen sich nicht dafür zu interessiert, wie ihre Klamotten heißen. Die meisten sehen keinen Grund, sich dadurch vom Kauf abhalten zu lassen und halten den Aufschrei von Feministinnen für übertrieben.

Statement-Shirt von Dorothee Schumacher und GLAMOUR. (Bild: Schumacher)
Statement-Shirt von Dorothee Schumacher und GLAMOUR. (Bild: Schumacher)

Doch sind es nicht schon die kleinen Dinge, aus denen schließlich große Sexismus-Debatten entstehen? Immerhin setzen Dior, Schumacher & Co. auf einen entgegensetzen Kurs und tragen so vielleicht dazu bei, dass die Ignoranz vieler Menschen doch mal einen kleinen Riss bekommt.

Schließlich ist es doch so: Wir können nicht vermeiden, dass die Modeindustrie einen großen Einfluss auf unsere Gesellschaft und das damit einhergehende Frauenbild hat. Und wenn dem schon so ist, können wir mit starken Statements besser leben als mit polarisierendem Sexismus.

Autorin: Lydia Wünsch

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