Find in and come out: Das sind die besten Coming-out-Filme
Seinem besten Kumpel, der Familie oder Arbeitskolleg*innen zu sagen, dass man schwul, lesbisch, bi oder trans ist, fällt nicht immer leicht. Deshalb sind Filme rund um den Coming-out-Prozess, für viele queere Menschen ein entscheidender Schritt im Leben, so wichtig. Denn sie machen vor allem jungen queeren Menschen Mut und unterstützen sie in ihrem Selbstfindungsprozess. Gleichzeitig sorgen Coming-out-Filme für mehr Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community.
Die besten Coming-out-Filme im Überblick
Coming-out-Filme drehen sich um den Prozess, in dem eine Person ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität anderen gegenüber offenbart. Viele queere Menschen wählen sorgfältig aus, bei wem sie sich zuerst outen, aus Angst vor Ablehnung oder Diskriminierung; Coming-out-Filme zeigen ihre inneren Konflikte und die damit verbundenen Herausforderungen.
Zugegeben, für die Zukunft wünschen wir uns etwas weniger Drama und mehr Love und Leichtigkeit. Aber unsere Liste der besten Coming-out-Filme zeigt, dass man ernste Themen sensibel und humorvoll angehen kann. Im Ranking ist auch ein wegweisender Film eines deutschen Regisseurs namens Heiner Carow. Noch nie gehört? Keine Sorge, wir zuvor auch nicht.
Moonlight (2016)
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Das US-Drama Moonlight von Barry Jenkins erzählt die Lebensgeschichte eines jungen schwulen schwarzen Mannes. Chiron, der in einem Brennpunkt von Miami aufwächst, hadert mit seiner Sexualität, während er gleichzeitig mit Armut, Drogenmissbrauch in der Familie und Mobbing umgehen muss. Die bewegende Story wird in drei Teilen erzählt und zeigt seinen Protagonisten – gespielt von Trevante Rhodes, Ashton Sanders und Alex R. Hibbert – in jeweils anderen Lebensabschnitten. Moonlight zeichnet sich durch seine poetische Bildsprache und seine emotionale Tiefe aus – der schwule Film wurde zu einem großen Kinoerfolg. Für seine nuancierte Darstellung eines schwulen Mannes und seiner inneren Kämpfe wurde der zeitlose Coming-out-Film 2017 unter anderem mit einem Oscar und einem Golden Globe als "Bester Film" ausgezeichnet.
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God's Own Country (2017)
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Francis Lee siedelt sein düsteres DramaGod's Own Country in einer abgeschiedenen Landschaft im Norden Englands an. Der Alltag des jungen, isoliert lebenden Schafzüchters Johnny Saxby – brillant gespielt von Josh O'Connor – ist geprägt von harter körperlicher Arbeit und nächtlichen Trinkexzessen. Die Ankunft eines rumänischen Wanderarbeiters, der auf der Farm aushilft, bringt eine Wendung. Trotz anfänglicher Spannungen entwickelt sich eine emotionale und sexuelle Beziehungzwischen den beiden Männern und Johnny muss sich mit seinen unterdrückten Gefühlen auseinandersetzen. Die realistische Darstellung des harten ländlichen Lebens, der sensible Umgang mit Sexualität sowie die komplexen, mitunter widersprüchlichen Figuren machen God's Own Country zu einem besonders authentischen Coming-out-Film.
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Beautiful Thing (1996)
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Der Trailer mit dem nervigen Off-Kommentar lässt es zwar nicht vermuten, aber Beautiful Thing ist einer der schönsten Coming-out-Filme überhaupt. Die Story, inszeniert von Hettie MacDonald, spielt in einem Arbeiterviertel in Süd-London und erzählt die Geschichte von zwei Nachbarsjungen, die sich ineinander verlieben. Als Ste, der regelmäßig von seinem Vater und älteren Bruder misshandelt wird, bei Jamies Familie Unterschlupf findet, kommen sich die beiden näher. Der britische Film zeigt, anders als viele queere Hollywood-Hochglanzproduktionen, eine schwule Liebe in einem wenig glamourösen, rauen Setting. Trotz des teilweise tragischen Plots enthält Beautiful Thing einige witzige und berührende Szenen und vermittelt eine positive Message von Akzeptanz.
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My Policeman (2022)
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My Policeman spielt vornehmlich in England zu einer Zeit, als Homosexualität nicht nur verpönt, sondern illegal war. Im Mittelpunkt steht Tom Burgess (sehr überzeugend: Harry Styles), ein ungeouteter homosexueller Polizist. Verheiratet mit einer Lehrerin (Emma Corrin), führt er eine heimliche Beziehung mit einem Mann (David Dawson). Gezwungen durch gesellschaftliche Konventionen, müssen die beiden Männer schmerzhafte Entscheidungen treffen. Die Erzählung erstreckt sich über zwei Zeitebenen. Gezeigt werden einerseits die jungen Jahre der Charaktere in den 1950er-Jahren sowie ihre späteren Leben in den 1990er-Jahren, als alte Wunden aufbrechen. Schmerzhaft macht My Policeman die innere Zerrissenheit eines jungen schwulen Mannes deutlich. Gleichzeitig ist der Film von Michael Grandage eine beeindruckend inszenierte Reflexion über Liebe und die langfristigen Auswirkungen unterdrückter Gefühle.
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Beach Rats (2017)
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Tagsüber cooles Macho-Gehabe mit den Kumpels in Brooklyn, nachts heimliche Dates mit älteren Männern: In Beach Rats von Eliza Hittman führt der 19-jährige Frankie (Harris Dickinson) ein Doppelleben. Hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen von Freunden und Familie und dem eigenen sexuellen Verlangen, versucht er, sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Ungeschönt, aber visuell wunderschön inszeniert, zeigt der Film den inneren Konflikt und die Einsamkeit seines Protagonisten. Leider nimmt die eindringliche Coming-out-Story kein gutes Ende.
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The Boys In The Band (2020)
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Der Netflix-FilmThe Boys In The Band erzählt zwar keine klassische Coming-out-Story, aber auch hier geht es um unterdrückte Gefühle. Ursprünglich ein Theaterstück von Mart Crowley aus dem Jahr 1968, adaptierte Produzent Ryan Murphy – bekannt für queere Serien wie die Netflix-True-Crime-Reihe Monster – das Drama neu. Ende der 1960er-Jahre trifft sich ein Freundeskreis schwuler junger Männer zu einer Geburtstagsfeier. Doch der zunächst entspannte Abend eskaliert, ungelöste Konflikte brechen peu à peu auf, heimliche Beziehungen werden aufgedeckt. Der Film liefert seltene Einblicke in die Welt schwuler Männer vor den Stonewall-Unruhen, die als Startpunkt der modernen LGBTQIA+-Bewegung gelten. The Boys In The Band ist mit einem offen queeren Cast besetzt und thematisiert nicht nur LGBTQIA+-spezifische Belange, sondern spricht auch universelle Themen wie Liebe, Freundschaft und Selbstakzeptanz an.
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Raus aus Åmål (1998)
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Es müssen nicht immer junge schwule Männer sein: Der lesbische Coming-out-FilmRaus aus Åmål spielt in der titelgebenden schwedischen Kleinstadt. Regisseur Lukas Moodysson erzählt die Geschichte der introvertierten Agnes (Rebecka Liljeberg), die heimlich in Elin (Alexandra Dahlström), eine bei allen beliebte Mitschülerin, verliebt ist. Die beiden jungen Frauen setzen sich mit ihrer sexuellen Identität auseinander – dass sie in einem Kaff leben, macht es nicht gerade leichter. Einfühlsam zeigt der Film den Struggle der ersten Liebe und die Konsequenzen von Mobbing. Die Indie-Produktion aus Schweden beweist, dass queere Filme nicht immer im Drama enden müssen.
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Besties (2021)
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Eine ähnliche Story wie Raus aus Åmål erzählt der französische Film Besties unter der Regie von Marion Desseigne Ravel. Allerdings spielt der Film nicht in einer Kleinstadt, sondern in einem Pariser Vorort. Nedjma (Lina El Arabi) und Zina (Esther Rollande) verlieben sich ineinander. Das Problem: Sie gehören verfeindeten Girl-Gangs an. Besties ist eine moderne, raue lesbische Version von Romeo und Julia mit einem jungen, diversen Cast und einem coolen Soundtrack.
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Deutscher Coming-out-Film aus der DDR: Coming Out (1989)
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Es ist kaum zu glauben: Coming Out ist ein ostdeutscher Schwulenfilm aus dem Jahr 1989 mit einem erstaunlichen Ende. Philipp Klarmann (Matthias Freihof), ein junger Lehrer in der DDR, der seine Sexualität leugnet und eine Beziehung mit seiner Kollegin Tanja (Dagmar Manzel) hat, fühlt sich zunehmend zu einem Mann (Dirk Kummer) hingezogen. Für die damalige Zeit außergewöhnlich offen, zeigt der Spielfilm von Heiner Carow, einer der letzten produzierten DEFA-Filme, den schmerzhaften Coming-out-Prozess seines schwulen Protagonisten. Und all das inmitten einer sozialistischen Gesellschaft! Kleiner Reminder: Die DDR hatte homosexuelle Handlungen zwar 1968 entkriminalisiert, dennoch wurden Schwule in Ost-Berlin schikaniert. Coming Out war der erste und einzige DDR-Film, der sich explizit mit Homosexualität auseinandersetzte. Wie aus einem Hollywood-Drehbuch: Der Film feierte seine Premiereim Ost-Berliner Kino International am 9. November 1989, dem Tag, als die Berliner Mauer fiel. In der nahegelegenen Bornholmer Straße, wo die Premierenfeier stattfand, wurde an diesem Abend ein erster Grenzübergang geöffnet. Bei der Berlinale 1990 wurde der Film von Regisseur Heiner Carow mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
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