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Fliegende Untertassen und bodenständige Häuptlingssöhne - Die Kino-Highlights der Woche

Daniel Kaluuya spielt in "Nope" den Ranchbesitzer OJ. Für seine Nebenrolle in "Judas and the Black Messiah" wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet. (Bild: Universal Studios)
Daniel Kaluuya spielt in "Nope" den Ranchbesitzer OJ. Für seine Nebenrolle in "Judas and the Black Messiah" wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet. (Bild: Universal Studios)

"Der junge Häuptling Winnetou", "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" und "Nope", der neue Horror-Knaller von Jordan Peel ("Get Out"): Das sind die Kino-Neustarts am 11. August.

Ab und an erfahren scheinbar verbrauchte Filmgenres eine echte Auffrischung. So geschehen in Sachen Horror und Mystery. Der US-amerikanische Schauspieler und Regisseur Jordan Peele feierte 2017 mit "Get Out" sein Regiedebüt, das im Kino außergewöhnlich erfolgreich war und für vier Oscars nominiert wurde. 2019 folgte der Horror-Thriller "Wir", der ebenfalls einige Preise erhielt. Jetzt startet "Nope" in den Kinos, eine Mixtur aus Horror und Science-Fiction.

Für Kinder? Oder doch für Erwachsene? "Der junge Häuptling Winnetou" erzählt von dem zwölfjährigen Häuptlingssohn, der die Apachen retten möchte. Ebenfalls neu ins Kino, allerdings eher für die ältere Zielgruppe, kommt das Roadmovie "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" mit Timothy Spall.

Em (Keke Palmer) und OJ (Daniel Kaluuya, links) sind die Eigentümer einer Farm für Hollywood-Filmpferde. Zusammen mit Angel Torres (Brandon Perea) wollen sie einem Rätsel auf die Spur kommen. Traditionell im Horrorgenre keine allzu guter Idee ... (Bild: Universal Studios)
Em (Keke Palmer) und OJ (Daniel Kaluuya, links) sind die Eigentümer einer Farm für Hollywood-Filmpferde. Zusammen mit Angel Torres (Brandon Perea) wollen sie einem Rätsel auf die Spur kommen. Traditionell im Horrorgenre keine allzu guter Idee ... (Bild: Universal Studios)

Nope

Das Genre ist - Achtung: Wortspiel - nicht totzukriegen. Die Streaming-Anbieter bieten reichlich Horrorserien, meist gepaart mit Mystery-Elementen. Von "Guillermo del Toro's Cabinet of Curiosities" über "1899" bis hin zu allerlei Zombie-Geschichten. Nun kommt "Nope" in die Kinos. Autor und Regisseur Jordan Peele, der 2018 für "Get Out" einen Oscar erhielt, erzählt von merkwürdigen Ereignissen auf einer Farm.

Em (Keke Palmer) und OJ (Daniel Kaluuya) sind Eigentümer eben jener kalifornischen Ranch für Hollywood-Filmpferde, die allerdings ziemlich schlecht läuft. Eines Nachts beobachten sie außergewöhnliche Phänomene, für die es keinerlei Erklärung zu geben scheint. Ein UFO könnte es gewesen sein. Dazu Stromausfall, nervöse Pferde. Zusammen mit Angel Torres (Brandon Perea), einem eher ängstlichen Angestellter des Elektronikfachgeschäfts, platzieren sie Kameras auf dem Grundstück, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.

"Ich hatte die Idee, einen großen amerikanischen UFO-Film zu drehen - einen Horrorfilm über fliegende Untertassen", erklärt Jordan Peele. "Aber nicht einfach nur irgendeinen UFO-Horrorstreifen, sondern den ultimativen Film dieses Genres." Eine Inspiration sei Steven Spielbergs "unheimliche Begegnung der 3. Art" gewesen.

Jordan Peeles dritter selbst inszenierter Film ist eine Mixtur aus Horror und Science-Fiction, die nach einem geduldigen Beginn vor allem auf den Faktor "Überraschung" setzt. Trailer und grobe Inhaltsangaben schicken die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht wirklich auf den richtigen Weg. Was gut so ist. Zumal "Nope" im Subtext mehr als nur gruselige Unterhaltung sein will, sondern sich darüber hinaus auch mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt.

Der britische Charakterdarsteller Timothy Spall spielt einen Senior, dessen Reise durch Großbritannien auf ungewöhnliche Weise zum Abenteuer wird. (Bild: Capelight Pictures)
Der britische Charakterdarsteller Timothy Spall spielt einen Senior, dessen Reise durch Großbritannien auf ungewöhnliche Weise zum Abenteuer wird. (Bild: Capelight Pictures)

Der junge Häuptling Winnetou

Es ist beileibe nicht der erste Versuch, die "Marke Winnetou" nach der erfolgreichen Filmreihe in den 60er-Jahren mit Hauptdarsteller Pierre Brice neu aufleben zu lassen. Anfang der 80er-Jahre gab es eine Serie der ARD, 1998 einen Zweiteiler des ZDF und schließlich vor sechs Jahren einen Dreiteiler von RTL mit Wotan Wilke Möhring in der Hauptrolle. Wirklich erfolgreich war das alles nicht. Nun also wird im Kino die Kindheit des Häuptlingssohns erzählt. Die Münchner SamFilm brachte das Projekt "Der junge Häuptling Winnetou" zusammen mit dem Studio Babelsberg auf den Weg. Gedreht wurde vor allem in Spanien.

Wir schreiben das Jahr 1852: Der zwölfjährige Winnetou (Mika Ullritz) hat alles, was ein großer Krieger dermaleinst brauchen wird. Dennoch erkennt sein Vater, der Apachen-Häuptling Intschu tschuna (Mehmet Kurtulus), noch Nachholbedarf. Denn: Krieger sein ist gut und schön, doch als Häuptling geht es um Fragen von Moral, Herz und Freundschaft.

Dann bleiben die Büffel aus, "die Manitu um die Zeit des fallenden Blattmonds durch unsere Jagdgründe schickt". Ohne Fell und Fleisch sind die Apachen bedroht. Winnetou sieht die Chance, sich seinem Vater gegenüber zu beweisen. Zusammen mit dem weißen Waisenjungen Tom begibt er sich in die Stadt samt Sheriff Watson (Helmfried von Lüttichau) und schließlich zu dem großen Schurken Todd Crow (Anatole Taubman), der eine Büffelherde versteckt hält.

Mike Marzuk, erfahren im Genre Kinder- und Jugendfilme, schrieb und drehte diese kindgerechte Neuauflage des bekannten Klassikers und versah sie reichlich mit Querverweisen auf die Langfilme. Problem womöglich: Kinder können mit Winnetou womöglich gar nicht mehr so viel anfangen. Doch womöglich fühlen sich Eltern angesprochen und gehen gemeinsam mit dem Nachwuchs in Kino. Eins steht fest: Die Werte, die damals in den Filmen vermittelt wurden, sind bis heute die gleichen.

"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" tut eben das. Timothy Spall spielt die Hauptrolle. (Bild: Capelight Pictures)
"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" tut eben das. Timothy Spall spielt die Hauptrolle. (Bild: Capelight Pictures)

Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr

Hier ist er - der Film zum Neun-Euro-Ticket. Während hierzulande die Erfahrungen von manchem vermutlich eher weniger romantisch ausgefallen sein dürften, scheint das in Großbritannien anders zu sein. Jedenfalls tut in "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" der Pensionär eben das. Der 90-Jährige legt eine über 1.300 Kilometer lange Reise ausschließlich mit Nahverkehrsbussen zurück, die er als Rentner kostenlos nutzen kann. Er macht sich ganz im Norden Schottlands auf in Richtung Land's End im Süden Englands. Es ist der Ort, an dem sich seine kürzlich verstorbene Ehefrau Mary und er kennenlernten. Dort möchte er ihre Asche verstreuen. Eben jenen Weg legte das Paar vor mehr als 60 Jahren in die andere Richtung zurück.

"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" ist ein Roadmovie im klassischen Sinne - ein Film über ganz normale und sehr ungewöhnliche Begegnungen. Der Pensionär, jüngst mit der Endlichkeit allen Glücks konfrontiert, erlebt Bewegendes, Schmerzhaftes und Humorvolles auf seiner Reise. An die Stelle des Todes tritt Leben. Sehr viel Leben. Begleitet wird all das von der einen oder anderen Rückblende in die vergangene Zeit des Paares.

Der britische Charakterdarsteller Timothy Spall, den Kinofreunde unter anderem aus "The King's Speech" und vor allem als Peter Pettigrew aus den "Harry Potter"-Verfilmungen kennen, spielt jenen Senior, dessen Reise auf so ungewöhnliche Weise zum Abenteuer wird. Leises, hochemotionales Kino.

Winnetou (Mika Ullritz, links) und Tom Silver (Milo Haaf) werden zu Freunden. (Bild: Leonine)
Winnetou (Mika Ullritz, links) und Tom Silver (Milo Haaf) werden zu Freunden. (Bild: Leonine)