Flucht aus der Ukraine: Der Wunsch, nicht in den Krieg zu müssen

Seit nunmehr 18 Monaten verteidigt sich Kiew gegen die russischen Besatzer. Viele Ukrainer weigern sich, in den Krieg zu ziehen - trotz des gesellschaftlichen Drucks und der Warnungen seitens der Behörden. Denn gegen Wehrdienstverweigerer wird konsequent vorgegangen.

Die Männer, die nicht zur Front wollen, zahlen teils hohe Summen an Bestechungsgeldern, um der Einberufung zu entgehen. Vor wenigen Tagen kündigte der ukrainische Präsident Selenskyj an, stärker gegen die Männer vorgehen zu wollen, die sich der Wehrpflicht entziehen wollen.

Iwan Ischtschenko tat dies, er desertierte und floh aus der Ukraine nach Dresden - einen Monat nachdem er sich freiwillig zum Wehrdienst gemeldet hatte.

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Ivan Ishchenko desertierte aus der ukrainischen Armee - AFP

"Psychisch nicht zu ertragen"

"Meine Motivation, in den Krieg zu ziehen, hatte vor allem damit zu tun, dass ich ein ukrainischer Patriot bin, das heißt, ich wollte für eine freie Ukraine kämpfen", erklärt Iwan. "Doch als ich sah, was alles passierte, das Blutvergießen und so weiter, wurde mir klar, dass ich Angst davor hatte. Ich konnte es psychisch nicht ertragen."

Der Vater von Bogdan Marynenko kämpft bereits an der Front. Der 19-Jährige erklärt, warum er sich der Einberufung entzogen hat. Er habe die Entscheidung getroffen, vor dem 18. Lebensjahr zu gehen, damit er noch über die Grenze zu Polen komme. "Denn wenn meinem Vater etwas zustößt, bin ich der Einzige, der für meine Mutter und meine Schwestern da sein kann. Sowohl finanziell als auch moralisch."

Seit Beginn des Krieges haben die ukrainischen Behörden mehr als 13.000 Männer festgenommen, die versucht haben, das Land zu verlassen. Rund 6000 wollten aus der Ukraine mit gefälschten Dokumenten fliehen.