Fotografin löscht aus Wut alle Hochzeitsfotos: Das steckt dahinter

Man stelle sich mal folgendes Szenario vor: Nach einem Disput mit dem Brautpaar löscht die Hochzeitsfotografin vor deren Augen sämtliche Fotos, die sie vom großen Tag geschossen hat. Diese unglaubliche Geschichte schilderte die Fotografin auf der Forums-Plattform Reddit sogar selbst - doch bei näherer Schilderung ist nicht alles so, wie es scheint.

Hochzeitsfotograf ist normalerweise ein gut bezahlter Job (Symbolbild: Getty Images)
Hochzeitsfotograf ist normalerweise ein gut bezahlter Job (Symbolbild: Getty Images)

Erzählt wurde die Geschichte auf dem Forum "Am I the Asshole" (zu deutsch: Bin ich hier das Arschloch), auf der Reddit-User abstimmen lassen, wer in einer bestimmten Situation Schuld im Recht oder Unrecht ist. Nach derartigem Rat suchte auch eine Frau, die auf der Hochzeit eines Freundes als bezahlte Fotografin gearbeitet hatte, nach einem Streit aber alle Fotos gelöscht hatte - vor den Augen des Paares. "Bin ich hier das Arschloch?" fragte sie.

Was zunächst nach einer unsäglichen Unverschämtheit klingt, stellt sich schon ganz anders dar, als die anonyme Frau ins Detail geht. Tatsächlich sei sie nämlich gar keine professionelle Fotografin, sondern arbeite eigentlich als Hundefriseurin. Sie habe jedoch nach innigem Betteln eines Freundes, der für seine Hochzeit ein knappes Budget hatte, nachgegeben und sich bereiterklärt, die Feier für den Schnäppchenpreis von 250 Dollar (215 Euro) abzulichten.

Zehn Stunden Arbeit - Pause nicht gestattet

Das tat sie schließlich auch: Von der Vorbereitung der Braut am Vormittag über die Trauung des Paares bis hin zur Feier am Abend. Zehn Stunden sollte sie insgesamt auf den Füßen sein - als das Essen serviert wurde, wollte sie sich also eine kleine Pause gönnen und einen Happen essen. Doch sie musste feststellen, dass ihr bei der Hochzeit ihres Freundes nicht einmal ein Platz an einem Tisch reserviert wurde.

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Als sie den Bräutigam darüber informierte, eine 20-minütige Pause machen zu wollen, lehnte dieser ab: Sie müsse schließlich fotografieren. Nach einem kurzen Disput habe sie ein Ultimatum bekommen: Entweder weiterfotografieren oder nicht bezahlt werden. "Mir war heiß, ich war hungrig und einfach nur noch genervt, also fragte ich ihn, ob er sicher war. Er bejahte, also löschte ich vor seinen Augen die Fotos und sagte, ich sei nicht mehr seine Fotografin", schrieb die Reddit-Userin.

Das Internet schlägt sich auf ihre Seite

Im Nachhinein tat ihr das Verhalten offenbar etwas leid: Zu dem Paar hätte sie seither keinen Kontakt gehabt, doch andere Gäste hätten die beiden auf Social Media nach Fotos von der Hochzeit gefragt, aber keine Antwort erhalten.

Doch auf dem Forum wird sie schnell beruhigt: Die überwältigende Mehrheit schlägt sich auf ihre Seite. "Ich verstehe, dass man eine spontane Entscheidung trifft und sie dann bereut. Aber du hast nichts falsch gemacht", schreibt ein User. "Sklavenarbeit wurde vor langer Zeit abgeschafft, wieso versuchen die, sie wieder aufleben zu lassen?" drückte ein weiterer es besonders drastisch aus. "Sie wollten einen Freundschaftspreis von dir und haben dir nicht mal Essen reserviert? Nicht deine Schuld!" schrieb ein anderer. "Also ich habe meinen Hochzeitsfotografin nicht nur angemessen bezahlt, sondern auch ausreichend Essen und Getränke zur Verfügung gestellt", hieß es außerdem.

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Vereinzelt fanden sich jedoch auch Stimmen, die den Ärger zwar verstehen konnten, das sofortige Löschen der Bilder, die für Brautpaare schließlich eine wichtige Erinnerung seien, für übertrieben hielten. Wenn auch nur aus diesem Grund: "Du hättest die Fotos behalten und sie teuer an das Paar verkaufen sollen." Doch es hieß auch: "Klar hat sich der Bräutigam unmöglich benommen, aber muss man deswegen gleich alle Fotos löschen?"

Andere wiesen darauf hin, dass sie mit ihrem Verhalten auch die Braut bestraft hätte, die an dem Streit offenbar nicht beteiligt war. In jedem Fall zeigt der Fall, dass man Hochzeiten von Freunden nicht mit Arbeit vermischen sollte.

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