Gerhard Richter im Düsseldorfer Kunstpalast: „Verborgene Schätze“ zeigt Werke aus rheinischen Privatsammlungen

Ausstellungsperspektive „Gerhard Richter. Verborgene Schätze" im Düsseldorfer Kunstpalast

Erstmals trägt der Düsseldorfer Kunstpalast Arbeiten des Künstles zusammen, die aus rheinischen Privatsammlungen stammen und bisher selten bis nie der Öffentlichkeit zugänglich waren

Getty Images,

Wer Gerhard Richter in seiner ganzen Vielseitigkeit verstehen möchte, findet in der Ausstellung „Gerhard Richter. Verborgene Schätze“ imDüsseldorfer Kunstpalast einen einzigartigen Zugang. Die Schau versammelt über 120 Werke aus privaten Sammlungen des Rheinlands, die sich in Büros, Vorstandsetagen oder Wohnzimmern befinden und derer viele bisher nieder Öffentlichkeit preisgegeben worden sind. Von monumentalen Gemälden über übermalte Fotografien bis hin zu seltenen Zeichnungen und Druckgrafiken, verdeutlicht diese rheinische Retrospektive, wie experimentierfreudig Richter in den letzten Jahrzehnten gearbeitet hat.

Gerhard Richter

Gerhard Richter gilt als einer der bekanntesten noch lebenden Künstler der Welt

David Pinzer,

Düsseldorf – wo alles begann

Gerhard Richter gilt heute als einer der bedeutendsten lebenden Künstler der Welt. Verwurzelt ist er jedoch nicht mit globalen Kunstmetropolen wie New York, London, Tokio, Madrid oder gar Berlin – seine Verankerung liegt im von romantischen Sagen umwobenen, gleichsam von der Industrie geprägten Rheinland, wo er nach seiner Ankunft in Westdeutschland seine künstlerische Heimat fand.

Nach seiner Flucht aus der DDR kam Richter 1961 nach Düsseldorf und traf hier auf eine brodelnde, avantgardistische Kunstszene, die nicht nur prägend für sein Werk war, sondern auch den Anfang einer progressiven Entwicklung in der Malerei markierte: In der Kunstakademie Düsseldorf lernte er bei Karl Otto Götz, kreuzte den Einflussbereich von Joseph Beuys, der ebenfalls als Professor an der Akademie lehrte, stieß auf Gleichgesinnte wie Sigmar Polke und Blinky Palermo, die durch das Hinterfragen der Grenzen konventioneller Malerei Richters Zugang zu einer Bildsprache, in der oftmals Fotorealismus und Abstraktion aufeinanderprallen, beflügelten. Richters Werke reflektieren den Zweifel an der Wahrheit und die Frage nach der Bedeutung von Bildern einer modernen Welt, in der Abbildungen allgegenwärtig und zugleich austauschbar sind.

Gerhard Richter, Wolke, 1976

Gerhard Richter, Wolke, 1976, Öl auf Leinwand, Kunstpalast Düsseldorf (Leihgabe aus Privatsammlung)

Gerhard Richter 2024,
Gerhard Richter, 7. März 2009, 2009

Gerhard Richter, 7. März 2009, 2009, Öl auf Fotografie

Gerhard Richter 2024, Tino Kukulies

Das Rheinland als künstlerisches Fundament

Die „Verborgenen Schätze“ demonstrieren den Wandel, aber gleichsam die Konstanz in Richters Werk: Entlang seiner ikonischen Graumalereien der 1960er Jahre bis hin zu seinen farbintensiven Abstraktionen zeigt sich Richters Suche nach Authentizität. Auffallend im Rahmen der Ausstellung ist der Kontrast zwischen seinen streng strukturierten Farbtafeln und den atmosphärischen Landschaftsbildern, die oftmals an Motive der deutschenRomantik erinnern. Dass sein Werk so vielfach gedeutet werden kann, dass er selbst in seinen Aussagen und Ansätzen zu Interpretationen oft zurückhaltend bleibt, spricht für die künstlerische Ambiguität, die Richter so berühmt werden ließ.

Besonders macht die Ausstellung das Zusammenspiel der Werke mit ihren Entstehungs- und Sammlergeschichten. Die Sammler*innen im Rheinland, die sich schon zu Beginn der 1960er Jahre um die jungen Galerien in Düsseldorf und Köln bildeten – eine neue Generation, die Kunst nicht mehr ausschließlich für private Haushalte erwarb, sondern nach und nach deutlich expansivere Rahmen ermöglichte – waren nicht nur Abnehmer*innen seiner Arbeiten, sondern auch bedeutende Katalysatoren seiner Karriere, indem sich durch ihre Arbeit immer aktivere Kreise an Sammler*innen etablierten. In den 1980er Jahren traten schließlich große Konzerne selbst als Auftraggeber in den Vordergrund, die Richters Arbeiten erwarben oder ihn dazu beauftragten – von der Ergo Versicherung über Beyer bis zur Henkel AG. Ihre Faszination am Werk Richters trug dazu bei, dessen Kunstwerke in einer Region zu verwurzeln und damit in das kulturelle Bewusstsein des Rheinlands einzugravieren.

Gerhard Richter, 1024 Farben, 1974

Gerhard Richter, 1024 Farben, 1974, Lack auf Leinwand, Sammlung Henkel

Gerhard Richter 2024,
Gerhard Richter, Abstraktes Bild, 1982

Gerhard Richter, Abstraktes Bild, 1982, Öl auf Leinwand, Privatsammlung

Gerhard Richter 2024,

Ein lebender Mythos

Als einer der bedeutendsten lebenden Künstler der Gegenwart hat Richter weltweite Anerkennung erlangt und bleibt aufgrund seiner Fähigkeit, traditionelle Genres neu zu interpretieren, ein Pionier. Seine Werke erzielen auf Auktionen Rekordpreise und machen ihn zu einem lebenden Mythos der Kunstwelt. Auch Besuchenden, die Richters Œuvre bereits gut kennen, können neue Einblicke erwarten, denn „Gerhard Richter. Verborgene Schätze“ bietet genau dies: eine feinsinnige Retrospektive, die neue Perspektiven offenlegt, die Fragen aufwerfen und einen Dialog mit der aktuellen Zeit eröffnen.

Die Ausstellung „Gerhard Richter. Verborgene Schätze“ läuft noch bis zum 2. Februar 2025 im Düsseldorfer Kunstpalast.

Gerhard Richter, Geseke, 1987

Gerhard Richter, Geseke, 1987, Öl auf Leinwand, Privatsammlung, Courtesy Schönewald, Düsseldorf

Gerhard Richter 2024,