Golden Globes: Wo sind die Regisseurinnen?

Die Nominierungen der Golden Globes haben eine Debatte ausgelöst. (Bild: dpa)
Die Nominierungen der Golden Globes haben eine Debatte ausgelöst. (Bild: dpa)

Eine Kolumne von Carlos Corbelle

Mit den Nominierungen der Golden Globes nimmt die Award Season in Hollywood an Fahrt auf. Was im Netz nun für Ärger sorgt: Der Mangel an weiblichen Nominierten in der Kategorie “Beste Regie”. Die Aufregung ist berechtigt.

Kritisiert wird vor allem, dass Greta Gerwig, Patty Jenkins und Dee Rees nicht berücksichtigt wurden. Stattdessen schafften es Guillermo del Toro, Martin McDonagh, Christopher Nolan, Ridley Scott und Steven Spielberg auf die Liste der nominierten Regisseure. Nun kann man natürlich darüber streiten, ob die fünf Filmemacher tatsächlich die besten Regisseure des Jahres waren. Ich selbst finde es großartig, dass Christopher Nolan für “Dunkirk” oder auch Martin McDonagh für “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” nominiert sind. Ob Greta Gerwig und Dee Rees es mehr verdient hätten? Vielleicht. Hätte Patty Jenkins für ihren gelungenen und gesellschaftlich relevanten, aber nicht überragenden Superheldinnenfilm “Wonder Woman” nominiert werden sollen? Bei aller Liebe zu ihrer ikonischen Protagonistin: Nein, meiner Ansicht nach nicht.

Mit ihrem Superheldinnenfilm “Wonder Woman” überzeugte Regisseurin Patty Jenkins Kritik und Publikum – für eine Nominierung bei den Golden Globes reichte es jedoch nicht. (Bild: Jordan Strauss/Invision/AP)
Mit ihrem Superheldinnenfilm “Wonder Woman” überzeugte Regisseurin Patty Jenkins Kritik und Publikum – für eine Nominierung bei den Golden Globes reichte es jedoch nicht. (Bild: Jordan Strauss/Invision/AP)

Bei der Beurteilung einer Regisseurin oder eines Regisseurs sollte die künstlerische Qualität im Mittelpunkt stehen – das gilt auch für die Vergabe von Awards. Da kann es schon mal sein, dass in einem Jahr bloß fünf Männer nominiert werden. Ein Blick zurück zeigt aber, dass das keineswegs die Ausnahme, sondern die vielsagende Regel ist.

So wurde auch in der Vergangenheit kaum eine Filmemacherin berücksichtigt, wenn es um die Vergabe des Regie-Globes ging. Wie die Filmreporterin Alicia Malone angesichts der diesjährigen Bekanntgabe der Nominierungen auf Twitter beklagte, wurden gerade einmal fünf Frauen als beste Regisseurin für den Golden Globe nominiert – im Laufe von 75 Jahren. Wobei lediglich Barbra Streisand schließlich auch gewann (1983 für “Yentl”).

Bei den Oscars sieht es nicht besser aus. Bloß vier Frauen wurden in der Geschichte des prestigeträchtigen Awards für die beste Regie nominiert: Lina Wertmuller, Jane Campion, Sofia Coppola und Kathryn Bigelow, die als erste und bislang einzige den Oscar in der Kategorie gewann (2010 für “The Hurt Locker”).

Das Problem dahinter ist grundlegender Natur. Es ist nicht falsch, dass etwa Christopher Nolan nominiert wurde, sondern dass in der Regel kaum eine Frau in Hollywood derartige Budgets von den Studios kriegt, wie es ein Film in der Größenordnung von Nolans “Dunkirk” (100 Millionen US-Dollar) erfordert. Ein regelmäßiger Blick ins Kinoprogramm genügt, um zu sehen, dass der Mangel an nominierten Regisseurinnen eine Folge davon ist, dass es kaum Filme von Regisseurinnen ins Kino schaffen.

Deshalb ist auch der kommerzielle Erfolg von Patty Jenkins’ “Wonder Woman”, der weltweit über 820 Millionen US-Dollar einspielte, so wichtig. Der Film hat auf diese Weise den Weg für weitere großbudgetierte Blockbuster geebnet, die nicht nur von einer Heldin erzählen, sondern auch von einer Regisseurin inszeniert werden. Auf lange Sicht ist dieser Sieg womöglich weitaus wichtiger als eine Nominierung für den diesjährigen Golden Globe.

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Im Video: Die Verkündung der Golden-Globe-Nominierungen