Gratis-Urlaub gesucht: Hotelier veröffentlicht Anfragen von schnorrenden Influencern
Influencer reisen um die Welt und bekommen alles umsonst - so zumindest ist das Bild, das viele von den Social-Media-Bloggern haben. Je mehr Follower jemand ansammelt, desto größer also offenbar auch die Erwartung, für Hotelaufenthalte oder Restaurantbesuche nicht zahlen zu müssen. Das zeigen die Anfragen, die ein Hotelier regelmäßig veröffentlicht.
Die Reisebranche hat während der Corona-Krise enorm gelitten. Während die Menschen langsam wieder anfangen, auf Reisen zu gehen, kurbeln auch Travel-Influencer ihr Geschäft wieder an. Anders als andere Urlauber haben einige davon allerdings nicht vor, für ihre Hotelaufenthalte zu zahlen.
So funktioniert das Geschäft bei den großen Reise-Influencern schließlich: Sie sorgen mit werblichen Posts für gute Publicity und bekommen dafür entweder eine finanzielle Kompensation, einen Gratis-Aufenthalt oder beides. Das Ergebnis: Hotels werden mittlerweile mit Anfragen von Instagram-Bloggern und solchen, die es werden wollen, überschüttet.
Persönlicher Assistent eines Influencers: Dieser Job geht eindeutig zu weit
Die reichen von seriösen Anfragen von Social-Media-Blogs mit beachtlicher Follower-Zahl bis hin zu dreisten Versuchen, einen kostenlosen Urlaub abzustauben - idealerweise für die gesamte Familie.
Tausche Aufenthalt für vier Personen gegen Insta-Story
Ein Hotelier aus Österreich ist dazu übergegangen, diese Anfragen auf Twitter zu posten und sorgt damit unter dem Hashtag #InfluencerderWoche für Belustigung.
Querdenkender Executive Haubenkoch aus Wien, der für einige Storys ein "spezielles" Angebot möchte.
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Ich frag mal, was "speziell" übersetzt bedeutet. #InfluencerderWoche pic.twitter.com/jHJaybnFBB— Michael, der (@Drowhunter) August 2, 2020
Erstaunlich viele erhoffen sich, mit der ganzen Familie anreisen zu können:
Instagram-Posting und Stories für Aufenthalt.
Immer wieder interessant zu lesen.
12k Follower auf Instagram, Likes/Post meist bei 150-300, Kommentare meist 10-40. #InfluencerDerWoche pic.twitter.com/JcnCuJVSNV— Michael, der (@Drowhunter) August 9, 2020
Einige betreiben hierfür wirklich nur den Mindestaufwand:
Präziseste Influencerin mit den besten Argumenten seit langem.
Bin überwältigt. #InfluencerDerWoche pic.twitter.com/bck23Sk5iz— Michael, der (@Drowhunter) August 1, 2020
Das Zauberwort lautet bei vielen “Kooperation”, das der Hotelier aus Österreich auf seine eigene Weise definiert.
#InfluencerDerWoche
- "Kooperation" Substantiv, feminin [die]
- Bei "Influencern" überwiegend als kostenloser Urlaub definiert, als "Bezahlung" werden Duckfacebilder für eine Zielgruppe online gestellt, die zu 99% nicht bucht.
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👏👍 Eure beste Antwort wird zurückgeschrieben. pic.twitter.com/dWtTTFfWcu— Michael, der (@Drowhunter) May 25, 2020
Nachdem viele sich fragten, wie genau diese Influencer sich eine solche “Kooperation” vorstellen, hakte der Hotelier einmal bei einem Interessenten nach. Das Ergebnis war ernüchternd: Als Gegenleistung für die Organisation eines Aufenthalts für eine vierköpfige Familie bekäme er Insights, die “für garnix” seien.
Fast #InfluencerDerWoche vergessen.
"Interesse zur Kooperation" = Gratisurlaub?
- Diesmal hab ich wegen euch nachgefragt (es könnte ja sein, dass da doch mal ein richtiges Gegengeschäft stattfindet)
Natürlich nicht - und die Insights die ich bekommen hab sind für garnix. 🤷♂️👍 pic.twitter.com/0Z8ahVfP8L— Michael, der (@Drowhunter) August 24, 2020
Auch Restaurants kennen die Masche
Aktuelle Studien besagen zwar, dass sogenanntes Micro-Marketing durch Influencer gerade bei einer jungen Zielgruppe durchaus auf dem Vormarsch ist und effektiv sein kann. Nicht für jedes Hotel ist dies jedoch sinnvoll - zumal, wie der twitternde Hotelier bemängelt, sich auch Leute mit 12.000 Followern einen vollbezahlten Familienurlaub erhoffen. Zudem müssten derartige Leistungen wie jede andere Marketing-Aktion regulär versteuert und angemeldet werden, was seinen Aussagen nach auch nicht von jedem verstanden würde.
Aktuelle Studie: So viel Fake gibt es beim Influencer Marketing
Nicht nur Hotels müssen sich übrigens mit Influencern auf der Suche nach Gratis-Goodies herumschlagen. Ein Restaurant-Besitzer in Griechenland berichtete vor Kurzem auf einem Reddit-Forum über Influencer, die sich ein kostenlose Mahlzeit - nicht selten auch noch für die Begleitung - erhoffen und postete seinen Standardtext, den er Anfragen dieser Art immer wieder schicken würde.
Darin schlage er vor, den Influencern im Austausch gegen Geld ein erstklassiges Mahl zu servieren und als Gegenleistung für einen Instagram-Post jemandem in finanzieller Not wie einen Obdachlosen oder Flüchtling ein Gratis-Mahl im gleichen Wert bereitzustellen. In drei Jahren habe noch niemand dieses Angebot angenommen.
Video: Influencer-Marketing: die aufregende Werbung von Morgen?