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Ich habe in 15 verschiedenen Ländern remote gearbeitet: Was ich dabei gelernt habe – und was nie wieder tun würde

Diese Tipps solltet ihr befolgen, wenn ihr remote arbeiten möchtet. - Copyright: Kathrin Ziegler via Getty Images
Diese Tipps solltet ihr befolgen, wenn ihr remote arbeiten möchtet. - Copyright: Kathrin Ziegler via Getty Images

Dieser Artikel basiert auf einem Gespräch mit der 34-jährigen Rhiannon Cook über ihre Erfahrungen als digitale Nomadin im Ausland. Cook hat in den vergangenen fünf Jahren in Kenia, Thailand und 13 weiteren Ländern gearbeitet. Das Gespräch wurde gekürzt und bearbeitet.

Ich habe mein ganzes Berufsleben im Marketing gearbeitet. 2018 war ich für eine Werbeagentur in Pittsburgh aktiv. Meine Kunden waren in Atlanta, weshalb ich zweimal im Monat in die Stadt flog, um sie zu treffen. Die Hälfte der Zeit aber tauchten die Kunden nicht auf, weil der Verkehr so schlecht war. Oft hielt ich das Meeting deshalb trotz meiner Reise virtuell ab. Mein Arbeitgeber wollte mich trotzdem nicht im Home Office arbeiten lassen. Da habe ich gekündigt.

Zu dieser Zeit waren Startups die einzigen Unternehmen, die aus meiner Sicht offen für vollständig remotes Arbeiten waren. Als ich meinem ersten Startup als Arbeitgeber sagte, dass ich von außerhalb der USA aus arbeiten möchte, wollten sie nur wissen, ob sich dies auf die Gehaltsabrechnung auswirkt. Das tat es nicht, also war alles gut.

Ich wähle oft Programme für digitale Nomaden, anstatt selbst neue Städte zu entdecken

Ich fühle mich sehr wohl dabei, alleine oder mit einer anderen Person an andere Orte zu gehen und diese Orte zu meinen eigenen Bedingungen zu erkunden. Aber wenn ich sechs Monate lang mache, kommt ein Zeitpunkt, an dem ich einfach nur ein gewohntes Umfeld haben will.

Als ich 2018 damit anfing, waren Home Office und remotes Arbeiten nicht so verbreitet wie heute. Ich kannte sonst niemanden, der dieses Leben hatte. Jetzt, da mehr Menschen remote arbeiten, gibt es mehr Programme für digitale Nomaden, an denen ich auch teilgenommen habe. So habe ich in Dutzenden Ländern remote arbeiten können und neue Leute kennengelernt. Diese Programme kosten derzeit zwischen 2000 und 3800 US-Dollar pro Monat.

 - Copyright: Carolin Dorn
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Ich habe kürzlich einen Monat in Italien verbracht und eines dieser Programme genutzt

Ich war im Oktober 2022 über eines dieser Programme in Santa Fiora, Italien. Ich hatte eine echte Leidenschaft für diese kleinen Gemeinden in Italien entwickelt. Diese Orte sind schwer zugänglich, wenn ihr nur ein Reisender seid. Es ist schwer, das Gefühl zu haben, dazuzugehören.

Wir hatten ungefähr 15 Leute dort, was wirklich toll war, weil einige der anderen Nomadenprogramme größere Gruppen hatten. Das würde mich total überfordern. Ich habe die Leute gut genug kennengelernt, um Freundschaften zu schließen und zu pflegen.

Für den ganzen Monat kostet es 850 US-Dollar, also etwa 780 Euro. Dazu gehörten einige Freizeitaktivitäten, aber vor allem ein Raum für Co-Working sowie mein Haus. Ich hatte meine eigene Hütte im Wald – das war fantastisch. Eine der enthaltenen Aktivitäten war die Anstellung eines Fahrers, der uns nach Siena bringt, eine der nächstgelegenen größeren Städte.

Hier ist mein Rat für andere digitale Nomaden

Einige dieser Programme, die ich ausprobiert habe – definitiv nicht alle – sind so konzipiert, dass sie eine maximale Anziehungskraft in den sozialen Medien haben. Nicht alles, was schick aussieht, hilft euch jedoch beim Arbeiten. Die sehen dann sehr hübsch aus und ich bin mir sicher, dass es einige Leute mit Anfang 20 gibt, die sich dort wohlfühlen. Aber ich bin Mitte 30. Leute, mit denen ich reise, haben Laptopständer, externe Mäuse, Tastaturen und manchmal zwei Bildschirme. Wenn wir auftauchen und Kaffeetische mit Sitzsäcken als Arbeitsplätze angeboten werden, verlange ich mein Geld zurück.

 - Copyright: Carolin Dorn
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Außerdem gibt es viele Unternehmen, die Resorts bauen, in denen ihr nur mit anderen Nomaden sprecht. Ihr integriert euch nicht wirklich in lokale Gemeinschaften. Es fühlt sich nicht wirklich wie eine Reise an.

Ich würde langsamer reisen, wenn ich es noch einmal machen könnte

Als ich anfing, war ich mir nicht sicher, wie lange ich es schaffen würde. Jetzt, wo ich weiß, dass remote Arbeit immer eine Möglichkeit ist, verspüre ich keine Eile, so wie am Anfang. Vier Wochen sind für mich als Nomade wie fünf Tage für jemanden im Urlaub.

Ich persönlich würde Asien wahrscheinlich nie wieder berufsbegleitend machen. Das habe ich fünf Monate lang gemacht. Es war wirklich schwer, weil ich um vier Uhr morgens aufstehen musste, um Anrufe entgegenzunehmen. Ich mag aber diese Idee, vorne zu sein. Ich arbeite fünf bis sechs Stunden ununterbrochen, während alle anderen schlafen. Es ist eine äußerst produktive Zeit, weil ich tatsächlich Dinge erledigen kann.

 - Copyright: Caroline Dorn
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Deshalb lasse ich mich in Mexiko-Stadt nieder

Ich habe im vergangenen Jahr mit dem Nomadentum aufgehört und lebe jetzt in Mexiko-Stadt. Meine Wohnung ist hier, ich bekomme eine Aufenthaltserlaubnis, meine Freunde sind hier. Zwar reise ich immer noch etwa drei Monate im Jahr. Aber ich habe wieder Möbel. Meine Garderobe basiert nicht darauf, was in einen Koffer passt. So war das lange – und so möchte ich eigentlich nicht mehr leben. Trotzdem war meine Zeit als digitale Nomadin ein unglaubliches Geschenk.

Für einen neuen Job wären die meisten Befragten bereit nach Hamburg, München, Berlin oder Frankfurt zu wechseln.
Für einen neuen Job wären die meisten Befragten bereit nach Hamburg, München, Berlin oder Frankfurt zu wechseln.

Dieser Artikel wurde von Klemens Handke aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.

Dieser Artikel erschien am 27. Januar 2023. Er wurde am 29. Januar 2023 erneut geprüft und aktualisiert.