So heftig sind die Auswirkungen von Lichtverschmutzung wirklich

In größeren Städten wird es nachts nie wikrlich dunkel: Dieses Bild zeigt Genf, eine vergleichsweise kleine Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern, bei Nacht. (Bild: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)
In größeren Städten wird es nachts nie wikrlich dunkel: Dieses Bild zeigt Genf, eine vergleichsweise kleine Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern, bei Nacht. (Bild: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

Der moderne Mensch ist permanent künstlichem Licht ausgesetzt. Die langfristigen Folgen davon können gravierend sein, sind aber weitestgehend unbekannt.

Die Erfindung des elektrischen Lichts hat das Leben des Menschen grundlegend verändert. Doch wie genau sich künstliches Licht auf Umwelt und Gesundheit auswirkt, wissen viele nicht. Das Phänomen der permanenten Beleuchtung wird “Lichtverschmutzung” genannt und ist ernster als gedacht: Jedes Jahr nimmt die Lichtverschmutzung um fünf bis sechs Prozent zu. Das lässt sich etwa daran beobachten, dass es nachts an vielen Orten nie mehr dunkel wird: Reklame, Straßenlaternen, Schaufenster und Fenster in Wohnungen und Häusern sorgen dafür, dass es stellenweise immer hell ist. Die Sterne sind von vielen Orten aus gar nicht mehr sichtbar.

Sternenhimmel? Fehlanzeige

Dabei ist Licht grundsätzlich natürlich überlebenswichtig für Mensch und Tier. Doch der natürliche Wechsel zwischen hellen und dunklen Phasen ist ebenfalls ein sinnvoller Taktgeber für Mensch und Natur. Wird die natürliche Dunkelheit verdrängt, wie dies in vielen urbanen Gebieten geschieht, hat das Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Die Wachstumszyklen von Pflanzen können aus dem Gleichgewicht geraten, wenn der natürliche Lichtrhythmus gestört ist. Neben Insekten, die in Straßenlaternen verenden, sind auch andere Tiere massiv betroffen: Bei Vögeln und Fischen führt die Störung zu Orientierungsverlust, zwischen tag- und nachtaktiven Tieren kommt es zu unvorhergesehenen Begegnungen und Konkurrenz bei der Nahrungssuche.

Die natürlichen Auswirkungen von Licht auf den Körper kennt jeder, der schon einmal die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen Winter gespürt hat. (Bild: Getty Images/DEA/V.Giannella)
Die natürlichen Auswirkungen von Licht auf den Körper kennt jeder, der schon einmal die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen Winter gespürt hat. (Bild: Getty Images/DEA/V.Giannella)

Auch für den Menschen hat Lichtverschmutzung gravierende Konsequenzen. Sie äußern sich in einem veränderten Hormonhaushalt und einer gestörten inneren Uhr, die häufig in Schlafstörungen zum Ausdruck kommt. Das hat mit dem Schlafhormon Melatonin zu tun, das mit der Dunkelheit ausgeschüttet wird. Es hilft beim Einschlafen, Durchschlafen und Aufwachen und seine Ausschüttung wird durch das elektrische Licht am Abend verzögert.

Die chronischen Schlafstörungen, die so entstehen, ziehen eine Reihe von Folgekrankheiten nach sich, darunter Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit. Auch Depressionen können eine Folge von Lichteinwirkung sein, wie Forscher an Mäusen testeten, die sie während ihrer Schlafphasen künstlichem Licht aussetzten. Einzelnen Studien zufolge kann zu viel Lichteinwirkung auch zu einem früheren Einsetzen der Pubertät bei Kindern führen. Durch den steigenden Östrogenspiegel infolge von Melatoninmangel könnte Lichtverschmutzung aber auch zu einem höheren Risiko für Brustkrebs führen, wie die Europäische Kommission in einem Bericht warnt.

Schutz vor Lichtverschmutzung

Was kannst du also tun, um dich vor den negativen Folgen der Lichtverschmutzung zu schützen? Um deinen Melatoninhaushalt im Gleichgewicht zu halten, ist es empfehlenswert, abends frühzeitig das Licht abzudrehen und rechtzeitig vor dem Schlafengehen nicht mehr vor dem Bildschirm von Handy oder Computer zu sitzen. Mit Rollläden vor den Fenstern lässt sich in der Nacht komplette Dunkelheit im Schlafzimmer erzeugen. Mit elektrischen Aufwachlampen lässt sich außerdem der Sonnenaufgang imitieren.

Um den Sternenhimmel zu sehen, gibt es allerdings keine Hilfsmittel: Der lässt sich am besten in erhöhten und dünn besiedelten Gegenden betrachten, in denen es nachts noch immer sehr dunkel wird.