Herpesviren könnten Auslöser psychischer Krankheiten sein

Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann ist im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen. (Symbolbild: Getty Images)
Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann ist im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen. (Symbolbild: Getty Images)

Genetische Veranlagung und bestimmte Umweltfaktoren gelten gemeinhin als die Ursachen vieler psychischer Erkrankungen, darunter auch Depressionen, Schizophrenie und bipolare Störungen. Forscher sind nun jedoch einer ganz anderen Spur nachgegangen und haben eine überraschende Entdeckung gemacht.

Das Team der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hatte den Verdacht, dass Menschen, die von diesen psychischen Erkrankungen betroffen sind, eine erhöhte Menge an Herpesviren im Kleinhirn haben könnten. Dieses ist unter anderem für unsere Wahrnehmung, unser Gedächtnis und unsere Gefühle verantwortlich. Also untersuchten die Wissenschaftler bestimmte Nervenzellen, sogenannte Purkinjezellen, des Kleinhirns – und siehe da: Vor allem die Zellen von Testpersonen mit bipolaren Störungen und Depressionen waren mit menschlichen Herpesviren infiziert.

Nach einer Infektion verlassen die Herpesviren den Körper nicht mehr, sondern ruhen nur bis zum nächsten Ausbruch. Eine Infektion in der Kindheit geht oft unerkannt und spurlos vorüber, die Viren verharren jedoch über Jahre weiter in den Organen und im Gewebe des Körpers, bis sie wieder aktiv werden.

Die neuesten Untersuchungen der Würzburger Forscher, die im Fachmagazin „Frontiers In Microbiology“ veröffentlicht wurden, geben nun erste Hinweise darauf, dass die Herpesviren des Typs HHV-6 die Nervenzellen befallen und möglicherweise zu psychischen Erkrankungen führen können.

„Viren können die Entwicklung von Nervenzellen stören und die Interaktion mit dem Immunsystem in wichtigen Entwicklungsstadien behindern“, erklärt Untersuchungsleiter Bhupesh Prusty in einer Mitteilung der Uni Würzburg. Unterstützt wird seine These von ähnlichen aktuellen Untersuchungsergebnissen US-amerikanischer Neurowissenschaftler, die in Hirnproben von verstorbenen Alzheimer-Patienten vermehrt Herpesviren finden konnten.