Heute gibt es Überfahrendes! Warum Roadkill Cuisine gerade so beliebt ist (online zumindest)
Wir sind uns einig, dass Lebensmittelverschwendung total uncool ist. Wenn wir von Fleisch sprechen, denken wir meist an das, was in der Kühltheke im Supermarkt liegt. Aber was ist mit den Kadavern am Straßenrand? Ja, diese Frage ist ernst gemeint. Es gibt tatsächlich Menschen, die von Roadkill Cuisine schwärmen, also von Gerichten, die aus überfahrenen Tieren zubereitet werden. Wenn Sie uns nicht glauben, schauen Sie einfach mal auf YouTube nach – wir ersparen Ihnen diese Videos im folgenden Text. Doch die Frage bleibt: Warum begeistern sich Menschen für Roadkill Cuisine?
Warum Menschen gerne Roadkill essen
Im Jahr 2023 starben in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 200.000 bis 250.000 Rehe im Straßenverkehr. Die einen empfinden das als tragisch, die anderen gucken nun bei Chefkoch.de nach den passenden Rezepten.
Darum ist Roadkill Cuisine beliebt
Ein Hauptgrund um Roadkill zu essen, ist das zunehmende Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung und Nachhaltigkeit. Viele Menschen sehen in der Nutzung von überfahrenen Tieren eine Möglichkeit, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu respektieren. Die Entwicklung der Roadkill Cuisine hat ihre Wurzeln in verschiedenen kulturellen und regionalen Traditionen. In einigen ländlichen Gebieten wird das Mitnehmen von Roadkill als praktische Möglichkeit betrachtet, um Nahrung zu gewinnen. Mit dem Aufkommen von sozialen Medien und Plattformen wie YouTube hat die Idee, überfahrene Tiere zuzubereiten, zusätzliche Aufmerksamkeit erhalten. Kochvideos und Rezepte zeigen, wie man Roadkill sicher und schmackhaft zubereiten kann, was das Interesse weiter anheizt. Zudem gibt es einen gewissen Reiz in der Exotik und dem Abenteuer, das mit der Zubereitung von Roadkill verbunden ist. Für einige Kochenthusiasten ist es eine Möglichkeit, ihre Kochkünste zu erweitern und neue Geschmäcker zu entdecken. Insgesamt wird Roadkill Cuisine als Teil einer größeren Bewegung gesehen, die sich für nachhaltige und verantwortungsvolle Essgewohnheiten einsetzt.
Selbst bekannte Food-Enthusiasten feiern Roadkill
Roadkill Cuisine wird nicht nur von Menschen aus dem tiefen Süden der USA praktiziert, die oft als Stereotypen von Hinterwäldlern mit geringer Intelligenz und fragwürdigen Lebensweisen belächelt werden. Einige bekannte Köch*innen und Food-Enthusiasten haben sich intensiv mit dem Thema Roadkill Cuisine auseinandergesetzt, oft im Rahmen nachhaltiger Ernährung und der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Hank Shaw, ein Koch und Autor, ist bekannt für seinen Blog "Hunter Angler Gardener Cook", auf dem er Rezepte und Tipps zur Verwendung von Wildbret und überfahrenen Tieren veröffentlicht. David Chang, der Gründer der Momofuku-Restaurants, hat in seinen Shows und Artikeln das Kochen mit unkonventionellen Zutaten angesprochen, einschließlich Roadkill, um auf nachhaltige Praktiken hinzuweisen. Ein weiterer bemerkenswerter Name ist Jesse Griffiths, der ein Buch mit dem Titel "Afield: A Chef's Guide to Preparing and Cooking Wild Foods" veröffentlicht hat. In diesem Werk beschäftigt er sich ebenfalls mit der Zubereitung von Wild und hat auch über Roadkill gesprochen. Außerdem gibt es Renee D. E., eine Künstlerin und Köchin, die in ihrem Projekt "Roadkill Cuisine" Gerichte aus überfahrenen Tieren zubereitet und damit auf die Problematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam macht.
Leckeres vom Grill: Was gegen Roadkill Cuisine spricht
Den meisten Menschen überkommt Ekel bei dem Gedanken, ein totes Tier von der Straße zu verspeisen. Dabei sind die Tiere, die wir tatsächlich essen, oft nicht unter hygienischen oder ethischen Gesichtspunkten getötet worden – zahlreiche grausame Videos aus Schlachthöfen belegen das. Es gibt jedoch noch weitere Argumente, die gegen Roadkill Cuisine sprechen:
Gesundheitsrisiken: Überfahrene Tiere können Krankheiten oder Parasiten tragen, die auf Menschen übertragen werden können. Ohne ordnungsgemäße Untersuchung und Verarbeitung besteht ein erhöhtes Risiko für Lebensmittelvergiftungen oder andere gesundheitliche Probleme.
Rechtliche Aspekte: In vielen Ländern ist es illegal, Roadkill einfach mitzunehmen oder zu verarbeiten, ohne die entsprechenden Behörden zu informieren. Wer dies tut, kann sich der Jagdwilderei oder anderer rechtlicher Verstöße schuldig machen.
Ethik und Tierschutz: Die Idee, überfahrene Tiere zu essen, wirft Fragen des Tierschutzes auf. Einige Menschen empfinden es als unethisch, Tiere zu konsumieren, die unter Umständen leidensvoll und unschuldig gestorben sind.
Ökologische Bedenken: Auch wenn Roadkill als nachhaltige Nahrungsquelle betrachtet werden kann, gibt es Bedenken, dass es den tatsächlichen Ursachen von Wildunfällen nicht entgegenwirkt. Die Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Schutz von Wildtieren sollten weiterhin Priorität haben.
Gesellschaftliche Akzeptanz: Roadkill Cuisine wird nicht überall akzeptiert, und viele Menschen empfinden den Gedanken, überfahrene Tiere zu essen, als abstoßend. Dies kann zu Stigmatisierung und sozialer Isolation für diejenigen führen, die diese Praxis unterstützen.
Roadkill Cuisine: Ist das in Deutschland erlaubt?
Ob man die Kadaver zum Abendessen mitnehmen darf, hängt von den jeweiligen Gesetzen des Landes ab. In Deutschland ist es beispielsweise so, dass nur die Grundeigentümer*innen oder ein*e Jäger*in das Recht hat, ein überfahrenes Wildtier mitzunehmen und zu verarbeiten. Das bedeutet, dass man nicht einfach ein überfahrenes Reh von der Straße nehmen kann, ohne die Behörde zu informieren. Wer dies tut, macht sich der Jagdwilderei strafbar, was erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Darüber hinaus ist es auch illegal, Wildtiere, die nicht durch Erlegen getötet wurden, zu verkaufen. Dies gilt sowohl für Großwild als auch für Kleinwild. Diese Regelungen dienen nicht nur dem Schutz der Wildtiere, sondern auch der Lebensmittelsicherheit und dem Tierschutz. In Deutschland ist der Verzehr von Roadkill in einigen Bundesländern unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die Regelungen sind jedoch nicht einheitlich und variieren je nach Bundesland. In einigen Bundesländern wie Sachsen, Brandenburg und Thüringen ist der Verzehr von Roadkill erlaubt, sofern bestimmte Bedingungen eingehalten werden. In anderen Bundesländern, wie etwa Bayern oder Nordrhein-Westfalen, ist dies jedoch strenger geregelt oder sogar untersagt.