Holzverbindungen: Verschiedene Arten im Überblick

Holzverbindungen sind eine ebenso alte wie effiziente und robuste Möglichkeit, Bauteile aus Holz auch ohne Nägel oder Schrauben miteinander zu verbinden.
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Holz ohne Nägel oder Schrauben verbinden? Dafür werden Holzverbindungen verwendet – und das schon seit Tausenden von Jahren. Die verschiedenen Arten der Verbindungen im Überblick.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Holzverbindungen können Bauteile aus Holz fest miteinander verbunden werden, ohne weitere Hilfsmittel hinzunehmen zu müssen.

  • Es gibt sehr viele Verbindungsarten. Typische Verbindungen sind etwa Zapfen, Schlitz, Überblattung, Zinkung oder Gehrung.

  • Moderne Holzverbindungen werden auch mit Schrauben, Nägeln oder Dübeln hergestellt.

Das Zusammenfügen mehrerer Werkteile durch Holzverbindungen ist eine Jahrtausende alte Handwerkskunst. Ganz ohne Nägel oder Schrauben können hier Teile aus Holz so fest miteinander verbunden werden, dass stabile Holzkonstruktionen entstehen. Doch welche Möglichkeiten der Verbindungsmittel gibt es, Balken, Bretter, Sparren und Co. Zu verbinden? Und wie unterscheiden sich die Verbindungen per Zapfen, Schlitz, Überblattung, Zinkung und den vielen anderen Verbindungsarten? Ein Überblick.

Was sind Holzverbindungen?

Als klassische Holzverbindung wird es bezeichnet, wenn zwei Bauteile aus Holz formschlüssig miteinander verbunden werden. Dabei weisen beide Verbindungsteile eine bestimmte Form auf, die jeweils perfekt ineinander passen. Die Form der Verbindung kann dabei sehr unterschiedlich sein. So gibt es beispielsweise Zapfen, Gehrung, Zinkung, Überblattung, Falz, Stoß und weitere Arten.

Die angewendete Form hängt stark davon ab, in welchem Handwerk – Schreinerei oder Zimmerei – mit dem Holz gearbeitet werden soll und welches Endprodukt dabei entsteht.

Verbindungen aus Holz: Welche Vorteile haben sie?

Das Verbinden von unterschiedlichen Holzbauteilen wurde bereits vor Tausenden von Jahren angewendet. Ohne weitere Hilfsmittel wie Nägel, Schrauben oder Dübel können so stabile Konstruktionen gebaut werden. Ein Vorteil liegt dabei in der Fixierung mehrerer Holzbauteile in einer gewünschten Position. 

Zudem sorgen die Verbindungsmittel aus Holz für eine Übertragung und Ausbreitung von Kräften auf möglichst alle Holzteile. Das fertige Bauteil soll so auch hohen Belastungen standhalten können. Das gilt beispielsweise für Druck-, Zug- und Scherkräfte. Besonders im Handwerk der Zimmerei wird dies heute noch eingesetzt, etwa beim Bau von (historischen) Fachwerkhäusern bzw. ihrer Renovierung oder beim Bau eines Dachstuhls

Ein weiterer Vorteil der vielen unterschiedlichen Holzverbindungsmittel ist die größere Leimfläche. Denn beim Holzbau wird oft Leim eingesetzt. Dieses sorgt für noch mehr Stabilität und hilft bei der Übertragung und Verteilung der Druck-, Zug- und Scherkräfte. Durch Holzverbindungen wird die Leimfläche und damit der Effekt von Leim wesentlich vergrößert.

Wo werden Holzverbindungen eingesetzt?

Holzverbindungen werden heutzutage überwiegend im Möbelbau und in der Zimmerei eingesetzt. Man spricht deswegen auch von tischlermäßigen und zimmermannsmäßigen Holzverbindungen. Für den Möbelbau werden unter anderem diese Verbindungen eingesetzt:

  • Gehrung

  • Zinkung

  • Überblattung

  • Schlitz und Zapfen

  • Stoß

  • Nut und Feder

  • Moderne Verbindungsmittel wie Nägel, Schrauben und Dübel

In der zimmermannsmäßigen Holzverbindung werden unter anderem folgende Verbindungsmittel eingesetzt:

  • Versatz

  • Zapfen

  • Holznagelverbindungen

  • Moderne Verbindungen mit Nägeln, Schrauben und Dübeln

Traditionelle Holzverbindungen

Im Holzbau gibt es sehr viele unterschiedliche Holzverbindungen. In diesem Beitrag soll ein Überblick über die wichtigsten Arten von Verbindungen geschaffen werden, die auch häufiger eingesetzt werden. Dazu gehören zunächst die traditionellen Holzverbindungen. Diese werden heutzutage immer noch angewendet und viele Schreiner und Zimmerer lernen diese noch während der Ausbildung. Das sind die wichtigsten traditionellen Verbindungsmittel im Holzbau:

Gehrung

Die Gehrung gehört zu einer der frühesten bekannten Holzverbindungen. Bei der Art der Verbindung liegt Hirnholz direkt an Hirnholz bzw. Längsholz direkt an Längsholz. Dadurch findet eine etwas bessere Kräfteverteilung statt. Die Gehrung wird heutzutage unter anderem aus optischen Gründen als Verbindung gewählt, da sie dank des Hirnholzes optisch als ansprechend gilt.

Stoß

Von einem Stoß als Verbindungsmittel spricht man dann, wenn das Hirnholz eines der beiden in der Regel rechtwinkligen Teile ans Längsholz des anderen stößt. Der Stoß wird ähnlich ausgeführt wie die Gehrung.

Klassische Zapfenverbindung zweier Holzbalken. 
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Zapfen und Schlitz

Eine der klassischsten Holzverbindungen ist die Verbindung aus Zapfen und Schlitz. Für die Zapfenverbindung wird traditionell vom Schreiner mit einem Stechbeitel oder mit einem Fräser der Schlitz ins Holz gestemmt. Der Schlitz nimmt anschließend den Zapfen auf. Im Grunde handelt es sich bei dieser Art der Holzverbindung um eine verlängerte Feder mit entsprechend großer Nut. Typische Verbindungen mit Zapfen und Schlitz sind etwa die T-Verbindung, die Eckverbindung und der Schlitz und Zapfen mit beidseitiger Gehrung.

Versatz

Durch die Verbindung mit einem Versatz lassen sich schräge Druckanschlüsse herstellen. Dabei gibt es auch hier unterschiedliche Möglichkeiten der Ausführung, wie etwa dem Fersenversatz, dem Rückversatz, dem doppelten Versatz und dem Stirnversatz. Der Stirnversatz wird im Holzbau besonders häufig eingesetzt. Mit einem Stirnversatz lässt sich eine Konstruktion sehr gut aussteifen.

Überblattung

Die Überblattung kann sowohl einfach als auch über Kreuz erfolgen. Mit dieser Holzverbindung kann die Leimfläche deutlich erhöht werden und Längsholz wird mit Längsholz verbunden. Die Verbindung erfolgt bei der Überblattung als Eckverbindung. Die Überblattung gilt dabei als einfachste Eckverbindung im Rahmenbau. Im Vergleich zwischen den beiden Verbindungsarten ist die Kreuzüberblattung stabiler als die einfache Überblattung.

Falz

Die Holzverbindung Falz ist eine kleinere Überblattung. Sie erfolgt meist an Längskanten. Durch Falze kann Holz besser schrumpfen und quellen, zum Beispiel bei wechselhafter Luftfeuchtigkeit. Durch den Falz als Verbindung sinkt das Risiko, dass sich ein durchgehender Spalt bildet.

Nut und Feder

Aufbauend auf dem Falz ist die Verbindung Nut und Feder entstanden. Bei zwei gegenüberliegenden Falzen entsteht in der Mitte eine Feder. Als Gegenstück zur Feder entsteht die Nut. Nut und Feder werden wie der Falz als lose Verbindung eingesetzt. Nut und Feder sind nur noch in zwei Achsen verschiebbar.

Bei einer Schwalbenschwanzverbindung erinnern die Zinken an den Gabelschwanz einer Schwalbe.
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Zinkung

Bei der Zinkung handelt es sich um eine der aufwendigsten klassischen Holzverbindungen. Die Kontaktflächen sind bei einer Zinkung sehr groß und die Verbindungen dadurch sehr fest. Üblicherweise wird sie für Eckverbindungen von zwei Brettern angewendet, deren Hirnholz kammartig über die gesamte Bettbreite ausgeschnitten ist. Bei der Zinkung entsteht kein durchgehender Stoß, sondern ein mit jedem Zinken wechselnder Stoß.

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Bei der Zinkung gibt es nochmals unterschiedliche Ausführungen, die auch unterschiedliche Namen tragen. Typische Formen sind etwa Fingerzinken und der sogenannte Schwalbenschwanz.

Als Fingerzinken wird die Verbindung bezeichnet, wenn mehrfache Zapfen mit Zinken zusammengefügt werden. Diese Art des Verbindungsmittels wird unter anderem dann gewählt, wenn man Vollholzflächen zusammenbauen möchte. Durch die Verbindung mit Fingerzinken kann das Holz ungehindert schwinden und quellen, sich aber nicht werfen. Bei einem Schwalbenschwanz erinnert die Form der einzelnen Zinken an den gegabelten Schwanz einer Schwalbe.

Mit Winkeln aus Metall lassen sich Holzbalken unkompliziert und schnell verbinden.
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Moderne Holzverbindungen

Mittlerweile muss eine Holzverbindung nicht ausschließlich aus Holz bestehen. Um Holzbauteile noch stabiler miteinander zu verbinden, wird heutzutage vor allem bei zimmermannsmäßigen Verbindungen ein drittes Verbindungsteil hinzugenommen. Diese modernen Verbindungsmittel gibt es dabei:

Holznagelverbindung

Um zu verhindern, dass ein Zapfen aus dem Zapfenloch rutscht oder sich ein Blatt oder ein Kamm löst, können Nägel aus Holz oder einem anderen Material in ein vorgebohrtes Loch der Verbindung eingeschlagen werden.

Verbindungen aus Metall

Nägel aus Holz werden heutzutage überwiegend im traditionellen Handwerk eingesetzt, etwa bei der Sanierung eines Fachwerkhauses. Im modernen Holz- und Möbelbau werden stattdessen Schrauben, Bolzen oder Nägel aus Metall genutzt. 

Ein gutes Beispiel für Holzverbindungen aus Metall sind Winkelverbinder und die dazu passenden Schrauben. Winkelverbinder werden unter anderem dazu verwendet, um Balken zu verbinden. Im Holzbau können spezielle Winkelverbinder sogar tragende Sparren aus Holz zusammenhalten.

Verbindungen aus Dübeln

Gerade im Möbelbau hat sich mittlerweile das Verbinden mit Dübeln durchgesetzt. So können selbst Laien Möbel daheim selbst zusammenbauen. Klassische Dübel werden aus Holz gefertigt und entweder von beiden Seiten in die Bohrlöcher gesteckt oder für mehr Stabilität in einem Loch eingeleimt. Die Dübel haben in der Regel eine glatte oder eine geriffelte Oberfläche.

Flachdübel

Statt klassischer Dübel können auch Flachdübel zum Verbinden eingesetzt werden. Diese sind heutzutage unter dem Markennamen „Lamello-Verbindungen“ bekannt. Flachdübel eignen sich besonders bei den Korpus- und Eckverbindungen und auf Gehrung.

Unsichtbare Holzverbindungen

Möchte man im Möbel- oder im Holzbau Teile verbinden, ohne dass man die Verbindungsmittel optisch sieht, gibt es auch unsichtbare Holzverbindungen. Diese kommen beispielsweise beim Verbinden von Balken zum Einsatz.