Homestaging: Haus und Wohnung in Szene setzen

Beim Homestaging ist es wichtig, die Räumlichkeiten frei von einer zu stark personalisierten Einrichtung zu machen.
Kare Design

Manchmal ist es nicht nur Zeit für einen Tapetenwechsel, sondern sogar für einen Immobilienwechsel. Doch was passiert mit dem zurückgelassenen Gebäude? Oder was tun mit einer geerbten Immobilie, die sich wegen ihres betagten Zustands nicht an den Mann bringen lässt? Das Zauberwort heißt: Homestaging! Zu Deutsch: professionelles Herrichten von Immobilien zur Verkaufsförderung. Wir erklären woher der Trend kommt, worauf Sie achten müssen und was die Erfinderin Barb Schwarz aus den USA dazu sagt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Homestaging steigert die Attraktivität von Immobilien durch professionelles Aufwerten, um schneller Kaufinteressenten zu finden. Es umfasst Malerarbeiten, neue Bodenbeläge und modernes Interieur.

  • Ursprünglich aus den USA, wird Homestaging auch in Deutschland immer beliebter. Es verbessert die Verkaufschancen durch ansprechende Inneneinrichtung und professionelle Fotografie.

  • Homestaging-Erfinderin Barb Schwarz betont die Bedeutung einer neutralen Gestaltung und warnt vor zu persönlicher Dekoration, die Interessenten abschrecken kann.

Wer kennt das nicht: Man ist auf Wohnungs- oder Haussuche, schaut sich unzählige Anzeigen auf Vermittlungsportalen an, die Anzeigen klingen verlockend: „Exklusives, gemütliches Appartement in bester Lage anzubieten“. Klickt man sich durch die Bildergalerie, schreckt man leider meistens enttäuscht zurück. Die Gründe dafür sind einfach: Entweder sind die Räumlichkeiten schlecht fotografiert, die Zimmer sind unordentlich, es herrscht seit geraumer Zeit Leerstand, die Räume scheinen dunkel, es gibt sichtbare Schäden an Wänden und Böden oder die Gestaltung der Räumlichkeiten ist zu stark personalisiert und trifft nicht jeden Geschmack. Alle das sorgt oftmals für einen langwierigen Verkaufs- oder Vermietungsprozess.

Homestaging zielt darauf ab, Wohnungen oder Häuser für Interessenten so attraktiv wie möglich zu machen. Für Leute, die ihr Haus verkaufen wollen, bedeutet das, dass sie alle Wände neu streichen oder auch neue Bodenbeläge verlegen sollten. Ist das Handwerkliche erledigt, kommt viel Licht, Kunst und modernes Interieur ins Spiel – so wird die Immobilie in eine neue Zeit gehoben, mit dem Ziel, eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen. Eine solche Aufwertung ist dabei sowohl für Makler als auch für Privatverkäufer eine Option.

Woher kommt Homestaging?

Der Trend kommt aus den USA und besteht dort seit den 1980er Jahren. Seit einigen Jahren findet die Vermarktungsmethode auch in Deutschland Nachahmer. Hinter dem vielversprechenden Begriff verbirgt sich die Idee, Wohnobjekte durch eine temporäre neue Inneneinrichtung mit besseren Verkaufschancen auf dem Markt zu platzieren – oder, mit anderen Worten: Die perfekte Anzeige fürs Immobilienportal aufzugeben. Denn nach der Auffrischung zeigt sich das Potenzial des ehemals muffigen Eigenheims vorteilhafter und es fällt leichter das Haus zu vermieten oder das Haus zu verkaufen

Farbiges Dekor spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es ersetzt persönliche Gegenstände der Vorbesitzer während einer Besichtigung und simuliert einen Charme, der mögliche Käufer zum definitiven Kauf motivieren soll – oft nachdem die Objekte zuvor lange leer standen. Leider kann das repräsentative Mobiliar selten mitgekauft werden. Eine vorteilhafte Immobilienfotografie gehört natürlich auch dazu.

Vorteile im Kurzüberblick

  • Wertsteigerung: Homestaging kann zu einem höheren Wert und damit zu höheren Verkaufspreisen führen.

  • Schnellerer Verkauf: Attraktive Gestaltung führt oft zu schnelleren Verkaufszeiten.

  • Bessere Präsentation: Professionell gestaltete Räume sehen auf Fotos und in Online-Listings besser aus.

  • Emotionale Verbindung: Eine Bindung hilft Käufern, sich ein Leben in der Immobilie vorzustellen.

  • Hervorhebung der Stärken: So betont man die besten Merkmale der Immobilie.

Beispiele für Homestaging Beispiel 1: Aus Dunkel mach Hell

Die große Fensterfront wird mit dem hereinfallenden Tageslicht zur idealen Belichtungsquelle für den großen Innenraum der Villa mit 350 Quadratmetern Wohnfläche. Vor der Kosmetik-Kur absorbierte die dunkle Wandfarbe alle Helligkeit und ließ die Raumteilung unvorteilhaft wirken. Die imposante Wendeltreppe verschwand in der trüben Raumtiefe. Cornelia Augustin aus Mainz lockte mit einem weißen Neuanstrich und freundlichen Möbeln das Licht der Sonne zurück in den Raum und demonstrierte mit der einladenden Sofa-Ecke, welche Chance der Raumteiler bietet. Nach nur zehn Wochen kam die Kaufzusage.

Vorher: Trotz der bemerkenswerten Fensterfront wirkte der Raum dunkel und trist. 10 Jahre stand das Objekt leer... Nachher: Helle Einrichtungsgegenstände hellen den Raum auf. Ohne Raumteiler scheint der Raum größer.
Heike Riost / www.heikerost.com

Beispiel 2: Farbe bringt Freude

Das Credo für die Neuinszenierung einer unscheinbaren Küche lautet Farbspiel. Weiß und Gelb ergänzen sich ideal, um den Raum im Tageslicht leuchten zu lassen. Iris Barwa aus Oberhausen kreierte mit Farbanstrich, neuen Böden und dekorativen Details eine Fröhlichkeit und Offenheit, die Küche, Ess- und Wohnraum optimal verbindet. Die Profi-Fotografie tut ihr Übriges.

Vorher: Die offene Küche des 95 Quadratmeter großen Zechenhauses wirkte dunkel und reichlich spießig. Nachher: Helle und moderne Möbel erwecken die Küche zu neuer Lebendigkeit.
Iris Barwa

Beispiel 3: Retro und modern

Anja Wittig von „Raumcouture“ hat das einst verlassene Dachgeschosszimmer wiederbelebt. Helle Möbelstücke und ein neuer Teppichboden verleihen dem Raum eine positive Ausstrahlung, die freudig stimmt. Der knallgelbe Lounge-Chair aus Holz vereint Retro-Chic mit trendiger Moderne und ist der Star des Teenager-Zimmers.

Vorher: Die abgenutzte Tapete der geerbten Doppelhaushälfte aus dem Baujahr 1973 ist überholt.Nachher: Freundliche Möbel und Farbkontraste schöpfen das Potential des Raumschnitts voll aus.
Anja Wittig

Beispiel 4: Weniger ist mehr

Altes raus, Neues rein! Mit diesem Vorsatz hat Matthias Koerber in Schleswig-Holstein das Wohnzimmer im Einfamilienhaus von 1980 modernisiert. Zwei Polstermöbel komplementieren die helle Neueinrichtung zu einem gemütlichen Lebensraum. Der weiße Teppichboden reflektiert das Tageslicht gekonnt in das Zimmer, und florale Elemente schaffen ein frühlingshaftes Flair mit Wohlfühlfaktor.

Vorher: Massive Holzmöbel machen das großzügige Wohnzimmer eng und sperrig.Nachher: Lässige Polstermöbel mit farblichen Dekor-Elementen lassen Gemütlichkeit zu.
Matthias Koerber / Uwe Zeitter / www.uwehoch2.de

Beispiel 5: Groß für Klein

Das dunkle Mobiliar aus dem kleinen Vorher-Bild gab dem Raum keine wohnliche Atmosphäre. Damit die schöne Dachschräge zu ihrem alten Schein zurückfindet, hat Andrea Dangers aus Baldham bei München die Aquatöne der Holzdecke auch in die Umgestaltung integriert. Ansprechende Details hellen das Interieur auf – und man kann sich gut vorstellen, wie Kinder hier mit Freude spielen.

Vorher: Dunkle Holzkommoden sind nicht gerade kindertauglich für das das Dachgeschosszimmer.Nahher: Eindrucksvolle Farben illuminieren den Raum von innen heraus. Frisch und fröhlich ist nun der erste Eindruck.
Gerhard Blank / www.luftbildmuenchen.com

Weitere Vorher-Nachher-Beispiele

Auch die nachfolgenden drei Beispiele machen deutlich, was Homestaging bewirken kann.

Wie finde ich den richtigen Home-Stager?

Seit einigen Jahren gibt es auch in Deutschland viele verschiedene Dienstleister, die Homestaging in ihrem Portfolio anbieten, doch Achtung! Nicht immer handelt es sich hierbei um erfahrene Personen. Um also wirklich seriöse Home-Stager zu finden, die Ihnen dann nach getaner Arbeit mehrere Kaufinteressenten an Land spülen, sollten Sie Folgendes beachten:

  • Bevor Sie einen Anbieter mit dem Homestaging Ihrer Wohnung beauftragen, empfehlen wir, diesen erst kennenzulernen und sich Bildmaterial zu seinen bisherigen Aufträgen anzuschauen. Stellen Sie sicher, dass es sich dabei um echte Bilder handelt und nicht um gekauftes Bildmaterial aus dem Internet.

  • Anschließend ist es wichtig, dass der Home-Stager Ihnen zu den Bildern Beispielzahlen nennen kann: Wann wurde gestagt? Wie teuer war dies? Und für wie lange hat es gedauert, bis das Haus verkauft wurde?

  • Fragen Sie auch wann die Immobilie verkauft wurde und zu welchem Verkaufspreis. Nur wenn Sie sich wirklich sicher sind, dass der Stil und die Arbeitsweise des Anbieter zu Ihrem Bedürfnissen und Wünschen passt, können Sie den Vertrag unterschreiben.

Erfinderin Barb Schwarz im Interview

Die Erfinderin des Homestaging, Barb Schwarz, hat lange Zeit als Immobilienmaklerin gearbeitet und die Notwendigkeit erkannt, Objekte verkaufs- oder vermietungsfördernd herzurichten. Schon nach kürzester Zeit merkte sie, dass sich die Häuser um ein Vielfaches schneller verkauften. So gründete sie das erste Homestaging-Unternehmen. Vor Kurzem war sie auf Initiative der deutschen Homestagerin Cornelia Augustin und des Verbandes DGHR (Deutsche Gesellschaft für Home Staging und Redesign) das erste Mal in Deutschland unterwegs. Wir von HAUS.DE konnten mit Barb Schwarz sprechen und haben uns ein paar Tipps geholt:

Die Erfinderin von Homestaging, Barb Schwarz (r), überreichte während ihrer Zeit in Deutschland einen DGHR-Preis an die deutsche Homestagerin Cornelia Augustin (l).
Cornelia Augustin Home Staging/Lisa Treusch Fotografie/DGHR