Inflation im August bei voraussichtlich 6,1 Prozent
Die Inflation in Deutschland verliert weiter an Dynamik. Nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts stiegen die Preise im August im Jahresvergleich um 6,1 Prozent - nach 6,2 Prozent im Juli und 6,4 Prozent im Juni. Deutlich über dem Schnitt lagen aber weiterhin die Preissteigerungen für Nahrungsmittel und für Energie.
Die Verbraucherpreise bei den Dienstleistungen stiegen um 5,1 Prozent und bei den Waren um 7,1 Prozent - hierzu gehören auch Energie und Nahrungsmittel. Die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe legten im Jahresvergleich um 8,3 Prozent zu, die Preise für Nahrungsmittel um 9,0 Prozent. Bei letzteren zeichnet sich aber eine Entspannung ab, denn von Mai bis Juli waren die Preise für Nahrungsmittel noch im zweistelligen Bereich gestiegen.
Die Inflation ohne Nahrungsmittel und Energie, die sogenannte Kerninflation, liegt im August voraussichtlich bei 5,5 Prozent. Verglichen mit Juli stiegen die Verbraucherpreise insgesamt im August um 0,3 Prozent. Bei den Daten handelt es sich um erste Schätzungen zur Inflation. Die endgültigen Ergebnisse will die Behörde am 8. September veröffentlichen.
Sebastien Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, rechnet im September mit einem deutlicheren Rückgang der Inflation. Darauf deuteten erste Daten aus Nordrhein-Westfalen und Bayern hin, erklärte er.
Außerdem ließen mehrere Basiseffekte darauf schließen, fuhr Dullien fort: So war die Inflation zwischen Juni und August dieses Jahres vergleichsweise hoch, weil im Vorjahreszeitraum das Neun-Euro-Ticket und der Tankrabatt die Preise deutlich gedrückt hatten. Dieser Effekt dürfte im September vorbei sein.
Gleichwohl dürfte die Inflation noch eine Weile über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent liegen. Für 2023 rechnet das IMK "noch mit spürbar mehr als fünf Prozent" und 2024 dann mit einem Jahresschnitt von 2,4 Prozent. Da die Zinserhöhungen der EZB ihre Wirkung noch nicht vollends entfaltet hätten, müsse sie aber trotzdem eine Zinspause einlegen, forderte Dullien.
Analyst Claus Niegsch von der DZ Bank erklärte, was für die kommenden Monate auf niedrigere Raten hoffen lasse, sei die Entwicklung der Importpreise. Diese waren laut Statistikamt im Juli im Jahresvergleich deutlich um 13,2 Prozent gesunken, vor allem wegen niedrigerer Energiepreise.
hcy/ilo