Die Inflation geht jetzt spürbar zurück – und der Preisdruck lässt weiter nach, zeigen diese neuen Daten und Grafiken
Die historische Inflationswelle in Deutschland läuft langsam aus. Die Preise für die Verbraucher sind nicht nur besonders stark gestiegen, die Teuerungswelle hält auch besonders lange an. Die Inflationsrate geht zwar zurück, betrug im Oktober aber immer noch 3,8 Prozent. Lebensmittel waren sogar sechs Prozent teurer als vor einem Jahr. In den nächsten Monaten werden einige Sondereffekte die Teuerungsraten im Jahresvergleich noch hochhalten. Auf mittlere Sicht dürften die Inflation aber weiter nachlassen. Der Preisdruck lässt nach. Das zeigt ein Blick auf neue Zahlen und Fakten aus der Wirtschaft.
1. Die Importpreise fallen deutlich
Die Importpreise sinken im Vergleich zum Vorjahr immer noch deutlich. Das liegt besonders an den Preisen für Energieimporte. Die Preise für Gas, Öl und Kohle waren nach Russlands Überfall auf die Ukraine auch am stärksten gestiegen. Im September 2023 lagen die Importpreise insgesamt um satte 14 Prozent unter dem Vorjahr. Dies war einer stärksten Preisrückgang im Jahresvergleich seit 25 Jahren.
Energieimporte waren sogar rund 47 Prozent billiger als vor einem Jahr. Doch auch ohne Berücksichtigung der Energiepreise waren die Importpreise um 3,4 Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Die Grafik zeigt, dass der große Druck durch die Energiepreise bei den Importpreisen vorbei ist.
2. Die Erzeugerpreise sinken so stark wie noch nie
Für die Unternehmen, die in Deutschland produzieren, lässt der Preisdruck seit Monaten nach. Seit zwei Monaten fallen die Preise für die Hersteller sogar in hohem Tempo. Im August waren die Erzeugerpreise um 12,6 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Das war der zweite Rückgang der Preise auf dieser Ebene seit November 2020 und der stärkste Rückgang in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Erzeugerpreise entwickeln sich damit deutlich günstiger als die allgemeine Inflationsrate.
Bei den landwirtschaftlichen Produkten sinken die Preise auf der Erzeugerstufe bereits seit Juni. Die Preise lagen hier im Juli um 3,7 unter dem Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit. Dies war der vierte Rückgang in Folge. Vor allem pflanzliche Produkte wie Obst, Gemüse und Getreide wurden auf der Erzeugerstufe um rund 10 Prozent günstiger. Für tierische Produkte waren die Preise etwa stabil.
3. Im Großhandel sinken die Preise seit Monaten
Noch näher an den Verbrauchern ist der Großhandel. Sie lagen im September 4,1 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Im Großhandel war dies bereits der sechste Preisrückgang in Folge. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Großhandelspreise geringfügig um 0,2 Prozent.
Auch im Großhandel sorgen im Jahresvergleich vor allem sinkende Energiepreise für Entspannung. Ölprodukte waren um 20 Prozent billiger als vor einem Jahr. Für die Nahrungspreise kommen aus dem Großhandel gemischte Signale: Getreide, Saatgut und Tierfutter wurden deutlich billiger. Dagegen erhöhten sich im Großhandel die Preise für Zucker, Süßwaren, Obst, Gemüse und Fleisch.
4. Weniger Firmen wollen ihre Preise erhöhen
Dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist, zeigt die regelmäßige Umfrage des ifo-Instituts zu den Preisplänen der Unternehmen. Denn immer noch plant eine Mehrheit der Unternehmen Preiserhöhungen. Im Oktober nahmen ihre Preiserwartungen immerhin noch einmal geringfügig ab. „Damit werden die Verbraucherpreise zwar weiter steigen. Allerdings lassen das Tempo und damit die Inflation nach“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Entspannung gibt es zudem bei einem weiteren Preistreiber der vergangenen Monate: Lieferengpässe im Einzelhandel und die Materialknappheit für Unternehmen nimmt ebenfalls laut aktueller ifo-Umfragen weiter ab.
4. Wie geht es weiter mit der Inflation? Das hängt vor allem am Ölpreis
Der Scheitelpunkt der Inflationswelle ist vorbei. In Teilen der Wirtschaft lässt die Teuerung nicht nur nach, sondern viele Preise sinken im Jahresvergleich sogar.
Die vierte Grafik zeigt, was dies für die allgemeine Inflationsrate bedeutet, also für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Sie folgen den Preisen für Importe, bei den Erzeugern und im Großhandel. Die Preise für die Konsumenten schwanken aber nicht so stark. Nach den Preisschocks 2021 und 2022 waren die Verbraucherpreise nicht so schnell und stark gestiegen wie die Preise in der gewerblichen Wirtschaft. Dafür gehen sie jetzt auch nicht so schnell und stark wieder zurück.
Im Dezember greift nun noch einmal ein Sondereffekt. Vor einem Jahr hatte der Staat mit der Dezemberhilfe Teile der Energierechnung von Haushalten übernommen. Dies hatte die Inflationsrate seinerzeit gedrückt. Im Dezember 2023 wird sie durch diesen Effekt etwas höher ausfallen.
Fazit: Die allgemeine Inflationsrate dürfe auf mittlere Sicht spürbar zurückgehen. Für die Verbraucher können einzelne Produkte auch billiger werden. Insgesamt dürfte der Preisauftrieb zwar noch einige Zeit anhalten, aber deutlich gedämpft. Wie schnell sich die Preise im Einzelhandel normalisieren, hängt vor allem vom Wettbewerb ab. Sorgen bereiten die zuletzt wieder steigenden Preise für Öl und Gas. Sie könnten die gesamte Inflation neu anfachen.