Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt dauert an
Trotz Bemühungen um eine Waffenruhe hat die Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt am vierten Tag in Folge angedauert. Die israelische Armee und bewaffnete palästinensische Gruppen feuerten am Freitag erneut Raketen ab. Nach Angaben der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad wurde ein ranghoher Vertreter der Gruppe bei einem israelischen Angriff getötet. Insgesamt stieg die Zahl der vermeldeten Getöteten auf beiden Seiten seit Dienstag auf 34.
Der israelischen Armee zufolge wurden seit Dienstag insgesamt 973 Raketen auf das Staatsgebiet abgefeuert, 296 davon habe das Luftabwehrsystem abgefangen. Demnach landete ein Viertel der von militanten Palästinensern abgeschossenen Raketen auf dem Gebiet des Gazastreifens. Dabei kamen den Angaben zufolge vier Menschen ums Leben, darunter drei Minderjährige. Zu den eigenen Angriffen erklärte die israelische Armee, sie habe mehr als 250 Ziele, Standorte oder Mitglieder des Islamischen Dschihad ins Visier genommen.
Ein Sprecher des Islamischen Dschihad sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein ranghoher Vertreter der militanten Gruppe sei am Freitag bei einem israelischen Angriff auf den Gazastreifen getötet worden. Der Islamische Dschihad, der enge Verbindungen zum Iran hat, ist im Gazastreifen stark vertreten. Die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Gruppe nutzt das Palästinensergebiet immer wieder für Raketenangriffe auf Israel.
Seit dem Tod eines ranghohen Vertreters des Islamischen Dschihad in israelischer Haft ist die Lage in der Region extrem angespannt. Der 45-jährige Häftling Chader Adnan war Anfang Mai nach einem monatelangen Hungerstreik gestorben.
Vom palästinensischen Gesundheitsministerium hieß es, seit Beginn der gegenseitigen Angriffe seien im Gazastreifen insgesamt mindestens 33 Menschen getötet worden. Darunter seien neben palästinensischen Kämpfern auch Kinder. Mehr als 110 weitere Menschen seien im Gazastreifen verletzt worden.
In Israel wurde Polizeiangaben zufolge am Donnerstag im südlich von Tel Aviv gelegenen Rehovot ein Mensch beim Einschlag einer Rakete in ein Wohngebäude getötet. Rettungsdiensten zufolge wurden seit Mittwoch in Israel zudem fünf Menschen verletzt.
Derweil schwanden Hoffnungen auf auf eine Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien. Von einer Quelle beim Islamischen Dschihad hieß es, Israel störe "Ägyptens Bemühungen um eine Waffenruhe". Kairo gilt traditionell als Vermittler im israelisch-palästinensischen Konflikt. Zuvor hatte es vorsichtigen Optimismus gegeben, dass eine Waffenruhe näher rücken könnte.
Die Eskalation erfolgt vor dem Hintergrund der größten innenpolitischen Krise in Israel seit Jahrzehnten. Diese wurde von den heftig umstrittenen Plänen der rechtsreligiösen Regierung zum Umbau der Justiz ausgelöst. Die Pläne zielen darauf ab, die Gewaltenteilung in Israel zugunsten des Parlaments einzuschränken. Die Opposition warnt seit Wochen davor, dass Israel durch die Krise nach außen hin geschwächt werde.
Im Deutschen Bundestag wurde am Freitag der 75. Jahrestag der Gründung des Staates Israel gewürdigt. Israel habe "das Recht auf Selbstverteidigung", betonte dabei FDP-Fraktionschef Christian Dürr mit Blick auf die Sicherheitslage im Nahen Osten. Das Land werde fortwährend von radikalen islamistischen Gruppen "mit Raketen bedroht und beschossen".
Vertreter der Fraktionen der Regierungsmehrheit wie der Union bekräftigten in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und des israelischen Botschafters Ron Prosor die Solidarität Deutschlands mit Israel und den Einsatz gegen Antisemitismus.
mhe/dja