Jüdische Studierende berichten von Antisemitismus an deutschen Universitäten
Die Jüdische Studierendenunion Deutschland JSUD beobachtet seit dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ein zunehmend israelfeindliches und antisemitisches Klima an deutschen Universitäten. "Viele Kommilitonen wagen es nicht mehr, sich durch einen Davidstern-Anhänger als jüdisch zu erkennen zu geben", sagt JSUD-Vizepräsident Noam Petri dem Magazin "Focus" laut Vorabmeldung vom Freitag. "Eine erhebliche Anzahl hat Angst, überhaupt in die Uni zu gehen."
Bei Debatten über den Nahostkonflikt in Seminaren oder Vorlesungen würden jüdische Studierende zum Teil persönlich angegangen, berichtete Petri demnach. Immer wieder würden sie von Kommilitonen oder auch Dozenten gedrängt, sich vom Staat Israel zu distanzieren. Dem JSUD-Vizepräsidenten zufolge heizen dabei deutsche und ausländischstämmige Pro-Palästina-Aktivisten die Stimmung in Seminaren und Vorlesungen an. Zum Teil würden auch Organisationen aus dem Umfeld der Hamas auftreten. Viele israelfeindliche und antisemitische Inhalte will der jüdische Verband dem Bericht zufolge auch in WhatsApp-Gruppen der Fachschaften ausgemacht haben.
Besonders deutlich treten die Spannungen offenbar in studentischen Gremien zutage. Der JSUD berichtete dem Magazin unter anderem von einer Sitzung des Studierendenparlaments der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dort seien jüdische Teilnehmende daran gehindert worden, Fotos israelischer Hamas-Geiseln vor sich auf die Tische zu legen, sagte Petri. Die Sitzungsleitung habe die Sorge geäußert, die Ausdrucke könnten bei Betrachtern negative Emotionen "triggern". Eine Antidiskriminierungs-Beauftragte des Allgemeinen Studierendenausschusses AStA habe zudem Israel als "kriegsverbrecherischen" Staat bezeichnet.
Die Pressestelle der Universität betonte laut "Focus", die Einrichtung stehe auf der Seite Israels. Das Studierendenparlament agiere eigenständig. Beim AStA hieß es demnach: "Wir verurteilen den Terror zutiefst." Die Darstellung der JSUD sei nicht korrekt. Diese forderte Universitäten insgesamt auf, "harte Konsequenzen" zu ziehen, sollten Beschäftigte oder Studierende Terror verharmlosen. "Jemand, der die Arbeit islamistischer Organisationen gutheißt, hat keinen Platz an einer Universität", betonte Petri.
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