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Japan: Tausend Dollar für das Glück

Glücksstand Japan
In Japan gibt es Glück in vielen Formen zu kaufen. Foto: Fortune telling/nakashi; CreativeCommons by-sa-2.0-de

In Japan kann man das Schicksal kaufen, das einem Glück garantiert. Es kostet zehn Minuten und tausend Dollar. Dafür braucht es nur ein paar Schnitte, ein bisschen verbrannte Haut und einen Monat Heilung.

Glück ist für die Japaner ein hohes Gut. Dafür beten sie, binden Glücksbotschaften an Stangen vor den Tempeln und lassen sich aus der Hand lesen. Bisher war das ein lukratives Geschäft, um die siebzig Dollar kosteten die guten Versprechen. Den Japanern war es das wert. Aber nicht jeder verlässt den Wahrsager mit einer frohen Botschaft – die Schicksalslinien in der Hand lügen nicht. Sie sind von Geburt an in die Hände geschrieben. Wer Pech hat, behält noch als Erwachsener eine babyglatte Haut ohne Furchen und Falten. Nicht jeder will sich damit abfinden, dass ihm das Schicksal dadurch ein kurzes Leben, langweilig und ohne Erfolg verheißt.

Um einer solch tristen Aussicht entgegenzuwirken, legen sich immer mehr Japaner unter das Messer. Genau genommen nur ihre Hand. Mit einem elektrischen Skalpell schneidet ein Chirurg die erwünschten Linien in die Hand. Dabei werden die Wunden verbrannt, nur so bleiben die Linien für immer erkennbar. Einfache Schnitte, nicht verbrannt, würden schon bald wieder verheilen und die Schicksalslinien in der Hand blieben die alten.

Begonnen hat diese Entwicklung wohl mit einem Mann, der in die Shonan Beauty Clinic kam. Er soll damals zu dem Schönheitschirurgen Takaaki Matsuoka gesagt haben, er wolle mehr finanziellen Erfolg. Der Arzt solle ihm dafür die entsprechenden Linien in die Hand schneiden. Gegen tausend Dollar und nach einiger Recherche zum Handlesen ließ sich der Arzt darauf ein. Seitdem lassen immer mehr Menschen diesen Eingriff machen – besonders Männer. Um Schönheit geht es dabei nicht. Die angestrebten Ziele gelten häufig der eigenen Karriere und Reichtum.

Um wirklich das Schicksal aus der Hand zu lesen, muss man nicht nur die Linien kennen – auch Hügel und Kreuzungen in der Handinnenfläche spielen eine Rolle. Matsuokas Patienten jedoch genügen die Linien. Viele hätten nach dem Eingriff tatsächlich Glück gehabt: einen neuen Partner gefunden oder im Lotto gewonnen. Das zumindest behauptete Matsuoka gegenüber verschiedenen Medien.

Handinnenfläche
Wahrsager behaupten, das Schicksal eines Menschen in den Handlinien zu erkennen. Foto: pixabay.com

Was absurd klingt, kann tatsächlich funktionieren. Aber nicht, weil die Eigenschaften des jeweiligen Menschen sich etwa den neuen Linien anpassen würden, er zum Beispiel auf einmal unternehmerisches Geschick besitzt, obwohl er vorher ein Chaot war. Vielmehr funktioniert das künstliche Handlinienglück wie eine self-fulfilling prophecy – Leute, die glauben, sie würden glücklich, werden oft tatsächlich glücklich. Das glaubt auch Matsuoka. Vielleicht wird der ein oder andere Geschäftsmann tatsächlich zielstrebiger nach dem Eingriff, vielleicht traut sich eine Frau plötzlich diesem einen Mann zu sagen, dass sie ihn liebt – einfach, weil sie glauben, dass das jetzt ihr Schicksal sei und dieses Schicksal ihnen die Berechtigung zum neuen Handeln gibt.

Aber nicht nur in Japan lassen sich Menschen an den Händen operieren. Auch die Bewohner Großbritanniens sind nicht zufrieden mit dem, was die Natur ihnen geschenkt hat. Doch statt mehr Linien in der Handinnenfläche wollen sie weniger. Eine glatte Haut ist das Ziel. Ein verjüngendes Serum kostet knapp vierhundert Dollar, die Behandlung mit Hyaluronsäure das Dreifache. Wem das Schicksal in Japan irgendwann doch nicht mehr in die Hände spielt, der kann ja nach Großbritannien fliegen und versuchen, sich für zehn Minuten und tausend Dollar die Glückslinien wieder wegspritzen zu lassen. Vielleicht bringt ihm diese Behandlung endlich das erhoffte Glück.
(bif)